eigenen scheussliche monströse Köpfe zeigten. Diese Masken waren
von Mehlkörben gemacht, über die ein Stück Turiri (tuchähnlichen
Baumbastes) gezogen war. Rachen und Zähne waren an diesen Gesichtern
nicht gespart, und die Grundfarbe war weiss. Ein Anderer erschien
gänzlich in einen Sack von Turiri eingehüllt, der auf das Aben-
theuerlichste bemalt war. Er trug eine Maske, die den Tapirkopf vorstellte
, kroch auf allen Vieren, und ahmte mit dem Rüssel die Gebärden
der Anta nach, wenn sie weidet. Um den wüthenden Lärm noch zu
vergrössern, klopften einige auf kleinen Trommeln (Oapycaba) aus dem
Holze von P an a x JYIorototoni hin und her, und endlich griff man nach
dem grossen Sponton des Tubixava, (Fig. 20. der ind. Waffen), durch
dessen Vibration -ein schrillender Ton hervorgebracht wird. Diese wilden
Töne erregten zu einem Kriegstanze, der nun von dem Tubixava
selbst mit seinen muntersten Kriegern ausgeführt wurde. Sie versteckten
sich hinter die grossen, aus T a p i r l e d e r geschnittenen, runden Schilde,
die sffe von den Miranhas einhandeln, und warfen, unter drohenden
Gebärden-hin und herschleichend, die Wurfspiesse darauf. (S. „Waffentanz
der Juri“ im Atlas.) Dieser Tanz vereinigte die gesammte wilde und
furchtbare Plastik, welche der rohe Naturmensch America’s an seinem
Strophe aus. Die Reihe der Tänzer, den ganzen Rancho einnehmend, schwenkte von einem
Ende zum andern in zwei längen abgemessenen und einem dritten kurzen Schrittfei Df§ Flügelmänner
hatten dabei v ie le n laufen, und stolperten nicht selten zum grossen Gelächter der
Uebrigen und der Zuschauer. Von Zeit zu Zeit (heilten sie sich in zwei Reihen, die sich,
einander mit den Gesichtem zügewendet, gegenseitig tiefe Bücklinge machten, darauf ergriffen
sich die Mittelsten bei der Hand, und so bildeten beide Reihen ein Kreuz; endlich dehnten sie
sich wieder in eine Reihe aus, stiessen von Zeit zu Zeit die Kniee vor, machten tiefe Bück-
linge, und beschlossen, nachdem sie ermüdet waren, unter unregelmässigem Geschreie. Als
es ganz dunkle Nacht geworden war, gesellten sich auch die Weiber zu den Tänzern, die nun
den eigentlichen Nationaltanz der Juris aufführten. Die Männer standen in zwei Reihen hintereinander;
die hinteren legten ihre Hände auf die Schultern der Vormänner; eine dritte Reihe
neben den Männern bildeten die Weiber. Der Zug bewegte sich in schnellem Schritte bald im
Kreise, bald in verschiedenen Richtungen. Statt der Pfeifen ertönte jetzt der Gesang der Tanzenden
in Unisono,'durch das Kreischen der Weiber zu wahrhaft gräulichen Tönen erhoben. (Musikbeilage
Nro. 8.) Eine bessere Musik, als die, welche sie,auf ihren Gaitas und ihrem Memby
(Papagenopfeifen aus Rohr oder aus Menschenknochen und einer Art Rohrsehalmei) hervorbrachten,
schien keinen Eindruck auf sie zu machen; was ich bei allen Indianern bemerkt habe.
gedrungenen Körper darstellt. Die schnellen drohenden Wendungen
dieser nackten Krieger, deren, mit Thran bestrichene, Musculatur wie
Erz glänzt, die abscheulichen Grimassen der tatowirten, von Urucü
gerötheten Gesichter, das plötzliche Aufschreien beim Wurf oder Stoss,
und das hämische Grinsen, wenn sich der Gegner hinter sein Schild
verbergen muss, welch grässliches Bild der Rohheit! — Während des
Tanzes hatten einige Indianer ein abgetriebenes Gebüsche angezündet,
in dessen Nähe ein Gehäge von Bambusrohren stand. Diese zersprangen,
wenn die Luft in ihnen bis zu einem gewissen Grade erhitzt war,
und es entstand ein so fürchterliches Geknalle, dass ich im ersten Augenblicke
ein nahes Kleingewehrfeuer zu vernehmen meinte. Diese
baumartigen Rohre {Tacoaragu), stehen so dicht, dass man eine künstliche
Anlage in ihnen kaum verkennen kann; und die Wilden behaupten,
sie seyen Reste ehemaliger Befestigungen. Die jungen Triebe enthalten
bisweilen eine Pinte Wassers, das sich allmälig in eine Gallerte
und in Stein {Tabaschir) verdichten soll. Es war mir nicht möglich
, einige von diesen Steinen zu erhalten.: Die Indianer scheuen sich,
das Wasser zu trinken, da es Blasenstein verursache. Es hatte fünf
bis sechs Grad R. weniger Wärme, als die Atmosphäre,' und schmeckte
wie Thau. Es war fast Mitternacht, als ich mich in meine Hangmatte
zurückzog, aber der Lärm der Tänze, welche bis an den Morgen
dauertet, gönnte mir kaum eine Stunde Schlafs. Ich fühlte mich angegriffen
von den gräulichen Anschauungen dieser Tage, den Strapatzen
der, stets unter Regen fortgesetzten, Reise und von angestrengtem Arbeiten.
Als ich daher beim Erwachen mich unmuthig und schwach
fühlte, musste ich ein Fieber fürchten, wogegen ich sogleich ein Brechmittel
gebrauchte, das mich erleichterte.
W ir verliessen Uarivau, nachdem die bisher entflohenen oder zurückgelassenen
Indianer wieder ersetzt worden waren, und ruderten
in sieben Fahrzeugen, über sechzig Mann stark, stromaufwärts. Unter
allen diesen Leuten zeigten fast nur diejenigen, welche wir von
Ega mitgebracht hatten, eine gesunde Gesichtsfarbe; alle Uebrigen wa-
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