seltener seyen, und einer grösseren Zahl von Tag- und Nachtschmetterlingen
Platz machten. Die Käfer aus den Familien der Buprestiden und
Coprideen, welche sich vor allen andern durch die Farbenpracht ihrer
Flügeldecken auszeichnen, werden durch ein Heer von Cerambyciden
und Rüsselkäfern ersetzt, die mit seltsamem Geschnarre und Gekreische
an der Zerstörung der Ürwaldbäume arbeiten. Unglaublich gross
ist die Zahl der Cassideen, auf den Bäumen und Gesträuchen der Ca-
poeirawaldung, und, den Schreck abgerechnet, welchen uns bisweilen
eine Baumschlange einflösste, die zugleich mit ihnen aus den geschüttelten
Zweigen herab fiel, war die Jagd nach diesen Thierchen minder
gefährlich, als in den südlichen Provinzen, wo wir viel häufiger grossen
Scorpionen und Tausendfussen begegneten. Auch die Plage der
Carabatos (A caru s R icinu s, L i) ist in diesen stets feuchten Wäldern minder
häufig, dagegen quälte uns hier zuerst ein anderes Thierchen, das
wir früher nur bisweilen an unsern Pferden und Maulthieren beobachtet
hatten. Der M acuim , ein microscopisches ungeflügeltes Insect aus
der Gattung Trombidium, lebt im frischen Grase und setzt sich mit Begierde
auf die Haut, wo er als ein fast unsichtbares scharlachrothes
Pünctchen erscheint. Hier gräbt er sich alsbald mittelst seines langen
Rüssels ein, bleibt todt als ein giftiger Reiz zurück, und veranlasst ein
höchst unangenehmes Jucken, das zwei bis drei Tage anhält, und erst
mit dem Ausschwüren der kleinen WUnde und der Entfernung des
Thierchens authört. 'Diese Plage, die besonders bei erhöhter Haüttem-
peratur zunimmt, beunruhigte uns anfangs in manchen schlaflosen Nächten
aufs äusserste, bis wir endlich den kleinen Feind entdeckten, und
uns von ihm durch täglich einigemal wiederholte Waschungen mit
Branntwein befreiten, welche Flüssigkeit dem Thierchen augenblicklich
seine rothe Farbe nimmt, und es tödtet.
Hier in P a ra sollten wir auch die Bösartigkeit der weissen Ameisen
oder Termiten (Cupim, Termes fa ta le , L i) näher kennen lernen. In
einer Nacht wurden wir durch das Gefühl einer unangenehmen Kälte
aufgeweckt, die sich quer über den Körper verbreitete. Wir tasteten
im Finstern umher, und fanden eine kühle, fettig anzufuhlende Masse,
die über das Bett hinwimmelte. Wie gross war unser Erstaunen, in
diesen eckelhaften Gästen, nachdem Licht gebracht worden, einen Zug
von Termiten zu erkennen. In einer obern Ecke des Zimmers, welches
lange nicht bewohnt und gelüftet worden war, hatte sich, von
uns unbemerkt, ein Haufen dieser Thiere sein Nest aus Lehm erbaut,
welches mit mehreren ähnlichen auf der Aussenseite des Hauses
unter dem Dache in Verbindung stand; und alle Bewohner dieser, aus
vielen krummen Gängen zusammengesetzten, Bauwerke hatten in jener
Nacht, vielleicht weil wir sie während der Jagd, nach einen, in das
Zimmer verirrten Vampyr aufgestört hatten, ihren W e g , die Wand
herab, bis in die Mitte des Zimmers genommen« Die Strasse, welche
sie, dicht an und auf einander hinlaufend, einnahmen, war anderthalb
Fuss breit, und die Thiere verfolgten eifrig ihren Weg in gerader Linie
fort, ohne sich durch das Schicksal ihrer Vorgänger irre machen
zu lassen, die wir mit heissem Wasser tödteten. Nur wenige in diesem
unzählbaren Schwarme waren beflügelt, und entkamen zum Theile
durch einen langsamen und schweren Flug; manche verloren auch die
Flügel nach kurzer Anstrengung, worauf sie sich unter die ungeflügelten
mischten. Erst mit Tagesanbruch hörte der Marsch der Thiere
auf, deren Leichname einige grosse Körbe füllten. Glücklicherweise
hatten sie in dem Zimmer nichts gefunden, was ihrer Gefrässigkeit
hätte zum Raube dienen können, denn alle Leinwand und Holzwerke
waren weggeräumt worden. Nur von einigpn Oelgemälden hatten sie
theils die Farbe, theils die Leinwand weggefressen. Die von einer eigenen
Art animalischen Mörtels, aus Lehm und einem durch die Thiere
bereiteten Schleim, erbauten halbcylindrischen Gänge, wodurch die Nester
unter sich und mit dem Boden an der Aussenseite des Hauses in
Verbindung standen, waren acht und vierzig Fuss lang, und wir konnten
aus den Wanderungen einzelner Flüchtlinge beurtheilen, dass manche
derselben zur Strasse nach Oben, andere nach „Unten bestimmt
waren. Das mineralisch thierische Cäment der Cupimhaufen, dessen
Nutzen gegen Kröpfe wir bereits erwähnt haben, soll auch die Hüh-
121 *