einem geschmückten Wassergarten. - Fische durchschwärmen jetzt diese beschatteten Gewässer,
und viele,entledigen Sich hier in den tiefsten Gräben der Last ihrer Eier, aus denen die Brut
vor Beendigung der Ueberschwemmung in den Hauptstrom, zurückkehrt. Auch die Krokodile
und die Flussschildkröten haben sich in dieser Zeit aus den Tiefen in die trüberen und belebten
Gewässer des Ygapo gezogen, wo sie die Begattung vornehmen; die ersteren häufen ihre
Eier zwischen Moder und Uferschlamm an der Grenze der Ueberschwemmung auf; die Schildkröten
ziehen sich aus dem fliessenden ’Wasser in die Teiche und Seen, von. wo aus sie in den
Strom zurückkehren, sobald die Sandinseln wieder entblösst worden. Auf der äussersten Höhe
bleibt die Ueberschwemmung im Ygapo nur wenige Tage stehen j die Wasser beginnen dann
durch die Vertiefungen des Terrains wieder abzulaufen , und vier bis sechs Wochen nach, dem
höchsten Wasserstande treten die nun mit Schlamm überzogenen Waldflächen wieder aus der
Fluth hervor; Gras und Unterholz sprosst üppig nach, und die Thiere, aus höheren Gegenden
wiederkehrend, nehmen ihre alten Wohnsitze wieder ein.
Die p h y s is c h e n E ig e n s c h a f t e n des W^assers , welches der Amazonas führt, unterliegen
zwar einigen Veränderungen je nach seinen Perioden, jedoch nur im oberen Theile sind'
diese Veränderungen merklich. Dort ist das Wasser namentlich reiner, klarer und heller von,
Farbe während des niedrigen Wasserstandes, als während des Hochwassers. Tm untern Stromgebiete
, vorzüglich von Obydos abwärts, ist die Farbe des Stromes, im Ganzen angesehen,
schmutzig gelblich, wie das der Donau im Hochwasser; der Solimoes dagegen führt helleres,
etwas in das Grünliche ziehendes, in den trocknen Monaten klareres Wasser. Die Bewegung
des Amazonas ist so mächtig, und die Masse der Gewässer so gross, dass selbst die grössten
Tributarien, wie z. B. der Madeira, dessen Wasser heller als die des Amazonas sind, 'oder
der dunkelbraune Rio Negro, eine Meile unterhalb ihrer Vereinigung gar keine sichtbare Veränderung
hervorbringen. Im Glase angesehen ist das Wasser des Amazonas helle, und- sobald
die feinen, darin schwebenden Thontheilchen sich niedergeschlagen haben, vollkommen klar.
Die Indianer nennen den Amazonas wegen seiner weissen Farte, wahrscheinlich vorzüglich im
Gegensätze mit dem Bio Negro, Parana, pytynga d. i. weisser Strom. Die T em p e r a tu r
dieses Wassers haben wir auf dein ganzen Verlaufe unserer Reise nur wenigen Veränderungen
ausgesetzt gefunden ; aus dem Ströme geschöpft, da wo wir schifften, zeigte sie sich gewöhnlich
gleich 2i° R. Wir fanden sie fast gleichmässig bei höheren wie bei niedrigeren Ständen der
Lufttemperatur, so dass der Einfluss dieser auf jene nur sehr geringe erscheint, wie denn überhaupt
keine sehr beträchtliche Differenz zwischen den Temperaturgraden des Wassers und der
Luft, deren mittlerer Stand = 220 bis 22,5° R. ist, bemerkt wird. (Die niedrigsten Stände in
der Luft, welche wir beobachteten, waren = ^ i3° , die höchsten, im Schatten, = 38° R.)
Eine Quelle bei der Barra do Rio Negro, welche zwischen dem Sandsteine aus dem Walde
herabgeleitet wird, zeigte uns in zwölf, am Morgen um 7 Uhr angestelltcn, Beobachtungen
fast gleichmässig die Temperatur vpn 190 R ., so dass ich genügt bin, diese Wärme als die
mittlere der Quellen in dem dichtbewaldeten Aequatorialgebiete 'des Amazonas anzunehmen.
Wo seichte Wasserflächen den Sonnenstrahlen ausgesetzt sind,' erhalten sie nicht selten eine
ungewöhnlich höhe Temperatur, welche,“wie die Indianer bemerken, jedes Thier daraus verscheuchet.
