wohlgehaltenen Cacaopflanzung überaus freundlich. Die Bäume fingen
gerade jetzt an, abzublühen. Die darauffolgenden Früchte reifen im
Februar und März. Bei cultivirten Bäumen tritt später eine zweite
Blüthe ein, deren Früchte im August reifen; aber von wildwachsenden
wird nur eine Lese, in den ersten Monaten des Jahres, gemacht. Es
ist nicht selten, dass ein guter Baum auf einmal zehn bis zwölf Früchte
trägt; jedoch ist es schwer ein Normalmaass für einen,; einzigen Baum
anzugeben; in ganz gleichen Lagen liefert der eine jährlich sechs bis
acht, und ein anderer nur ein bis zwei Pf. In den Jahren grosser Ueber-
schwemmung ist die Erndte reicher. Dreijährige Bäume bringen schon
Früchte. Auf tausend Bäume rechnet man im Durchschnitte jährlich 5o
Arrobas trockner Bohnen. Die reifen Cacaofrüchte, welche kleinen Kürbissen
ähnlich sind, werden in der Mitte aufgeschnitten, und die herausgenommenen
Saamen auf einem groben Sieb gerieben, um den zuckersüssen
Saft abzusondern, der in ihrem schleimigen Ueberzuge enthalten ist
und von den Indianern als ein angenehmes Getränke geschätzt wird. Bei
diesem Geschäfte nehmen die Indianer ohne Unterlass einige Saamen in
den Mund, um sie auszusaugen. Nach dieser Operation wird der Cacao
auf Flechtwerk von Marantastengeln (Tupé) getrocknet. Der wilde
Cacao (C. bravo) ist stets schwerer und bitterer, als der in künstlichen
Anpflanzungen erzeugte (C• manso) , nicht selten sind seine
Bohnen auch kleiner. In den Pflanzungen selbst verkauft man die
Arroba zu 1,000 Réis. W ir fanden daselbst auch mehrere Tamarindenbäume,
welche sehr hoch und kräftig gewachsen waren, und
eine reiche Lese geben sollen. Man pflegt hier zu Lande Tamarindenmark
mit Zucker einzumachen, um es statt der Limonade zu gebrauchen.
Auch Orlean, Copaivabalsam, elastisches Gummi, Tonca- und
Pechurimbohnen werden von hier nach Para gesendet, aber bei weitem
bedeutender ist der Handel mit Salsaparilha und, seit einiger Zeit, auch
mit Baumwolle und Caffe. Weder der Toncabaum, hier Cumaru genannt
(Cumaruna odorata, Aubl.), noch der Pechurimbaum sind bis
jetzt angebaut; ihre Saamen werden von den Indianern, besonders am
oberen Rio Negro, gesammelt, und in kleinen Quantitäten nach der
Barra gebracht. Ich war so glücklich, die.Pflanzen selbst beobachten
zu können, und erlangte dadurch die Gewissheit, dass die sogenannten
grossen und kleinen Pechurimbohnen von zwei verschiedenen Bäumen
herstammen. (Vergl. Anmerk. 2.) Auch die Vanille,' wovon nur ganz
kleine Bündel, mit Schlingpflanzen in Blätter eingebunden, durch die
Indianer zu Markt gebracht werden, ist die Frucht mehrerer verschiedenartigen
Gewächse, die die Untersuchung eines späteren Botanikers
erwarten. Unsere Spaziergänge führten nicht selten auf einem verwachsenen
Waldwege, westlich von der Villa, zu dem Riacho da Cachoeira,
einem Waldbache, der über ein Riff von röthlichem Quadersandstein her-*
abstürzend, eine anmuthige Cascade bildet. Das Wasser hätte hier gewöhnlich
19,5° bis 2o° R ., eine Temperatur, die gegen den mittleren
Wärmestand der Gewässer des Amazonas ( = 26° R.) bedeutend abstach,
und uns die Genüsse eines nordischen Bades gestattete. Eine
prachtvolle Mannichfaltigkeit von Blumen und Bäumen umhegt das Wasserbecken,
so dass für uns Naturforscher die gepriesensten Bäder Italiens
von geringerem Reize gewesen wären. Ich habe versucht (Palm,
t, 52.) ein Bild jener zauberhaften Einsamkeit zu entwerfen. Wenn
wir uns in den "Wäldern weiter von der Barra entfernten, ward eine
Begleitung bewaffneter Indianer nothwendig geachtet, weil die Gegend
nicht selten von Onzen durchstreift wird. Zur Barra zurückgekehrt,
belohnten wir die Begleiter durch einige Flaschen Branntwein, und ermunterten
sie, ihre Gesellschaftsspiele zu spielen. Unter diesen ist der
Fischtanz (Pira Poraceyet) , dessen Musik wir in der Musikbeilage gegeben
haben, das beliebteste. Die Gesellschaft schliesst einen Kreis um
Einen, der den Fisch vorstellt, und vom Chor gefragt wird, welche
Art von Fisch er sey, worauf er antwortet: ich bin eben ein Fisch.
Während der Kreis alle Namen von Fischen im monotonen Gesang absingt,
und dem Gefangenen mit dem Betäubungsmittel des Timbö oder
mit Fischreussen droht, sucht dieser den Reihen zu entschlüpfen, und
wo es gelingt, muss Derjenige in den Kreis eintreten, dessen Nachlässigkeit
die Flucht gestattete. So einfach dieses Spiel ist, so fesselt es
dennoch die Indianer ganze Tage lang, besonders wenn irgend ein