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 herab,  die  Speere,  die  Lanzen,  die  Säbel,  die  Schwerter,  die  dort  für  die  
 Festlichkeiten  ausgestellt  sind,  und  tauchen  sie  alle  dreimal  in  das  geweihte  
 Wasser,  langsam  und  bedächtig,  so  dass  ein  Jeder  der  in  den  
 Staub  der  heiligen  Füsse  niedergetretenen  Sklaven  es  deutlich  sehen  
 kann.  Sollte  nun  Einer  derjenigen,  die  im  königlichen Solde  stehen,  sich  
 später  unzuverlässig  beweisen  und  auf Verrath  im  Reiche  sinnen,  so möge  
 er  wissen,  dass  des  Königs  geliebte  Waffen  achtfacher  Art  ihn  tödten  
 und  zerhacken  werden.  Diejenigen,  die  diese Ceremonien zu leiten haben,  
 sind  die  Phuek  Chao  khlang  (die  Beamten  der Schatzkammer)  und  deren  
 Schreiber.  Dies  habe  ich  mitzutheilen. 
 F r a g e :   Wie  werden  die  Eidesworte  gesprochen? 
 An two r t :   Die  Chao  mit  oder  ohne  Krom  kleiden  sich  in  weisse  
 Gewänder  und  werden  von  den  Mahatlek  (Pagen  oder  Edelknaben)  begleitet, 
   die  die  Insignien  ihrer Würden  tragen,  wie  z.  B.  die  Vasen  (Pha  
 Phra Sri).  Den Khunnang folgen  die ihre Rangzeichen  tragenden Bao Phrai  
 (bürgerliche Diener). An die Thore des Palastes ankommend, betreten die Chao  
 die Halle  und nehmen die ihrem Stande  entsprechenden Sitze ein.  Die Khunnang  
 setzen  sich  an  den  Thoren  des  Klostertempels  (im Vat Kheo)  nieder  
 und  stellen  Betrachtungen  über  den  Eid  an,  mit  einander  sprechend:  
 „Wir  Seiner Majestät  demüthigste  Sklaven  haben  für  die  empfangenen  
 Wohlthaten  bis  an  unser  Lebensende  in Dankbarkeit  zu  ersterben.“  Das  
 Trinken  des  Eideswassers  findet  am  Tage  der  dritten  Nacht  des  wachsenden  
 Mondes  beim  Neujahr  im  fünften  Monat  statt  und  am  Tage  der  
 dreizehnten  Nacht  im  abnehmenden Monde  des  zehnten Monats. 
 F r a g e :   Würde  Nichttrinken  des  Eideswassers  strafbar  sein? 
 Antwo r t :   Wer  durch Krankheit  oder  ein seine Anwesenheit  hinderndes  
 Geschäft abgehalten ist,  muss vorher Anzeige  machen  und  bleibt  dann  
 straflos.  Entferntere  Beamte  mögen  sich  nach  der  nächsten  Hauptstadt  
 begeben,  um  dort  das  Eideswasser  zu  trinken,  und  wenn  sie  darüber  
 schuldigen  Rapport  abstatten,  so  bleibt  ihnen  die  Strafe  erlassen.  Sollte  
 aber  Jemand  von  den  Khunnang  oder  Kha  Raxakan  das  Trinken  des  
 Eideswassers  umgehen,*)  ohne  die  Entschuldigung  von  Krankheit  oder  
 Entfernung  zu  haben,  so  trifft  ihn  die  Strafe  des  Hochverraths. 
 F r a g e :   Müssen  alle  Khunnang  der  Vasallenstaaten  nach  der  Resi-  
 "  denz  kommen,  um  das  Eideswasser  zu  trinken? 
 An two r t :   Nur  die Gouverneure  der  näheren Städte  stellen  sich  persönlich  
 ein,  die  übrigen  senden Boten,  um  das Eideswasser aus der Hauptstadt  
 für  sie  zu  holen  und  ihnen  zu  überbringen.  Im  Unterlassungsfall 
 *)  Der  Bischof von  Metellopolis  wurde  (1778)  vom  Könige,  nachdem  er  viele  Misshandlungen  
 erlitten  hatte,  verbrannt,  weil  er  die  christlichen  Mandarinen  durch  Kirchenbusse  verhinderte  
 :  „boire  la   maudite  eau  du  serinent,“  und  statt  dessen  einen  Eid  in  der  Kirche  abge-  
 nommen  hatte. 
 würden  sie  des  Verbrechens  gegen  die  althergebrachten  Landeseinrichtungen  
 überwiesen  sein. 
