Phillips IV. bis auf zwei Exemplare vertilgt worden, so dass erst Gom-
berville’s Uebersetzung im Jahre 1682 die wissenschaftlichen Resultate
jener denkwürdigen Reise bekannt gemacht hatte. Die erste grosse
Expedition der Portugiesen auf dem Amazonas, worin Pedro T exeira
eine Flotille von funfundvierzig Canoas mit neunhundert Mann, im Jahre
,6 3 7— 39, bis in den R io Napo geführt hatte, wird von den Paraen-
sern als ein Gegenstück zu den Heldenthaten eines Gama nnd A lbupuer-
puE gepriesen 5 aber der Bericht dieser Reise (in B erredos Annaes do
Maranhao, S. 288 — 32 2.), den wir in P a ra selbst zu vergleichen Gelegenheit
hatten, gab uns keine geographischen Aufschlüsse. Er ist vielmehr,
nebst der Reisebeschreibung des P. A cunna, der T eixeira von
Quito aus zurückbegleitete, ein Gegenstand, einer Art von antiquarischer
Untersuchung: denn obgleich diese Unternehmungen noch nicht drei
Jahrhunderte hinter uns liegen, finden wir doch die Benennungen zahlreicher
Orte und Völkerschaften weder auf neueren Carten, noch im
Munde des Volkes; sie haben fast alle einer neueren Nomenclatur Platz
gemacht. Ja, das ganze Bild von den durchreissten Ländern,' welches
jene Reisenden, in der Absicht, ihren Entdeckungen höheren Werth
zu geben, in glänzenden Farben darstelllen, und durch die zahlreichen
Fabeln aufschmückten, welche besonders in jener Periode die Einbildungskraft
Europa’s beschäftigten, schien sich uns jetzt, da wir in der
Nähe standen, anders zu gestalten. Um so willkommner hätten uns
spätere Nachrichten seyn müssen; aber wir hörten nur Allgemeines
über die Reisen der Portugiesen erzählen. W ir erfuhren, dass im Jahre
1749 eine militärische Expedition von P a ra ausgelaufen, und nach einer
neunmonatlichen Reise auf dem Amazonas, Madeira und Guapore in
dem Arrayal S. Francisco Xavier do Matto Grosso angekommen sey.
Bekannt war uns, dass der Gouverneur Mendon<?a F urtado 1754. eine
Reise mit zahlreichem Gefolge bis Mariuä im Rio Negro gemacht,
und auf derselben alle Missionen, besonders der Jesuiten, besucht habe.
Von den vier Visitationsreisen, welche Bischof D. Caetano B randro in
den Jahren 1784, 87 und 88 angestellt hatte, konnten wir nur unbestimmte
Erzählungen vernehmen, die in Nichts, als in den Mühseligkeiten
übereinstimmten, welche der ehrwürdige Prälat zu bestehen gehabt
hätte. Nicht vollständiger waren die Nachrichten über die Reisen
der letzten Grenzcommission unter Joäo Pereira Caldas , welcher von
mehreren Astronomen, Geometern, Zeichnern und dem Naturforscher
Dr. A lexandre R odriguez (R.oiz) F erreira begleitet, sich im Jahre
1781 nach dem Innern der Provinz begeben, und zugleich mit dem
spanischen Grenzcommissäre D. F rancisco R epuena mehrere Jahre
(bis 1786) in E g a und am R io N e g r o zugebracht hatte. (3.) Erst
nachdem wir im April des folgenden Jahres wieder nach P a r a zurückgekehrt
waren , erhielten wir die Abschrift eines hydrographisch - ethnographischen
Berichtes, welcher um das Jahr 1786, von einem Capitula-
ren von P a r a , Joze Monteiro de N oronha verfasst worden war, und
uns während der Reise selbst vom grössten Nutzen gewesen seyn
würde. Wir besassen daher, ausser der von dem französischen Akademiker
entworfenen Carte, nur A rrowsmith’s Generalcarte von Südamer
rica, und waren, weder über die überhaupt einzuschlagende Route, noch
über das Fahrwasser und andere, bei einer so weitläufigen und gefährlichen
Reise wissenswürdigen, Verhältnisse unterrichtet, ganz der Will-
kühr unseres Piloten, eines Indianers, überlassen. Um so aufrichtiger
durften wir uns daher Glück wünschen, dass unser Freund Cap. Z an y ,
welcher schon sieben Reisen auf dem Amazonas gemacht hatte, versprach
, seine Geschäfte in der Hauptstadt zeitig genug zu vollenden,
um uns, ein Monat nach unserer Abreise, in Santarem einzuholen, von
wo aus wir bis Rio Negro in seiner Gesellschaft reisen sollten.
Die merkwürdige Verbindung der Gewässer des Amazonenstromes
und des Tocantins, welche sich an ihren beiderseitigen Mündungen zwischen
ein Labyrinth unzähliger Inseln ergiessen, gestattet drei verschiedene
Wege, um von P a r a aus in den ersteren zu gelangen. Für die
grössten Schiffe ist es gerathen, .den Parastvom. hinabzufahren, das Cabo
Magoary zu dupliren, und zwischen den Inseln Machiana und Caviana
den Weg gegen Macapä hin, zu nehmen, von da aber dem Strome aufwärts
zu folgen. Dieser Weg ist jedoch für Schiffe jeder Art gefahr-
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