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 Die  Glieder  dieser  colossalen Rohre  (in  der Tupisprache  Tagoaras),  wechseln  in  der  Länge  
 von  einem  zu  drei  Fuss.  Im Hausrathe  der  Indianer  dienen  sie  mancherlei  Zwecken,  zur  
 Aufbewahrung von Flüssigkeiten und Federschmuck,  als Köcher, Zunder-Tabaksbüchsen u. s. w  
 An  den  Quellen  längs  der  Strassen  durch  die  Urwälder  findet  man  oft  ein  solches  Rohr,  
 von  einem  bedächtigen Reisenden  statt  des  Bechers  für  die Nachkommenden gestiftet.  Durch  
 junge  Triebe  und  unterirdische  Seitensprossen  —   Bildungen,  denen  ähnlich  die  wir  unter  
 dem  Namen  der  bengalischen  Rohre  von  Bambusa  aruridinäcea  (S. unsere Abbild.  Tab.  II.  
 F.  xii.)  aus  Ostindien  erhalten,  —   oder  durch  dichte  im  Quirl  stehende  Aeste  erwachsen  
 die  Baumgräser  zu  undurchdringlichem  Gebüsche.  Oft  verkümmern,  die,  seitlich  oberhalb  
 der  Ringe  ausbrechenden,  Aeste  zu  mächtigen  Stacheln,  wedurch  das  Eindringen  in  diesen  
 vegetabilischen  Wall  noch  mehr  erschwert  wird.  Onzen  und  andere  Raubthiere  wählen  
 darum  dichte Rohrgebüsche  zum  schützenden Aufenthalte,  und  die  Indianer umgaben  ehemals  
 ihre Wohnungen  mit  solchen  Hecken,  durch  welche  sich  der  überfallende  Feind  scbwerlich  
 Bahn  machen  kann,  ohne  entdeckt  zu werden.  So  sind  die  Gräser,  bei  uns  Pfleglinge  des  
 Friedens,  in  den  üppigen  Tropenländern  zum  Schutz  gegen  Mord  und  Krieg  erwachsen.  
 Die  grössten  und  festesten  dieser  Baumgräser  gehören  der  Gattung  Bambusa  an.  Bambusa  
 Tagoara*)  (S.  Tab.  I.  Fig.  ix.)  bildet  hohe  Gebüsche  im  Urwalde,  wo  sie  nicht  in  den  tiefen  
 Niederungen,  sondern  in  einer beträchtlichen  Erhebung  über  dem  Niveau  des Meeres,  
 zwischen  igoo  und  2000  Fuss  hoch,  gleichsam  eine  Zone  bildet,  bald  allein,  bald  mit baumartigen  
 Farn  vereinigt.  Bambusa  latifolia  (Tab.  I.  v.  f.  2.)  ist  es  vorzugsweise,  die  die  
 vegetabilischen Wälle  am  Amazonenstrome  und  am  Tupurä  ausmacht.  Andere  Arten  wohnen  
 in  minder heissen  Gegenden;  sie  steigen  in  die Hochgebirge  binan,  und  bilden  dichte  
 Gehäge  auf  den  Bergmatten:  so  der  Chusque  (Chusquea  scandens,  Kunth.)  in  Bogota  und  
 Quito ;  Rettbergia  bambusoides  Raddi,  auf den  granitischen  Gipfeln  der Scecordillere,  und  
 Arundinaria  pinifoliä,  ISees.  auf  den  goldreichen  Quarzschiefergebirgen  im  Innern  Brasiliens: 
   Minder  colössale  Formen  sind  jene  Arten  von  Rohren  (in  der Tupisprache  Tabocas),  
 aus  denen  die  Indianer  ihre  Pfeile  bereiten  (Gynerium  saccharoides,  Kunth.  und  G.  par-  
 vißorum,  Nees.  Tab.  I.  v.  f.  l . ) ;  doch  bilden  die,  gleich Federbüschen  herabnickenden  
 Rispen,  am  Ufer  der  Gewässer  oft  in  unabsehbaren  Reiben  vereinigt,  einen  ganz  eigen-  
 thümlichen  Zug  in  der  Physiognomie  jener  Landschaften.  Yon  ähnlicher  Bildung  ist  das  
 Zuckerrohr  (Saccharum  officinarum,  L . ,   Tab.  I.  B  3.),  und  seine  Pflanzungen,  von Weitem  
 unsern  Aehrenfeldern  gleichend,  erfreuen  den  Blick  des  europäischen Wanderers,  indem  
 sie  ihm  ein  Bild  vaterländischen  Fleisses  vorführen.  Wahr  singt  ein Dichter  Brasiliens  
 (Prudentii  Amaralii  de  sacchari  opificio  carmen): 
 —   Juvat  arva  videre  
 Consita  arundinibus,  vento  crispante  procaci 
 *) Nees  ab  Esenbeck,  Agrostögraphia  brasiliensis  (oder Martiüs,  flora  brasil.  Vol.  2.)  p ;  532. —•  
 Das  Vorkommen  dieses  Bambusrohrs  in  einer  bestimmten  Höhe  auf  der  Serra  do Mrr  in  den  Provinzen  
 von Rio  de  Janeiro,  Espiritu’Santo  und  S.  Paulo  haben wir  auf  der Vegetationskarte  dargestellt,  
 die  den  2ten Theil  unseres  Reiseberichts  begleitet. 
