Die Fische entfliehen nach allen Seiten, sie flüchten, und der
Vogel dreht sich rundherum um.“
Phleng Nok Xonglioi.
Meister Xonghoi, dein Schnabel ist ja ganz krumm, er sieht
gerade aus wie ein Löffel, eben so krumm und verbogen. Darum
heisst du wohl Nok (Vogel) Xonghoi. Hinter dem Hause da
stehst du und lachst. Du issest nur Krebse und Krabben, kannst
du davon satt werden? Am Vormittag dann wandert er umher,
seine Nahrung auf der Erde zu suchen, eifersüchtig für sich
allein, den Mund zusammengepresst. Wenn du eins der Löcher
triffst, von den Krabben ausgehöhlt, dann bist du emsig dabei,
sie auszugraben.
Phleng Nok Jang.
Hör’, o Vogel, hör’, o Vogel Jang. Wir treffen dich auf
der Mitte der Felder mit deinen weissen Federn, mit deinen
weissen Federn kömmst du herbei, zuzuschauen, wenn wir
Zeuge aus Baumwollenfäden weben. Wir treffen dich an den
Ufern des Sees, da schaust du uns zu und hältst Wacht über
Fische und Krabben. So oft die Fische hervorkommen und aus
dem Wasser auftauchen, packst du sie und schleppst sie mit
deinem Schnabel heraus, sie zu verzehren. Oh, Vogel, was dich
betrifft, so steht dein Sinn dahin, zu tödten und zu zerstören,
Geschöpfe zu tödten, die Leben haben, nämlich Fische und
Krabben. Sündhaft sind deine Neigungen, bedenke das wohl.
Phleng Majura (der Nok-Yung oder Pfau heisst in der Dichter-
- Sprache Majura).
Ich werde den edlen Pfauen besingen, den schöngestalteten
Vogel im Glanze seiner blauen Federn, die in vielfachst Farben
spielen, sanft und zart. Schön bist du vom Kopf zur Zehe,
hellstrahlend gleich des Elephanten furchtbaren Hauern, flatternd
in der Luft schwebend, kein Vogel ist dir vergleichbar.
Wenn er in der Höhlung des Baumes sitzt, so schauert sein
ganzer Körper gleich Jenen, die, ihr Bild im Wasser erblickend,
sich erschrecken. Dann nähert er sich seinem Gefährten, und
sie spielen, sie scherzen in des Abends Kühle. Dann, wenn sie
ausgehen für Speise, die Pein des Hungers zu stillen, so ist
nichts zu essen da, ausser dem Harz der Bäume. Verzweiflung
kommt dann Uber sie. Was kann geschehen, das Leben zu erhalten
und das drohende Unglück zu überwinden? Oh, mein
edler Bruder, ertrage es mannhaft, lass nicht Schwäche über
<jich gewinnen!
Phleng Hera.
Ich werde vom Hera (Drachen-Crocodil) singen, das, unter
den tiefen Wassern lebend, dort umherwandert und in der Höhle
zur Ruhe rastet. Es fühlt grossen Hunger, aber nur Gemüse
und Fisch giebt’s zu essen, und das ist nicht sein Geschmack.
Die Abendzeit, denkst du, ist passend für dich, o Hera, du gefährlicher
Geselle. Du hast keine Freunde, o Hera greulichen
Angesichts, Niemand füttert dich. Gleich dem Alligator wan-
derst du umher , um dich mit Menschenfleisch zu nähren. Fy
des Menschenfressens, das ist deine Seligkeit. Der Mensch betrachtet
die Thiere mit gütigem Freundesblick, du aber, o Hera,
bist eine gefährliche Bestie. Weil’ in deiner Höhle, dort, wenn
die Thränen rollen, nähre dich mit den Wassern deiner eigenen
Augen, o Hera. Wahrlich, gieb’ Acht auf deinen sündhaften
Lebenswandel und solch’ verbotene Speisen!
Phleng kong dek (Kinderreime).
Frau Mäuslein im Loche, da liegt sie, da hält sie Wacht.
Ein Baumstamm ist über den ändern geworfen. Mäuschen trippelt
darauf entlang zum Nest der Henne hin. Die Eier zu
essen, bricht sie die Schale ab und knuppert dran herum. Da
ist eine Brücke,,aus Spänchen gebaut für unsere Maus, darauf
spazieren zu gehen. Aber Madame Maus geht nicht denselben
Weg zurück, wie sie gekommen. Sie hat ihren älteren und
jüngeren Bruder getroffen; die sind jetzt lustig daran und essen
den Reis, den Reis mit Arsenik gesüsst, und wenn sie gegessen
haben, so kauen sie Areca und Betel. Beide Backen sind gepfropft
voll. Der bunte Zeuglappen hängt herab und schwingt
umher. Frau Maus (Nang Nu), Frau Nan, Frau Chan, du
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