drei kleine Zimmer einrichten; doch sind Kaufmannshäuser, um
die Waaren sicher zu verwahren, auch mit Plankenwänden versehen.
Viele derselben, besonders die chinesischer Händler,
tragen bunte Aufschriften und Anpreisungen in chinesischer oder
siamesischer Schrift. An den Giebeln der einer Kanal-Einfahrt
gegenüber oder an einer Strassenecke liegenden Häuser sind
Talismane angebracht, um den bösen Blick oder auch, nach der
chinesischen Auffassung, die feindliche Luft abzuwehren. Durch
ein über die Thür gemaltes Achteck bleibt ein schwimmendes
Haus gegen das Anrennen von Böten geschützt.
Eine Fah rt auf dem Menam bietet das mannichfaltigste Interesse,
da man überall in das Innere der offenen Wohnungen
hineinblicken und die Bewohner bei ihren häuslichen Geschäften
beobachten kann. Man sieht sie kochen, essen, schlafen,
mit ihren Bekannten um einen Theetopf zusammensitzen, der
Vorlesung eines Priesters lauschend, m if ihrenKindern spielend;
der Handwerker sitzt eifrig an seiner Beschäftigung, der Müssig-
gänger raucht, eine für Flucht oder sonstige Vergehen mit Fesselung
an den Beinen bestrafte Frau wäscht demüthig und beschämt
die Kücbengeräthe. Dann findet man Käufer oder
Verkäufer in langen Unterhandlungen begriffen, hört die kreischende
Stimme zankender Weiber, oder findet sich in einem
Knäuel von Böten verwickelt, aus dem sich unbeschadet herauszuwinden
die ganze Aufmerksamkeit des Steuerers nöthig ist.
In einer Ecke der Veranda oder auf dem Festlande des Hofes
errichtet der Hauseigenthümer gerne eine San th u , eine auf
Pfosten gestellte Capelle, wohin Puppenfiguren von Menschen
oder Pferden für die Schutzgeister gelegt werden; die in den
Gärten errichteten Sanchao sind in verschiedene Abtheilungen
getrennt, und in die obere Platform werden herzförmige Holzstücke
gelegt mit Lehmfiguren von Elephanten und Crocodilen
als Opfergaben. Die Kaufleute knüpfen ein kleines Stück ro-
thes Zeug an ihr Boot, damit dasselbe Glück im Handel habe.
Um zu zeigen, dass ein Boot zum Verkaufe ausgeboten wird,
stellt man einen Stock mit einem Mattenkranz aufrecht in dasselbe.
An den Bäumen sind oft Zeugstücke aufgehängt oder
Käfige mit kleinen Puppen für den Phra-Phum oder den Gott
der Luft. In einem Sanchao, das in einer Nebengasse des Bazars
lag, waren die beiden Capellen mit künstlichen Blumen
und Räucherkerzen gefüllt, während Crocodilsehädel und keulenartige
Stöcke umherlagen. Die Märkte sind meist nach den
nahegelegenen Klöstern genannt, wie Talot Chao F a und ähnliche.
Unterhalb Bangkok findet sich ein Kok Kuai (Büffel-
Einzäunung) genannter Platz, wo vor Gründung der Stadt ein
Dorf lag.
Beim Bau eines schwimmenden Hauses muss zunächst das
Floss gelegt und fest verbunden werden, wofür man die Leute
theils in Böten, theils im Wasser stehend oder glitschend arbeiten
sieht. Bei nicht genauer Verbindung gleiten leicht einige
der Balken aus, und treffen sich oft Häuser, die so mit der einen
Seite eingesunken sind und schief stehen, wie das Deck eines
Uberliegenden Schiffes. Um das Haus bei einem Familienfeste zu
schmücken, bleibt auf dem Vordertheile des Flosses Platz genug,
und mitunter sieht man dort selbst eine Bühne aufgeschlagen,
um Theaterstücke aufzuführen, denen man vom Fluss aus
zuschaut. Manche Häuser, die in der trockenen Jahreszeit auf
dem Trockenen liegen, sind während dem Regen von Wasser
umgeben, wie überhaupt bei dem Steigen des Flusses durch die
Ueberschwemmung viele der Strassen-Kanäle für Böte zugänglich
werden, in denen man sonst nur mit Mühe fortkommt; doch
macht auch die Ebbe und Fluth einen Unterschied, und kann
es geschehen, dass man die letztere erwarten muss, um ein
Haus zu erreichen, das während der ersteren von einem weder
zu Fuss noch zu Schiff passirbaren Morast umgeben ist. Die
Siamesen bewahren die auch in ihren historischen Büchern wiederholte
Ansicht, dass sich das Meer allmälig von ihrem Lande
zurückgezogen hat, und nachPallegeix ist das auch noch jetzt*)
bemerkbar. An einigen Theilen der Küste bei Bahn Phasoi erstrecken
sich durch die fortgehende Sandbildung so weite Wat-
*) Dans nn voyage au bord de la mer mon vieux pilote me montra un gros
arbre, qui était à un kilomètre dans les terres, en me disant: Voyez vous cet
arbre là? Quand j’étais jeune j’y ai souvent attaché ma barque aujourd’hui voyez
comme il est loin?
B a s t i a n , R eise in Siam. I I I . ' 5