 TJndantem  segetem,  sinuosa  tioîiimina  toto  
 Aequore  ut  agglomèrent,  vel  cum ß a t   mollior  aura, 
 E t   leni  aspirans  ludit  per-  inane, susurro  
 Campus  ut  obstreperis  nutans  horrescat  avenis. 
 In  den  Feldern  von  Reis  und  Mais  begegnet  dem  Europäer  keine  ungewöhnliche  Anschauung, 
   und  in  den  künstlichen  Pflanzungen  des  sogenannten  Angola - Grases  (Panicum  
 spectabile,  Nees.)  findet  er  ein  Bild  unserer Wiesen;  aber  eigenthümlich  sind  jene  dichten,  
 oft  mannshohen,  Reihen  weicher,  schmiegsamer  Gräser,  die  an  den  sandigen Ufern  der  
 Flüsse  hervortauchen,  sobald  die  Gewässer  fallen,  bei  neuem  Ansteigen  der  Fluth  hingegen  
 wieder  unter Wasser  gesetzt  werden.  Doch,  es  würde  die.  Grenzen  dieser , Darstellung  
 überschreiten,  wollten  wir  uns  hier  auch  über  den  physiognomischen  Eindruck  verbreiten,  
 welchen  die  Formation  der  Gräser  in  der  Vereinigung  zahlreicher  Individuen  bedingt,  wollten  
 wir  also  von  dem  verschiedenartigen  Charakter  der  sogenannten  ra u h e n ,  der  s c h ö n 
 e n   und  der  s um p f ig e n  Wiesen  (C am p o s   a g r e s t e s ,   m im o s o s ,  P e r i z e s )   in  Brasilien, 
   oder  von  den  Eigenthümlichkeiten  der  P am p a s   in  Buenos - Ayres,  der  L la n o s   am  
 obern  Orenoco  und  in  Venezuela,  der  P a j o n a le s   zwischen  dem  Ucayale  und  Guallaga  
 sprechen.  Nur  das  Eine  fügen  wir  hier  bei,  dass  in  der  Vereinigung  dieserv Gewächse  zu  
 Fluren,  neben  den  eigentlichen  Gräsern  und  mancherlei  verschiedenartigen  Kräutern,  noch  
 eine  andere  verwandte  Pflanzenfamilie  auftritt,  ebenso  mannichfaltig an  specifiken  Formen  
 und  eben  so  üppig  in  Erzeugung  von  Individuen:  die  Riedgräser  (Cypgraceae),  die  in  Europa  
 am  stärksten  durch  die  Gattung  der  Seggen  (CarexJ,  vorzugsweise.-Bewohner  von  
 Sumpfwiesen  und  Brüchern,  repräsentirt  werden*). 
 Die  B a u m l i l ie n   und  A g a v e n .  Wir  vereinigen  hier  einige  Gewächsformen,  die  
 von  den  Botanikern  zu  verschiedenen  Gruppen  oder Familien  gerechnet  werden,-  aber  in-  
 ihrer  Tracht  vielfach  übereinstimmen.  Einsaaipenlappige  Pflanzen  (Endogenen),  bald  ohne  
 Stengel,  und  aus  einem grossen Busche  dicker,  fleischiger  oder  faseriger  Blätter  einen baumartigen  
 Schaft  treibend,  dessen  Aeste,  gleich  Candelabern  ausgebreitet,  zahlreiche  lilienartige  
 Blumen  tragen;  —   bald  einen  einfachen  oder  unregelmässig  verästeten  Stamm  bis  auf  
 zwanzig  Fuss  Höhe  erhebend,  der  an  seiner  Oberfläche  mit  den  Resten  abgefajlenèr  Blätter  
 versehen  und  davon  geringelt  is t,  und  zwischen  langen,  zu  Büscheln  vereinten  Blättern  
 stattliche  Blumen  trägt.  Hierher  gehört  als  'die  bekannteste  Form  die  Agave  americana  
 (gemeiniglich Aloe  genannt,  Tab.  II.  f.  xv .),  welche,  aus  Mexico  und  den  Antillen  nach 
 *)  Viele Arten  dieser Riedgräser  gleichen  im Wüchse  unseren  Binsen;  andere,  die  Geiselgräser,  
 Scleriae,  schlingen  sich  bisweilen  im Dickicht  zu  zähen,  schneidenden  Ranken  auf;  aber  zur  Baum-  
 form  erheben  sich  diese  Gewächse  nicht.  In Africa  und  Neuholland  bilden  auch  die Restiaceen,  eine  
 dritte,  den  genannten  ähnliche  Pflanzengruppe,  einen  wesentlichen: Zug  in  der  Physiognomie;  allein  
 in  America werden  sie  durch  keine  hervorragende  Bildung  repräsentirt.  Die  auffallendste Form kommt  
 im Diamantendistricte Vor:  gleichsam  ein  strauchartiges  Gras,  mitvstattlichen  kugelrunden Dolden klei-  
 ner weissen  Blumenknöpfc.  Wir  haben  sie,  eine Art  der  Gattung  Eriocaulon,  L .,  auf  der  Tafel:  
 Diamantenwäscherei  Curralinho  im Atlas  abgebildet.