sich nur mit zahlreicher Mannschaft in die Gegenden jenseits der beiden,
von den Portugiesen gegründeten, Indianerdörfer Maripi und 5 .
Joäo do Principe, die noch unterhalb der ersten Katarakten liegen.
Es musste daher erst das grosse, für den Handel mit Salsaparilha und
Cacao ausgerüstete, und mit Proviant und Munition für uns Alle versehene,
Fahrzeug des Cap. Z a n y erwartet werden, das unter der Leitung
des Joäo B e r n a r d o , eines muthigen und starken Mulatten, mit
zwanzig Indianern bemannt, und von zwei kleineren Montarias begleitet,
vor uns in den Fluss abgehn sollte. W ir selbst hatten, ausser
unserm mit zwölf Indianern bemannten, mit einer leichten Laube von
Palmblättern {Tolda, tupf: Tamarica) versehenen Kahn, noch drei Montarias
bei uns, deren eine, von dem Soldaten von Para befehligt, als
Avantgarde gebraucht werden sollte, während die andern die Jäger
und Fischer enthielten. Ein grauköpfiger, stets wohlgelaunter Indianer
ward uns als Steuermann (Käcumaüva) gegeben. Da sich gerade der
alte G r eg o r io , ein Häuptling (Tabixaba, Tuxauci) der Coerunas von
Maripi, in E g a befand, so veranlassten wir ihn, sich anzuschliessen.
Unsere ganze Flotille bestand nun aus acht Fahrzeugen, die 56 Mann
führten; und nachdem wir dem schweren Fahrzeuge des Joäo B ern a r d o
einen Vorsprung von drei Tagereisen gegönnt hatten, verliessen wir
am 12. December E g a , und wendeten uns, nicht durch die Mündung
des Teffe steuernd, sondern dem, westlich davon nach Alvaraes (C a y -
Qara) laufenden Canale folgend, nach diesem kleinen Dorfe, wo wir
die Nacht zubrachten.
Nachdem wir am folgenden Morgen eine Legoa westlich von Cay-
Cara über den Solimoes gesetzt hatten, erblickten wir vor uns zur
Rechten die, wenigstens eine Seemeile breite, Mündung des K\ipurä,
welcher sich hier zwischen niedrigen, mit Urwald und zahlreichen Palmen
bedeckten Ufern, ruhigen Laufes, dem grössten aller Ströme ein-
verleibt. Ueber die Reisen, welche vor mir im Kupurä ausgeführt
worden ( i.) , wusste ich fast Nichts; aber dieser Mangel an genaueren
Nachrichten erhöhte mein Interesse. Der Mensch ist geneigt, eine
Unternehmung, die seinen Muth in Anspruch nimmt, mit den Farben
einer poetischen Zukunft auszuschmücken. Noch erinnere ich mich,
mit welchem Hochgefühle ich die Mündung des majestätischen Flusses
betrachtete und von der Entdeckung mannichfacher Wunder träumte.
Sind auch diese Träume nicht in Erfüllung gegangen, so darf ich doch
besonders den Erfahrungen, welche sich in diesem abgelegenen Gebiete
darboten, die naturgemässe und allein richtige Ansicht von dem Urzustände
des südamericanischen Festlandes und seiner Bewohner verdanken
! Wir fuhren nicht durch die Hauptmündung in den Strom ein,
sondern folgten einem verhältnissmässig unbeträchtlichen Nebenaste (F uro
oder Parana-mirim d. i. kleiner Fuss), Majäna genannt, der durch
eine lange bebuschte Insel gebildet, sich in mancherlei Krümmungen
längs des Flusses hinzieht. Das Wasser, in schwachem Laufe uns
entgegenkommend, hatte die trübe, etwas in das Gelbliche ziehende
Farbe des Solimoes, und schien uns um so trüber zu werden, je weiter
wir uns von diesem Hauptstrome entfernten. Die Ursache davon
war ohne Zweifel die gegenwärtige Fülle des Flusses, denn in anderer
Jahreszeit sind die Gewässer des Kupurä klarer, als die des Solimoes,
und sie werden nur durch den, von F on te -B o a aus das Land durchschneidenden,
Canal Uaranapu getrübt, gier die Fluthen des letzteren in den
ersteren überfuhrt und desshalb als ein wahrer Nebenarm des Solimoes
betrachtet werden muss. Wir ruderten den ganzen Tag hindurch,
ohne den Hauptstrom des Flusses zu Gesicht zu bekommen. Die Nacht
ward, weil sich keine freie Sandinsel mehr zeigte, an einem Vorsprunge
des Festlandes zugebracht, wo wir uns, wie von nun an immer, durch
zahlreiche Wachtfeuer und abwechselnde Posten vor Ueberfällen der
Thiere oder feindlicher Indianer sicherten. Am Morgen des i 4* Dec.
gelangten wir an das westliche Ufer des Hauptstromes, der, zu meinem
nicht geringen Erstaunen, hier in der Mitte des Continentes gleichsam
ein Bild des Amazonas bei seiner Ausmündung wiederholte. Die Breite
beträgt im Durchschnitte eine Seemeile, je nachdem sich grössere oder
kleinere Inseln im Strome befinden. Alles hat hier die Physiognomie
des Solimoes: die Bildung der Inseln und der steilabgerissenen Ufer, und
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