Yupurä, sind aber dermalen so sehr zusammengeschmolzen, dass vielleicht
nur fünfzehnhundert Köpfe derselben in unbeschränkter Freiheit
leben. Diese haben sich auf das westliche Ufer des Içâ gezogen; eine
ziemlich starke Horde derselben wohnt, halbaldeirt, an der Mündung
des Flusses. (Vergl. S. 1186.) Die Passes 9 weicheich in JMaripi antraf,
waren der Tupisprache nicht mächtig genug, um mir Auskunft über die
Eigenthümlichkeiten ihres Stammes zu geben; ich will daher die Schilderung
beifügen, welche ein portugiesischer Ethnograph von ihnen macht. •')
Von der Nation der Jumanas (Xomdnas) die am I ç â und zwischen
ihm,' dem Pureos und Juami wohnen, und von den Spaniern in May-
nas Tecuncts genannt werden sollen, finden sich nur noch einige Reste
in Maripi, und selbst diese tragen, so wie mehrere Abkömmlinge desselben
Stammes in Ega, das eigenthümliche Zeichen, ein tatowirtes
langgezogenes Oval, welches den Mund umgiebt, oft auch die Lippen
bedeckt und auf den Wangen in eine horizontale Linie ausläuft, nicht
mehr alle an sich. Der Principal musste sich als Muster der Gesichtsbildung
zu einer Sitzung bequemen (vergl. im Atlas das Porträt des
*) „Die Passés nehmen einen Schöpfer aller Dinge an; sie glauben, dass die Seelen Derjenigen,
welche gut gelebt haben, als Belohnung mit dem Schöpfer leben, die der Bösen dagegen als Strafe
böse Geister bleiben. Ihrer Meinung nach steht die Sonne fést und die Erde bewegt sich um dieselbe;
sie hängen also an dem, 300 Jahre vor Christus von den Pythagoräern, dann von Philolaos,
AristarchUs und Cleanthes von Samos gelehrten, von dem Cardinal von Cusa erneuerten, und endlich
von Copemicus entwickelten, Systeme. Sie sagen, dass von der Bewegung der Erde die Strömung
der Flüsse und Bäche herrühre, die sie Arterien und Venen der Erde nennen. Die Erde soll sich
bewegen, damit jeder ihrer Theile von der Sonnenwärme befruchtet werde. Der Sonne und dem
Monde geben sie dieselben Geschäfte, die ihnen die heil. Schrift zuschfeibt. Wie die alten Astronomen
die Sphäre in verschiedene Himmel abtheilten, so trennt sie die Ansicht der Passés in-eine
obere und untere, die durch ein durchsichtiges Gewölbe geschieden wären ; die obere, ganz Licht,
als der Aufenthalt des Schöpfers, erleuchtet durch ihre Strahlen, die Sterne, die untere. Sie begraben
ihre Todten in grossen irdenen Gefässen, von denen sie die Gebeine in kleinere unter gewissen
festlichen Gebräuchen übertragen. Bei ihren Verheurathungen huldigen sie einem Gebrauche, dem
der alten Samnitèn ähnlich, deren Kricgshelden die Auswahl der Jungfrauen hatten. Die Passés erwerben
ihre Braut durch den Sieg in einem Kampf der Bewerber unter einander. „Bibeiro §. 256. ffl.
— Inwieferne die den Passés hier zugeschriebenen kosmogonischen Ideen selbstständige Lehre derselben
seyen, wage ich nicht zu entscheiden ; gewiss is t, dass ich bei keinem Stamme ein so entwickeltes
System gefunden habe ; aber es verdient gerade desshalb um ao mehr Beachtung, als Manches
in der Körperbildung dieses Volks auf eine höhere Stufe desselben hindeutet.
„Jumana“ ), und überdiess ein Verhör zum Behuf des Vocabulariums überstehen.
Besonders diess letztere schien ihm eine grosse Anstrengung-. • )
Der Jumana, welchen ich vor mir hatte, stand in Offenheit und Regelmässigkeit
der Gesichtsbildung hinter allen zurück, die ich später am
Yupurä antraf, wo ich mich überzeugte) dass dieser Stamm zunächst
den Passes und Juris am besten gebildet ist. Sie sind zwar minder
fein gebaut, als diese, jedoch schlanker, als die Mehrzahl der übrigen
Stämme. Ihr Antlitz ist rund, die Nase spitziger als gewöhnlich, und
der Gesammtausdruck ist sanft und gutmüthig. Die Weiber haben» einen
schönen Wuchs, und die Ansiedler von Rio Negro suchen vorzüglich
diese und die der Marauhas vom Jutahy zu Sclavinnen zu erhalten.
Die Gemüthsart der Jumanas soll noch offener und redlicher als die *)
*) In Europa dürfte es Saum glaublich seyn, welche-grosse Mühe es kostet, einen Indianer
zu einer, seinem Geiste so fremdartigen, Uebung zu bewegen, als das Ansagen gewisser Worte
ist, um die-ihn der Dolmetscher befragt. Das Wunder der Schreibekunst, dem er mit blödem
Auge zusieht, hat bald allen Reiz für ihn verloren, und er sitzt ängstlich und verdrüsslich,
wie ein schuldbewusster Inquisit, vor dem Fragenden. Da wir uns bemühten, von vielerlei
.Stämmen Wortproben zu sammeln, konnten wir, die Erfahrung machen, dass sie aus ihrer
Schlafsucht in der Beantwortung nur durch zwei Dinge erweckt werden konnten: durch Branntwein
und durch das Fragen nach gewissen Theilen des Leibes, deren Benennungen ausserdem in unsem
Vocabularien fehlen würden. Bei der Angabe der Zahlen macht der Indianer gemeiniglich von
seinen Fingern Gebrauch; und die Zahlen über 3 enthalten oft Zusammensetzungen mit „Hand“
oder „Finger“ . Der Befragte streckt dabei die entsprechende Zahl von Fingern oder wohl auch
Zehen in die Höhe, als wolle er sich dadurch des übereinstimmenden Ausdruckes noch mehr
versichern. M onteiro (§. 1,23.) und R ibeiro (§. 264.) führen mehrere Worte der Jumanasprache
als den Gegenstand scharf bezeichnend an, die ich auch nach meiner Aufzeichnung beifügen will,
um die Verschiedenheit der Auffassung bemerküch zu machen. Sonne ist bei den Jumanas nach
jenen Ethnographen Sima (Sömanlu,, Martius), das wäre: warmes Gestirn; Mond Uamu (Uamu)
kaltes Gestirn; Sterne Uüete ( Oitte); leuchtendes Gestirn, Blitz Yuüi (Juhy) : was Lärm macht,
Donner Quiriud (Seckeköürd) Anzeiger des Regens etc. — Die Sprache der Jumanas hat viel
Aehnliches mit der der Uainumds und der Cauixanas, welche ich am See Acunaui kennen
lernte. — Der Stamm selbst zerfällt wieder in mehrere Horden; man nannte mir als deren
wichtigste die Caruand, Varauamd, Jöcacuramd, Lamdrama, Urizsdmma, Jajunama (Uai-
numa ?) Picuania, Jamolapa und Malinumd. — M onteiro hat (§. 122.) eine seltsame Sitte
der Jumanas aufgezeichnet. 'Sie sollen die Gebeine ihrer Todten verbrennen, und die Asche in
ihren Getränken zu sich nehmen, indem sie wähnen,, dass die Seele in- den Knochen wohne,
und dass auf diese Art die Verstorbenen in denen wieder aufleben, welche die Knochen getrunken
hätten.