 Fr a g e :   Aus  welchem  Grunde  lässt  der  König  von  Siam  zweimal  im  
 Jahre  Feuerwerke  abbrennen  und  angezündete  Flösse  den  Fluss  hinabtreiben? 
   Von  wo  ist  dieser  jährlich  beobachtete  Gebrauch  gekommen ?  
 Und  was  hat  ursprünglich  die  Ursache  abgegeben,  dass  es  gerade  am  
 Vollmonde  des  Ilten  Monats  und  am  Vollmonde  des  12ten  Monats  geschieht? 
 An two r t :   In  Bezug  auf  diese  Frage  habe  ich  durch  meine  Nachforschungen  
 erkundigt,  dass  das Flössen  der Blätterkörbehen  (loi kathong)  
 ein  aus  dem  Kamphi  Sarayasatr  entnommener  Gebrauch  brahmahnischer  
 Ceremonien  ist.  Da  indess  die  Leute  des  Volkes  in  Nachahmung  des  
 Königs gleichfalls Kathong  treiben  lassen,  so  geben  sie  dafür  verschiedene  
 Erklärungen.  Nach  einer Meinung  werden  die Körbchen  flottgesetzt,  um  
 Vergebung  von  Nang  (Frau)  Thorani  und  Nang  Kongka  zu  erbitten,  
 d.  h.  von  Erde  (Thorani)  und  Wasser  (Kongka  oder  ein  Fluss  nach  Art  
 des  Ganges),  weil  die  Menschen  während  des  Jahres  so  manche  unanständige  
 Dinge  verrichtet  und  Erde  und  Wasser  durch  Excremente  und  
 andere  schmutzige  Dinge  beleidigt  haben.  Das  ist  die  populäre  Ansicht;  
 doch  habe  ich  meine Gründe,  um  sie für unrichtig  zu halten.  Andere  ver-  
 muthen,  dass  der  Vollmond  des  Ilten  Monats  als  das  Ende  der  Regenzeit, 
   der  Vollmond  des  12ten  Monats  als  der  Tag  der  neuen  Vollendung  
 und  Auferstehung  gefeiert  werde.  Darum  werden  Feuer  angezündet  und  
 Kathong  flott  gesetzt,  um  die  Todten  an  den  Verdiensten  Theil  nehmen  
 zu  lassen,  wenn  durch  die  hinabgeschwemmten  Körbchen  Opfergaben  
 (Sakara  buxa)  den  heiligen Fussstapfen Buddha’s  (Phra-Phuttha  bath)  gesandt  
 werden,  von  dem  man  glaubt,  dass  er  sich  auf  einem  abschüssigen  
 Sandhügel  fände  an  einer  fernen  Küste*)  des  grossen  Oceans  (Mahasa-  
 muth).  So  fährt  man  bis  zum  heutigen  Tage  fort,  diese  Körbchen  flott  
 zu  setzen.  Diejenigen,  die  den  altursprimglichen  Grund  nicht  kennen,  
 handeln  so,, indem  sie  einem  traditionell  überlieferten  Gebrauche  folgen,  
 und  denselben  durch  Annahme  einer  der  beiden  erwähnten  Meinungen  
 zu  erklären, suchen.  Einige  dieser  Kathong  zündet  der  König  selbst  an,  
 andere  lässt  er  durch  seine  hohen  Beamten  in  Feuer  setzen.  Und  dass  
 Seine Majestät  gleichzeitig Feuerwerke,  die Blumen und Büsche  darstellen,  
 abbrpnen  lässt,  wird  deshalb  gethan,  weil  der  Vollmond  des  Uten Mo-,  
 nats,  wie  man  sagt,  der  Jahrestag  eines  bedeutsamen  Ereignisses  ist.  An  
 jenem+Tage  kam  unser  Herr  und  Gott  Buddha  (Somdet-Phra-Phutthi-  
 Chao) Vom Himmel**)  (Dao düng)  herab.  Der König  und  alles  Volk  ver- 
 *)  Die  Legenden  erzählen,  dass  Buddha,  nachdem  er  den  Lehrthron  in  Varanasi;(die  
 Stadt  der  Alten  im Westen)  bestiegen,  noch  erst  bis  an’s  Weltmeer  weitergegangen,  um  sich  
 dort  auf  die  Enthüllung  seiner  Gottheit  vorzubereiten.  Auf  der  Küste  Mexikos  bestieg  Quet-  
 zalcoatL sein  Schlangenboot. 
 **)  Buddha  stieg  zum  Himmel  auf,  um  die  abgeschiedene  Seele  seiner  Mutter  von  dem