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 die  Havarie  eines  beschädigten  Bootes  bezahlt  (oder  auch  
 „Wette“  leisten  nach  altsächsischer  Gerichtssprache).  Der  
 schützende  Genius  des  Hauptes  muss  sorgsam  vor  jeder  Art  
 der  Verletzung  bewahrt  w e rd e n /  und  deshalb  ist  das  Kopf-  
 scheeren  oderRasiren  mit  so  vielen Umständlichkeiten verknüpft,  
 da  ein  Versehen  in den  nöthigenZeremonien  ihn erzürnen würde.  
 Der  Khuan  oder  Ming  Khuan  ist  sehr  kitzlich  im  Ehrenpunkt,  
 und  schon  das  Berühren  des  Hauptes  durch  eine  fremde  Hand  
 würde  ihn  tödtlich  beleidigen.  Auch  liebt  er  nicht  allzu  vieles  
 Waschen  der Haare  und  will  Niemanden  der  nicht  durch  seinen  
 Rang  dazu  berechtigt  ist,  über  sich  sitzen  lassen.  „Der.Gott  
 hat  von  den  drei  Gattungen  der  Seele  die  vorzüglichste,  die  im  
 höchsten  Theile  des  Körpers  wohnt,  Jedem  als  Schutzgeist  
 verliehen,“  lehrt  Plato.  Wenn Kinder  in  Krämpfe  fallen,  so  hat  
 sich  der  Genius*)  erschreckt  (Khuan  hai).  Ist  er  aber  ganz  
 entflohen,  so  muss  er  zurückgerufen  werden  (Riek  Khuan  oder  
 Xon  Khuan),  und  ehe,  das  nicht  geschehen  ist,  kehrt  dem  Ohnmächtigen  
 die  Besinnung  nicht  zurück.  Wenn  die  Operation  
 des  Herheirufens **)  mit  dem  ganzen  Apparate  der  dazu  dienlichen  
 Ceremonie  ausgeführt  ist,  so  nennt  man  es  Riek  Ming  
 Khuan.  Zugleich  rufen  die  E lte rn :  Khuan  oi,  Khuan tot (komm  
 o  Khuan,  komme  doch!).  Tham  Ming  hat  ebenso  wie  Sing  
 Khuan  die  Bedeutung,  Jemandem  Höflichkeiten  erweisen,  um  
 Misshelligkeiten  vorzubeugen  oder  schon  eingetretene wieder in’s  
 Gleis zu setzen.  So wird Satisfaction  gegeben,  indem man  Ming  
 macht  und  Khuan  gelobt  (sin).  Eine  geliebte Person  heisst  die  
 Spitze  des Khuan  oder  das  höchste  des Ming,  und  ein Liebhaber 
 *)  Der  Genius  ist  der  Gott,  unter  dessen  Schutze  Jeder  -vermöge  seiner  Ge-  
 » burt  lebt  (nach  Censorinus).  Dieser  wird  entweder,  weil'  er  für  die  Geburt  Sorge  
 trägt,  oder  weil  er  bei  der  Geburt  aufgeht,  oder  weil  er  gleich  nach  der  Geburt  
 beschützt,  gewiss  aber  vom  Gebären,  a  genendo,  Genius  genannt.  In  der  lateinischen  
 Uebersetzung  des  Hermas  werden  die  dy ye lo i  durch  genii  wiedergegeben.  
 Wie  Ländern  und  Städten,  schrieb  man  später  jedem  Individuum  eine  Tyche  zu  
 (s.  Zoega),  Phokylides  einen  Dämon.  Nach  Stryjkowski  schützt  Gulbi  Dziewos. 
 **)  Die  Chinesen  tragen  unter  einem  Spiegel  den  Rock  des  Kranken  umher,  
 um  seine  entflohene  Seele  zurückzurufen  (s.  Doolittle). 
 spricht  von  dem  Khuan  der  Augen,  als  der  daraus  hervorleuchtenden  
 Glückseligkeit.  Eine  Umarmung  im  Feuer  der  Liebe  
 gewährt  Khuan.  Die  Römer  nannten  ein  freudiges  Hingeben  
 „indulgere genio“  (bei Persius).  Ohnmacht  rührt  her  vom Khuan  
 des  Chai,  in  seinem  Verschwinden.  Zuweilen  befinden  sich  
 zwei  Khuan  oder  Haareirkel  auf  dem  Kopfe,  und  von  solchen  
 Kindern  glaubt man,  dass sie  zwei Väter  haben.  Die Ceremonie  
 des  Tham Khuan  wird  auch  allgemein  angewandt,  um  günstige  
 Einflüsse  zu  bewahren  und  Herzhaftigkeit  zu  geben.  Das  jäh rliche  
 Umziehen  der  Stadtmauer  mit  geweihten  Schnüren  (nachdem  
 die  auf  derselben  postirten  Priester  durch  ihre  Exorcismen  
 die  Dämonen  verjagt  haben)  heisst  gleichfalls  Tham  Khuan.  
 Ebenso  wird Tham  Khuan für Privathäuser  angestellt.  Im Tham  
 Kuan  zum  Besten  des  Säuglings  wird  die  Wiege  mit Schmucksachen  
 umhängt.  Am  Ende  des  ersten  Monats  beobachten  die  
 Eltern  eine  Tham  Khuan  genannte  Ceremonie  und  schneiden  
 das  Haar  ab,  das  bei  der  Geburt  mit  auf  die  Welt  gebracht  
 wird.  Zum zweiten Mal ist ein freierliches Kopfscheeren mit  dem  
 Abschneiden  des  Haarknotens  verbunden,  und  beim  Tode  muss  
 der  ganze  Kopf  rasirt  werden.  Frisches  Feuer*)  wird  durch  
 ein  Brennglas entzündet  (wie  bei  der Leiehenverbrennung),  oder  
 jetzt  durch  Elektricität.  Wie  beim  Scheeren  des  herangewachsenen  
 Kindes  (Klonchuk)  wird  auch  bei  der  priesterlichen  
 Weihe  (buet  nakh)  Khuan  (ein  der  Phasa  Jai  oder  Phrahm  
 entnommenes Wort)  angestellt.  Um  einem  Boote Glück  zu  verschaffen, 
   halten  die  Siamesen  nach  der  Erbauung  eine  Tham-  
 Khuan-Ceremonie  für  dasselbe  ab  und  knüpfen  ein Stück  rothes  
 Zeug  an  das  Bug.  Zuweilen  werden  Blumen  hineingesetzt.  
 Wenn Schnüre um  das Handgelenk  des Kindes gebunden werden,  
 um  es  vor  Uebeln  zu  bewahren,  so  heisst es  Tham Khuan.  Hat  
 Jemand  einen  Ändern  verletzt,  so  muss  er  für  jede  Wunde Entschädigung  
 zahlen  und  ausserdem  zum  Tham  Khuan  eine  brennende  
 Kerze,  die  in ein  weisses Tuch  gewickelt  ist,  darbringen.  
 Die  Compensation  ist  nach  dem  Range  verschieden.  Der  erste 
 *)  A  firebrand  taken  from  Buddha’s;  funeral  pile  was  worshipped  at  Juggernauts