sie requirirt und besonders besoldet. Da die Regierung auf den Fluren
am B io B r a n c o eine bedeutende Menge von Hornvieh besitzt, deren
Transporte von Zeit zu Zeit herabgeführt werden, um sie in den Ortschaften
am Rio Negro zu schlachten, so ist ein Theil der Garnison
auch im Dienste jener Höfe beschäftigt. Die Ordenanzas sind bis jetzt
in der Provinz noch nicht organisirt, obgleich es viele Officiere von diesem
Corps giebt.
Die Annehmlichkeit des Aufenthaltes in der B a r r a d o B io N e g r o
wurde durch die geselligen Tugenden unseres Reisegefährten Z any und
seiner Freunde erhöht; doch drohte uns in den ersten Tagen ein seltsamer
Vorfall Verdruss zu machen. W ir hatten nämlich mit denjenigen
Indianern, welche uns noch fernerhin zu begleiten entschlossen waren
, das uns angewiesene Haus bezogen, und angefangen, den gewohnten
Geschäften nachzuhängen, als unser nächster Nachbar, ein wackerer
Bürger, erschien, und sich über mancherlei Diebstähle beklagte,
die seit unserer Ankunft in seinem Hause, mit eben so viel Keckheit als
Muthwille ausgeführt, sich fast täglich wiederholten, und keinen Zweifel
Hessen, dass sie einem unserer Begleiter zugeschrieben werden müssten.
Bald fehle die im Hofe zum Trocknen aufgehängte Wäsche, bald
Küchengeräthe, ja sogar das bereits zum Feuer gestellte Gerichte. Die
zusammengerufene Mannschaft wusste ihre Unschuld gründlich zu erweisen,
so dass uns nichts übrig blieb, als den Nachbar zu strengerer
Aufsicht zu ermahnen. Einige Tage später war er auch so glücklich,
den Thäter zu ertappen, und brachte ihn, da er allerdings Uns zugehörte,
herbei: es war ein grosser Coatäaffe (A te le s P a n is cu s , G e o jf !),
den wir frei umherlaufen zu lassen pflegten. Das Thier hatte dem an-
gebornen Triebe zum Stehlen mit grosser Schlauheit gehorcht, und alles
gestohlene Gut neben seinem Neste verborgen; es war erwischt
worden, als es den gewohnten Weg über das Dach herabkam, um
den Fleischtopf am Heerde auszuleeren. Diese drollige Geschichte gab
Veranlassung zu manchfaltigen Erzählungen von den Eigentümlichkeiten
des Coatä. Man könnte ihn den Orang-Utan Brasiliens nennen,
da er der grösste, thätigste und schlauste aller hier einheimischen Affenarten
(3.) ist. Er wohnt einzeln in dichten Urwäldern, über deren höchste
Aeste er sich mit einer fast unbegreiflichen Schnelligkeit mittelst der
langen Arme und des “ langen Wickelschwanzes hinschwinget. In der
Gefangenschaft nimmt er den Charakter eines harmlosen Schwankma-
cherS an, und wird daher von den Einwohnern häufig gezähmt gehalten.
Diese Affenart ist es, von welcher die Indianer allgemein behaupten,
dass sie durch ihre Verbindung mit den Indianerinen die U g in a s
oder C o a ta - T apuü jas , einen geschwänzten Menschenstamm, hervorgebracht
hätte, welcher zwischen den Quellen der B io s P u ru z und
F u r u a hausen soll. Diese Sage ist mir eben so oft wiederholt worden,
als die von den Amazonen, und M o n t e ir o führt (§. 125. ) sogar das
eidliche Zeugniss eines Missionärs auf, welcher im Jahre 1 7 5 2 einen
Indianer aus den Wäldern am Yupurä gesehen, der einen fünf Zoll
langen, haarlosen Schwanz gehabt hätte. Der fromme Vater setzt hinzu,
man habe ihm versichert, dass dieser Schwanz schnell wüchse, und
desshalb von Zeit zu Zeit abgestutzt werden müsse. Die Täuschung
mag in diesem Falle durch den Gürtel von Baumrinde veranlasst worden
seyn, den mehrere Nationen am oberen Yupurä, wie z. B. die
M iran h a s , zu tragen pflegen. Uebrigens verlegt ein seltsames Gerücht
ausser den geschwänzten Indianern gerade in jene Gegenden zwischen
dem oberen P u ru z und F u r u a auch noch andere Naturwunder. Dort
sollen auch die C a u an a s , eine Nation von Zwergen und, nach anderen
Nachrichten ( R ib e ir o , §. 49.), sechszehn Spannen hohe Riesen wohnen.
So wie die Tamana cos die Amazonen und das einzige, nach der allgemeinen
Fluth zurückgebliebene Paar ihrer Vorältern an den Fluss Cu-
ch iu e ro versetzen; so die brasilianischen Indianer die meisten ihrer Fabeln
an die Quellen des P u ru z und F u r u a und von da nach S. in die
unbekannten Flussgebiete des B e n i und M a d e ira . Eben so allgemein,
als die erwähnten und andere ähnliche Sagen, gehen fast durch alle
Indianerstämme Brasiliens die dunklen Ideen von Geistern und spuckenden
Unholden hindurch. Sie sind einer jener gewichtigen Beweise von
einem frühem. Zustande dieser Völker, worin sie zwar auf keiner hö