Wenn die Zellen eines Klosters für die Zahl der eintretenden
Mönche nicht ausreichen sollten, so nehmen diese ihren
provisorischen Aufenthalt im Both, bis Verdienstsuchende- ihnen
Wohnungen gebaut haben. Die Schulknaben kochen zuweilen
im Kloster oder wärmen ihren Lehrern die gebettelten Speisen
auf, was die Mönche selbst nicht*) thun dürfen, Zuweilen sieht
man die jüngeren Mönche sich mit Tischlerarbeit unterhalten. Im
Durchschnitt bilden solche, die lesen und schreiben können, die
Mehrzahl. Die Siamesen pflegen zu sag en : Dek thi ahn nongsü
dai mi sam son, dek thi ahn mai dai sam nüng (indem kaum
ein Drittel zu den Ungebildeten gerechnet werden kann). Die
weiblichen Geistlichen oder Nonnen leben in kleinen Hüttchen,
die ihnen fromme Laien neben die Klöster bauen, um dort für
die Mönche die Küche zu besorgen und sie sonst zu bedienen.
Sie sind der Mehrzahl nach alte Frauen, besonders Peguerinnen;
doch treten auch zuweilen Jüngere für einige Tage in diesen
Stand, um ihrem Tugendcapital ein Sümmchen zuzufügen, oder
vielleicht alte Schulden abzubüssen.
Der passende Zeitpunkt für Mönche, ihr letztes Mahl zu
beginnen, so dass sie bis zum Mittage- (thien) fertig sind, heisst
Peng, und daher das Mittagessen Xan-peng, wie das Frühstück
Xan-xao. In Ermangelung einer Uhr wird die Zeit bestimmt,
indem man den Peng misst (vat-peng), nämlich auf den Kopf
des eigenen Schattens zu treten sucht. Naeh dem Buche Pak-
kharana wird das Ende des Schattens **) durch einen Punkt bestimmt,
und dann gemessen, ob er über sechs Fuss ist. In solchem
Falle steht das Essen frei. Die. Variation in den verschiedenen
Monaten ist nicht sehr bedeutend in diesen dem
Aequator nähen Ländern. Um nach dem Stande der Sonne und
*) Un talapoin qui fait luy-même du feu ou qui le couvre, pêche. Il n ’est
pas permis d’allumer du feu parceque c’est détruire ce qui se brûle, ny de couvrir
du feu, de peur de l’éteindre (Loubère).
**) Von den Ketzern in der Zeit Kalasoka’s „the allotted time for their morning
meals was extended to two inches of shadow after the meridian sun“ (s. Al-
wis). Der geringe Athener behalf sich, wie der römische Landmann, mit der
Messung seines Schattens. War er zehn Fuss lan g , so ging man zur Nachtkost
(s. Voss).
des Mondes die Zeit der Feiertage zu berechnen, dient das von
den Brahmanen abgefasste Buch Pum.
Von den Sila (sin) sind 5 für jeden Laien*) bindend, und
werden von diesem an Festtagen gewöhnlich 8 Sila gehalten.
Die 10 Sila liegen den Novizen ob, und die 227, als das Ganze
der Sikkhabot, den Priestern, wenn sie sich, gleich den Athleten,
durch die Askese zur Erringung der Siegespalme vorbereiten
wollen. Die ersten der 227 Sila sind die Chatuparisutha-Sin,
als Paiimokkha-Sangvara-Sin (hinsichtlich der Vorschriften der
Patimokkha), Insia-Sangvara-Sin (die sechs Sinne betreffend),
Achiva-Parasuta-Sin (auf Lebensunterhalt bezüglich) und Pa-
chaya-Sannisita-Sin (über Almosen); die letzte der 227 Sin ist
die in sieben Theile getheilte Athikaranasammata, die Vorschriften
über vernünftiges und ruhiges Benehmen giebt, um
Zank und Streit zwischen den Priestern zu vermeiden.
Der Patimokkha enthält für die Mönchsregeln**) in einem
abgekürzten Auszuge die Quintessenz der Vinaya (Bescheidenheit).
Spiegel übersetzt Vinaya mit Unterdrückung oder Zucht.
Im tibetischen Kandjur fehlen (nach Wassiljew) viele Sutra der
*) Zu den eigentlichen Mönchen (des Cistercienser-Ordens im Kloster Altenberg)
kamen in die Klostergenossenschaft noch die Conversen oder Bekehrte, als
die fratres laici oder eigentlichen Laienbrüder, welche Nichtpriester zwar die
drei Gelübde ablegten, sich aber in Kleidung und Beschäftigung von den Mönchen
unterschieden; dann die fratres sinistri oder eigentlichen Conversen und die
fratres donati oder Haushrüder, die unter des Abtes Bewilligung austreten und
heirathen konnten. In den Klöstern der Kalogeroi unterscheiden sich die Neuangehenden
(Archari), die ordentlichen Mönche (Mikrochemi) und die vollkommenen
(Mechajochemi).
**) Dem heiligen Pachomius reichten Engel die Einsiedlerregeln >auf ein
Täfelchen geschrieben. Sein Schüler Abba Arogavi führte das Klosterwesen in
Ahyssinien ein; aber die (gelbgekleideten) Mönche strengen Lebens schliessan sich
dem heiligen Antonius (Nachfolger des heiligen Paulus, - dessen Tod nach Hieronymus
von den Löwen der Wüste beweint wurde) an. Basilius der Grosse , der
Freund des Gregor von Nazianz, ordnete in seinem Kloster zu Pontus das Mönchswesen
durch ausführliche Vorschriften,- und schied den Clerus in Weltgeistliche
und Ordensgeistliche. Wie das Druidenthum über den Kanal nach Gallien zurückgekehrt
war, gründete Columban aus Irland das Kloster Anagrates u n ter dem
Schutze des burgundischen Königs Childebert.