würdigsten Prälaten, welchen je die Seelsorge in Brasilien änvertraut
war. Während seines Aufenthaltes in Para (1783— 89.) hat er eine
Menge, durch Gehalt und oratorische Form gleich ausgezeichnete, Hirtenbriefe
j Reden, Predigten u. s. w. verfasst, und alle von Amtsgeschäften
freie Zeit philologischen $Kpdien und einer sehr ausgedehnten Cor-
respondenz gewidmet. Seiner* Thätigkeit verdankt Para wesentliche
Verbesserungen in dem Schulwesen, besonders des Gymnasiums, und die
Stiftung eines bischöflichen Seminärs, worin, wie in den ähnlichen Anstalten^
zu S. Paulo, Rio de Janeiro, Mariana, Pernambuco u. s. f.,
Geistliche, für die Seelsorge in den Provinzen von Para und Rio Negro,
gebildet werden. Dieses Institut nimmt zwanzig bis dreissig Schüler
vom zwölften Jahre an auf, welche unter klösterlicher Rege.l genährt,
gekleidet und unterrichtet werden, bis sie die Weihen empfangen. Die
Mehrzahl der Zöglinge, von unvermögenden Aeltern, werden unentgeltlich
aufgenommen 5 wohlhabende {Porcionistas) zahlen einen Beitrag
von dreissig Mil Reis. Das Institut wird übrigens theils durch eigenen
Fond, theils durch das reichlich dotirte Domcapitel unterhalten. Auch
die lateinische Schule steht unter, der Aufsicht des Bischofs, und beschäftiget
grösstentheils Geistliche als Lehrer.
Para war damals noch die Hauptstadt des sogenannten Estado do
Gram P a ra , der früher auch die Provinzen Maranhäo und Piauhy
mitbegriffen hatte, nun aber nur die Provinz Para und die untergeordnete
von Rio N eg ro enthielt. Auch diese beiden Provinzen sind gegenwärtig
ganz Unabhängig von einander. Als Hauptstadt einer Provinz
besass es alle Verwaltungsbehörden, gleich den übrigen. Der,General-
Gouverneur hat den Vorsitz in dem Finanz- und dem Handelscollegium
(Junta da Fazenda, do Commercio) , und leitet die übrigen Verwaltungsgegenstände
durch seine militärischen Adjutanten (Adjutantes dO r-
dems). In der Jur\ta da Jastiga, dem Gerichtscollegium erster Instanz,
sitzen der Ouvidor und einige Juizes de Fora. Der ganze Estado do
Gram Para appellirt in Rechtsangelegenheiten an die Relagäo von Maranhäo
, unter welcher alle anfänglich mit Maranhäo und Para vereinigte
Provinzen, also auch Searä und Piauhy, stehen. Das Arsenal und die
Schiffswerften werden von einem Intendente da Marinha beaufsichtigt.
Wiegen des trefflichen Bauholzes, welches die hiesigen Wälder in grosser
Menge liefern,, eignet sich Para vorzugsweise für die Construction
grösserer Kriegsschiffe, und iij der That wird die brasilianische Marine
von hier aus jährlich vermehrt. Das Zimmerholz ist so dicht und schwer,
dass es nicht nur viel längere Zeit dient, sondern selbst den Beschädigungen
in einer Seeschlacht mehr widerstehen soll. Aus diesem Grunde
hatte bereits Pombal, überhaupt den Reichthum und die Wichtigkeit
von Para würdigend, die hiesigen Werften möglichst beschäftigt; allein
nach ihm wandte sich die Aufmerksamkeit der Regierung hievon
ab. Neuerlich hat man wieder angefangen, die Schiffsbauten mit grösserer
Thätigkeit zu betreiben, wobei jedoch unter andern ein Brig
nach Verhältnissen construirt wurde, die den Eigenschaften des Holzes
so sehr widersprachen, dass das Fahrzeug ganz unbrauchbar blieb.
Sowohl die Nützlichkeit des Arsenals als die Lage der Stadt überhaupt
, die wegen Mangels anderer guter Häfen an der Mündung des
Amazonen- und des Parästromes der Schlüssel der ganzen Provinz zu
seyn scheint, dürften um so mehr die Nothwendigkeit hinreichender
Befestigungen darthun, als bis jetzt noch wenig, selbst für die Verteidigung
der Stadt gethan worden ist. 2000 Klafter im N. der Stadt,
nicht weit von dem Oertchen dl de Caens, liegt das kleine Forte da
Barra ganz nahe am östlichen Ufer. Es bestreicht einen Theil des,
wegen des hier auslaufenden Nordendes der Ilha das Ongas etwa
i 000 Klafter breiten, Canals bis zur gegenüber liegenden Ilha do For-
tim. In der Nähe der Stadt, unmittelbar nördlich vom Convento de
S. Antonio, ist eine Redoute am Ufer aufgefuhrt, und im südlichen Theile
der Stadt beherrscht das Castello den Hafen. Alle diese Befestigungen
sind jedoch schwach, und würden dem Feuer einer kühn vordringenden,
des Fahrwassers kundigen Flotille nicht lange widerstehen. Zur vollständigen
Vertheidigung des Canals hat man vorgeschlagen, zwei* andere
kleine, während starker Hochwasser überfluthete Inseln, Tatuoca
III. Theil. Hg