Kleidern einzudringen sich bemühten. Während der Nacht nahm der,
am Tag mit düsteren und tiefen Wolken behängte, Himmel eine wahrhaft
grausige Schwärze an, und dann herrschte eine Melancholie in
dieser einsamen Natur, die ich nicht zu schildern versuche. Auf ähnliche
Weise hatten wir vier Tage lang mit dem Wechsel einer schwülen
Hitze, furchtbar heftigen Gewittern und kühlen, schwermüthigen
Nächten zu kämpfen, und bei gänzlichem Mangel des Windes ging die
Schifffahrt nur äusserst langsam von Statten. Es schien uns, als nähme
die Gewalt der Strömung täglich mehr zu, je mehr sich die thonigen
Ufer erhoben. Dabei bot weder die Vegetation, noch das Thierreich
einen erheiternden Wechsel. Einige arme Ansiedler, Indianer und Ma-
melucos, kamen in kleinen Nachen herbei, um gegen eine Schildkröte
etwas Branntwein einzutauschen. Sie schienen sorglos und ohne Bedürfnisse;
auch trugen die einzelnen Häuschen, welche hie und da am Hochufer
erschienen, und die kleinen Anpflanzungen von Taback und Baumwolle
den grössten Mangel an Industrie zur Schau. Am Abend des 20.
Octobers setzten wir zwischen den Inseln auf das südliche Ufer über,
um die heftige Strömung von Jataaarana, westlich von der Enseada
do T abocal, zu vermeiden, welche durch verhältnissmässig hohe Lettenufer
an der Nordseite veranlasst wird. Der Strom war gerade an
dieser Stelle ohne Inseln, und vielleicht eine Seemeile breit. Die erhöhten,
mit dichter Waldung bedeckten Ufer, auf denen einige kleine Hütten
zerstreut stehen (S. im Atlas „Strömung von Jatauarana“) waren
für uns eine angenehme Augenweide. Das Gouvernement hatte an dieser
Stelle einen zweiten Wachtposten gegen die Blatterseuche errichtet.
W ir fanden hier einen Brief des Hrn. Gouverneurs, Major Manoel Joa-
puiM do Pa$o, als Antwort auf das von Villa Nova an ihn erlassene
Schreiben, wodurch wir in seiner Provinz auf das freundlichste bewill-
kommt wurden. Es stand demnach nichts mehr im W ege, die Reise
bis zur Barra do Rio Negro fortzusetzen. W ir schifften an der Mündung
des L a g o d 'e l R e y vorüber, und erblickten auf der Nordseite ein
anderes erhöhtes Uferland, die Costa de Puraque- Coara (Zitteraalloch).
Die Zitteraale sind hier in den Gruben des Ufergesteines sehr häufig,
und wir verschafften uns noch an demselben Tage zwei grosse Fische,
welche von den Indianern in der Montaria harpunirt wurden. Später
erhielten wir in der Barra do Püo Negro auch ein lebendes Exemplar,
mit welchem wir zahlreiche Versuche anzustellen Gelegenheit hatten.5'*)
Die Gewässer sind in diesen Gegenden des Flusses ungemein reich an
den verschiedensten Fischgattungen. Am 22. October vor Tagesanbruch
setzten wir von der Südseite des Stromes in nordwestlicher Richtung
über, und als die Sonne aufging, befanden wir uns in einer seltsam gemengten
Wasserfluth. Zwischen den trüben weisslichen Wellen des
Amazonas erschienen einzeln und von ihnen getrennt, gleich grossen
Flocken, Massen eines dunkelbraunen Wassers, welche, darin auf und
untertauchend, endlich von der herrschenden Fluth aufgenommen wurden,
indem sie ihr eine dunklere Farbe mittheilten. Allmälig ward die
Zahl und Grösse solcher braunen Wellen immer stärker, endlich verlor
sich dazwischen das weissliche Gewässer, und wir befanden uns auf
den Fluthen des R io N eg r o , die um so ruhiger und stiller einherwogten,
je weiter wir uns von dem Wellendrange des Amazonas entfernten.
Die Indianer brachen in hellen Jubel aus, da wir auf der ruhigen
braunen Wasserfläche hinruderten, und gegen Mittag warfen wir im
Hafen der B a rra do R io N eg ro Anker. Beim Austritt aus dem Fahrzeuge
empfingen uns der Ouvidor der Provinz, und mehrere Offiziere
der Garnison, von denen wir sogleich in das Haus des Hrn. Gouverneurs
geleitet wurden. Diesen trafen wir krank im Bette; bereits aber
war von ihm wohlwollende Sorge für ein Haus getroffen worden, welches.
wir bezogen, um von den Mühseligkeiten der Reise auszuruhen.
*) Da dieselben nichts Nenes zu dem schon Bekannten hinzufügen, begnüge ich mich, auf
die ausführliche Darstellung dieser merkwürdigen Erscheinung in Hrn. v. Humboldt’s Werken
hinzuweisen. Die Puraques (Poraques) am Amazonas und Bio Negro erwachsen bis zu'einer
Länge von sechs Fuss und der Dicke eines Mannsschenkels. Sie wiegen dann vierzig und
mehr Pfunde. Die Aalform und die dunkelgrüne Farbe des Fisches vereinigen sich zu einem
unangenehmen Bilde. Selten wird er gegessen. Sein Fleisch ist schwer verdaulich. Er lebt
in grossen Banden vereinigt. Monteiro versichert (§. 82.), dass er Eier lege, aber die ausgekrochenen
Jungen, wie der Pirarucü und andere Knorpelfische, zwischen den Kiemen eine Zeit
lang beschütze.