S pix einen dunkelgrauen feinsplittrigen nusserst harten Sandstein mitgebracht, der den ersten und
einzigen Wechsel in der, längs dem Solimoes von uns beiherkten, einförmigen Formation des Keuper-
Sandsteins darstellt. Derselbe scheint nämlich dem eigentlichen Quadersandstein anzugehören. Vielleicht
ist es dieses Gebilde, -worin weiter westlich am Strome, in der Nähe von 5. Ignacio de los Pevas,
ein Asphalt vorkommt, dessen Muster uns auf dem Rückwege zu Verlust gegangen sind. Man ist diesen
Fluss drei Wochen lang aufgefahren, ohne Katarakten anzutreffen.
(12.) „Die Tecunas sind ein äusserst fauler Stamm. Sie glauben, dass die Seele nach d'cmTode
in andere Leiber, auch unvernünftiger Thiere, übergehe. An den Neugebohmen nehmen sie , und
zwar gewöhnlich die Mütter, die Operation derJBeschneidung vor, und zwar an beiden Geschlechtern.
Diese wird mit grossen Festen gefeiert, und dem Kinde wird bei diesem Anlasse ein Name gegeben.
Sie halten sehr fest an einem crassen Götzendienste, so dass selbst die in Missionen Unterrichteten
sich nicht von ihrem Idol trennen können, das man in ihren Hütten fortwährend findet. Es ist diess
Idol, das sie Itoho, gleichsam den Teufel, nennen, eine furchtbare Figur aus Kürbissen zusammengesetzt,
die sie mit dem Bast eines Baumes, in ihrer Sprache Alchama, überziehen. Das Unterscheidungszeichen
dieses Stammes ist eine, quer über das Gesicht laufende, schmale, tatowirte Linie. Die
Weiber gehen ganz nackt, die Männer hingegen bedecken sich mit einer aus dem obenerwähnten
Baumbast verfertigten Schürze.“ (Montciro §. 140. Ribeiro §. 212.) Wahrscheinlich ist es kein religiöses
Gefühl, das die Tecunas bestimmt, sich nicht von ihrem Itoho zu trennen, denn nach den
Beobachtungen meines Gelahrten dient es ihnen als Maske bei ihren Tänzen und festlichen Aufzügen.
Ich habe ganz dieselben Maskeraden bei den Juris im Yupura gesehen, wo ich sie im Verlaufe des
Berichts beschreiben werde. Der Teufelstanz ist auch den Indianern am Orenoco bekannt. Merkwürdig
scheint, dass Dr. Spix neben der Circumcision auch noch des Ausraufens der Kopfhaare bei
dem neugebohrnen Kinde der^Tecunas erwähnt. Diese Tecunas werden als ein sehr schlanker Indianerstamm
geschildert. So erscheinen sie in der von Dr. Spix gegebenen Skizze ihres Festzuges, und
so fand ich auch Einen des Stammes, den ich in Maripi unter meine Ruderer aufnahm. Sollte die
Gewohnheit,' sich um die Knöchel und unter den Kniden mit, einen Zoll breiten, Ligaturen zu zieren
an der'auffallenden Magerkeit der unteren Extremitäten Schuld seyn? Dr. Spix hat mehrere Paare
dieser Fusshänder mitgebracht, die ein fleissiges Geflechte von Baumwollenfaden, am Rande mit
kleinen Papageifedem verziert, darstellen. Die Ciilinos, Nachbarn, (vielleicht Stammverwandte?) der
Tecunas haben dieselbe Sitte, und sind als Schnelläufer berühmt. Wie bei den Caraiben wird es
hier für eine grosse Schönheit gehalten, wenn die Muskeln des Oberschenkels und die Waden durch
straffaiigezogene Binden unter und über den Knieen und Knöcheln aufgeschwellt werden. Die Mütter quälen
ihre Kinder schon in der frühsten Jugend mit diesem Putze. Neben diesen Stämmen werden
hier auch Tumbiras. genannt, deren Name (Timbiras) uns bereits früher in Maranhäo und Piauhy begegnet
is t, und von denen eine Horde mit schlanken Schenkeln (T. de Canella find) ebenfalls solche
Ligaturen zu tragen pflegt. Sollten diese Verhältnisse auf Verwandtschaft der Stämme deuten? Bei
der grossen Dunkelheit, in welche die frühere Geschichte der südamericanischen Wilden gehüllt ist,
mag es erlaubt seyn, selbst solche, anscheinend unbedeutende, Thatsachen zusammen zu stellen.
Seit längerer Zeit schon haben die Tecunas durch die Bereitung ihres Pfeilgiftes eine gewisse Berühmtheit
erlangt. Dr. Spix hat die Pflanze, welche die Basis dieses Giftes liefert, und d ie , davon
abgeschabte, in Palmblätter eingewickelte Binde des Giftbaumes mitgebracht, und ich werde bei
Gelegenheit des Pfeilgiftes der Juris im Yupura nochmals darauf zurückkommen.
Des Dr. M a r t i v s Reise von Ega den Yupura aufwärts
bis an den Fall von Arara - Coarä und zurück
nach der Barra do Rio Negro. .
D i e Vorbereitungen zur Reise in dem Fapttra :;) waren nicht so
leicht gemacht, als die für den, von meinem Gefährten eingeschlagenen,
Weg auf dem Sqlimoês, der die Hauptstrasse in diesem vasten Contir
nente darstellt. Obgleich seit achtzig Jahren Indianer aus dem Kupixra
herabgeführt werden, und die Zahl derjenigen, welche auf diese Weise
ihren Wäldern entzogen worden sind, vielleicht schon zwanzig tausend
betragen mag, werden dennoch die an ihm wohnenden Stämme von
den Reisenden mit Furcht und Misstrauen betrachtet, und man wagt *)
*) Yupura oder Y apura ist die wahre Ausprache im Munde der Indianer, und wir .werden
sie von nun an beibehalten, obgleich die, von uns ebenfalls.schon angewendeten,,Namen Japurd
und Jupurd von den Brasilianern häufiger gebraucht werden. Die Indianer sprechen im Allgemeinen
das portugiesische J (sprich Sch.) wie Y aus. Ich zweifle, dass die vom Abbé Cazal
eingeführte Schreibart Hyupurd (eben so wie Hyurubaxi, Hyurud, Hyutahi) richtig sey. Wenn
sie mit dem Wort Hy (tupi: Wasser) zusammengesetzt seyn sollen, so widerspricht diese Bildung
dem Genius der Tupisprache, denn diese hängt das Hauptsubstantiv immer hinten an,
z. B. Jutai-liy, Copalfluss. Noch weniger geeignet erschiene diese Schreibart, wenn sie vorn
das Hu. (schwarz) des Guaranidialektes führen sollte. — Nach Moiiteiro (§. 114O hat der Fluss
seinen Namen von dem, bereits ausgestörbenen, Stamme Yupura, und von einer,, eben so genannten
, übelriechenden, weichen, schwarzen Masse erhalten, die dieses Volk aus einer gerotteten
Frucht zu bereiten, und statt des Brodes zu essen pflegte.
HL Theil. 152