nicht weiter mitgeschleppt zu werden, eine Gelegenheit benutzten,
an’s Ufer zu springen, als wir gerade in der Nähe desselben
hinfuhren, und durch den Schwung das Boot in den Strom hin-
ausstiessen, wo es htilflos mit mir und meinem alten Helfershelfer
umhertrieb. Glücklicherweise hatten sie in der Hast das
eine Ruder vergessen, das ich benutzte, während mein Mate eine
Planke ausbrach und damit steuerte. So kamen wir in einer
etwas kläglichen Verfassung und jämmerlich zugerichtet durch
stundenlanges Schwitzen in der Mittagssonne, da das Boot unbedeckt
w a r, wieder bei dem Ministerhotel an , wo ich mich
präsentirte und gnädige Erlaubniss erhielt, ein Privatlogis zu
beziehen. Wir hingen das annectirte Boot an den Reisekahn
an und nahmen es mit nach der Wohnung meines Gastfreundes,
wo es am nächsten Tage durch die mit einem Geldgeschenk
entschädigten Chinesen reclamirt wurde.. Meine Ankunft in
Bangkok fiel gerade auf den 31. December, und der Abend
wurde in einem heitern Kreise deutscher Landsleute verbracht,
unter den Gefühlen, als ob mich unverhofft ein wohlwollender
Zauberschlag aus der birmanisch-siamesischen Vergangenheit in
die ferne Heimath entrückt habe.
Auch am nächsten Tage fand ich noch eine befreundete
Umgebung, indem zur Feier des Neujahrsfestes ein Bootsrennen
veranstaltet war, wofür sich die englische, deutsche, französische
und amerikanische Gesellschaft Bangkoks in einem Logirhaus
für die See-Capitäne zusammenfand. Einen ändern Kreis lernte
ich bald darauf durch eine Einladung des englischen Consuls
zu seinen Abendzirkeln kennen; doch war der Zustand meiner
Gesundheit noch so schwankend, dass ich auf die Verordnung
Dr. Campbell’s, des dem englischen Consulate attachirten Arztes,
der die Sache ernstlicher in die Hand nahm, auf mehrere
Tage das Bett hüten musste. Als ich wieder aufzustehen fähig
war, fand ich, dass verschiedene meiner Waffen und andere
Sachen fehlten, und da der Koch sich seit unserer Ankunft an
einige übelberüchtigte Subjecte seiner dortigen Compatrioten
angeschlossen hatte, fiel der Verdacht zunächst auf ihn. Später
aber leitete mich der Sergeant des englischen Consulates auf
die richtige Spur des Schuldigen, dass es nämlich der Creole
sei der, wie er aus anderer Quelle erfahren, schon in Molmein
höchst verwegene Raubanfälle verübt habe. Er hatte sich eben
wieder als Matrose engagiren lassen, bereit, in See zu gehen,
als ich noch zeitig genug unterrichtet wurde, um wenigstens
einen Theil meines Eigenthums zurück zu erhalten. Dann
liess ich ihn gerne laufen da bei seiner unbestimmten Nationa-
lität ein Process unter den damaligen Consular-Verhältnissen
Bangkoks nur vielfache Weitläufigkeiten nach sich gezogen haben
würde, ohne irgend einen Nutzen in Aussicht. Doch gab
ich in Folge dieser Entdeckung auf, meine Klage auf Schadenersatz
wegen des in Ayuthia erlittenen Verlustes- zu betreiben,
da der Beamte sich freiwillig beim Consul gestellt, aber zugleich
seine Unmöglichkeit betheuert hatte, etwas für die Wiedererlangung
thun zu können, indem alle seine polizeilichen Nachforschungen
vergebens geblieben seien. Für meine eingeborenen
Diener, die dem Uebereinkommen gemäss nach Birma zurückzukehren
wünschten, hatte ich anfangs eine Passage auf einem
für Singapore bestimmtem Schiffe engagirt, fand aber später
eine passendere Gelegenheit durch den Anschluss an eine Karawane,
die über den Pass der drei Pagoden direct nach Molmein
zu gehen beabsichtigte. Der englische Consul versah sie, auf
mein Ansuchen, mit den nöthigen Papieren, und blieben sie so
zusammen. Die in Rahein zurückgelassenen Kranken kamen
nach der Genesung mit einem Teakhändler nach Bangkok und
ebenso Moung Lin, der mich wieder aufsuchte und au fs Neue
um Dienst bat, seine früheren Fehltritte bitterlich beklagend. Ich
behielt ihn für längere Zeit bei mir, bis er durch das Eintreffen
eines von Zimmay gekommenen Verwandten Gelegenheit fand,
mit demselben zurückzukehren. Sein Gefährte hatte schon früher
den Landweg der drei Pagoden eingeschlagen.
Herr Lessler hatte mich mit grösser Gastfreiheit bei sich
aufgenommen und auf das Sorgfältigste während meines Unwohlseins
gepflegt; doch fand ich es für besser, mich bei einem
von der Stadt entfernt lebendem Missionär, Herrn Chandler, in
Pensionat zu geben, um meine ganze Zeit und Aufmerksamkeit
dem Erlernen des Siamesischen widmen zu können. Derselbe
besass, ebenso wie seine Gattin, eine gründliche Kenntniss die