Wenn wir manchmal nach seichten Buchten des Stromes gingen, um zu baden,
hielten uns die Indianer zurück, weil, wie sie sagten , das W asser nicht schnalzte, (Keine Fische
sich darin bewegten), also eine zum Baden zu hohe Temperatur habe. Wir fanden dassReau-
mur’s Thermometer in solchen Wasserflächen auf 370 bis 400 stieg. Die Gleichförmigkeit der
Temperatur des Wassers veranlasst die Indianer, das Bad als Schutzmittel gegen den Frost
zu gebrauchen, welchen siebei plötzlich erniedrigter Lufttemperatur sehr lebhaft empfinden ;
dessbalb besuchen sie es gerade bei Nacht, oder bei Sonnenaufgang, wo die Temperatur des
Wassers relative am höchsten ist. Auch die grossen Tributäre des Amazonas zeigten uns in
der Nähe ihrer Mündungen keine beträchtliche Verschiedenheit in der Temperatur ihrer Gewässer,
etwa mit Ausnahme des Rio Negro, der wegen seeartiger Tiefe vielleicht um einen Grad R.
kälter ist, als der Amazonas. Was die Reinheit dér Gewässer betrifft, so hängt dièse vorzüglich
von dem Zustande der periodischen Fülle oder Leere ab; in der höchsten Anschwellung
führen sie insgesammt schmutziges, von feinen Thontheilchen getrübtes, Wasser. Im Zustande
der Leere ist der Xingü am reinsten, nach ihm der Tapajoz, beider Wasser ist im Glase kry-
slallhelle; dann folgen der Rio Negro, der Yupurd, der Madeira, endlich der Amazonenstronn
-Wir haben versucht, die Schwere dieser Gewässer mittelst eines Baumé’schen Areometers zu
messen. Folgende Verhältnisse sind das Ergehniss dieser Untersuchung.
. O r t e d e r B e o b a c h tu n g .
Baumé’s II1
Areometer I
Reaumur’s
Thermom.
ÉÉRgï
S U Ja
Xingu^ hei Porto de Moz, 10. Septbr. (Stromleere)
Tapajoz, bei Santarem, 5i. Merz
Rio Negro, bei der Barra, 25. Octbr.
Yupurd, oberhalb der Mündung, 2. Merz (Strom vom Solimoes her
aügefullt)
Madeira, eine Tagreise oberhalb der Mündung, 16. Merz (höchste
Stromfülle)
Amazonas, bei Obydos , 30. Merz (Stromfulle)
7v°
7
7f
H
9l
8
20, 8°
22,2a..
20,44
2»/-. 7 ’
21,33
i,o549
i,o5n
1,0568
1,0645
i,o588
Bei allen diesen Versuchen ward das W asser aus der mittleren, am meisten bewegten,
und desshalb auch unreinsten Strombahn geschöpft. Das Wasser des Amazonas lässt, wenn
es 2 4 -3 0 Stunden in den schwachgebrannten Filtrirtöpfen (Jaros) gestanden ist, bei weitem den
grössten Theil seiner feinen Erdtheilchen fallen. So gereinigtes Wasser zeigte 5 Grade-des .
Baumé’scheh Areometers, oder ein specifisches Gewicht = 1,0360, welches dem des Madeiraweines
gleichkommt. Seine Temperatur geht dabei auf 150 bis 180 R. zurück; es,ist angenehm
zu trinken, und wird, wenn aus starkbewegten Stellen geschöpft, von-den Anwohnern für gesünder
als die weicheren Gewässer der übrigen Ströme, namentlich des Rio Negro, und der
benachbarten Seen, gehalten. Die’ Indianer pflegen auf ihren Reisen das Wasser, unmittelbar,
wie es aus dem Strom geschöpft worden, zu.trinken, was vielleicht ein Grund der, bei ihnen
so häufigen und auf einen hohen Grad entwickelten, Wurmkrankheit seyn dürfte. Fast möchte :
ich glauben, dass nur diese K r a n k h e it endemisch am Strome sey, denn wederkalte oder hitzige
Fieber, noch Leberentzündungen und andere Krankheiten tropischer Länder befallen die Reisenden,
sobald einige Vorsichtsmaassregeln beobachtet werden; und auch die Anwohner bezahlen