238 Sitten und Gebräuche.
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König tra f einst, ein englisches Gewehr probirend, die Palastspitze
des zweiten Königs, und dieser schickte, den Tham Khuan
zu fordern, eine Dose, die sein erlauchter College mit Gold gefüllt
zurücksandte.
Das Tham Kan Phitthi (das Feiern von Festlichkeiten) und
das Len-Cho-Nong (das Spiel mit Zauberlaternen) dient dazu,
die bösen Geister zu schrecken und fortzutreiben. Im Tham
Ming Sin Khuan umkreisen die mit Musik empfangenen Eingeladenen
dreimal das auf einem Throne sitzende Kind, dessen
Haupt geschoren werden soll. Um den Reis zu sühnen
(Tham Khuan Khao), wird eine Standarte auf das Feld gepflanzt,
von der rothe und weisse Bänder herabflattern. Auch
die Kuh wird gesühnt, durch Tham Khuan Yua.
Die Siamesen rechnen nach Nächten (s ta tt’ nach Tagen)
und Zerfällen den Monat in zwei Theile, Khang khün oder des
zunehmenden Mondes und Khang rehm oder des abnehmenden
Mondes, als die helle und dunkle Hälfte. Bei den Römern
theilten die Idus den Monat in zwei Abschnitte, und (nach Ideler)
entsprachen die Calendae ursprünglich der ersten Erscheinung
der Mondsichel in der Abenddämmerung, die Idus aber dem
Vollmonde. Alle drei Jahre wird den zwölf Monaten ein Schaltmonat
durch Verdoppelung des achten Monats (Düen pet song
pet) eingeschaltet.
Die siamesischen Monate sind abwechselnd Khat (abgeschnitten
oder kurz) und thuen oder Duen thuen (vollständig).
Bei den ersteren besteht die erste Hälfte des Monats aus 14, die
zweite aus 15 Tagen. Diese Klasse, als aus 29 Tagen bestehend,
heisst deshalb ki (ungerade) und entspricht den ungeraden
Zahlen in dem ersten, dritten, fünften Monate. Die
zweite Klasse, aus 30 Tagen bestehend heisst khu (gerade) und
entspricht den geraden Zahlen im zweiten, vierten und sechsten
Monat. Es giebt zweierlei Einschaltungen. In jedem fünften
oder sechsten Jahre wird dem siebenten Monate ein Tag zugefügt,
und ausser dem wird siebenmal in neunzehn Jahren
(nämlich einmal in drei Jahren^ einmal in zwei Jahren, dreimal
in drei Jahren, einmal in zwei Jahren und einmal in drei
Jahren) ein Schaltmonat zugefügt dadurch, dass der achte Monat
verdoppelt wird. Der eingeschaltete Monat heisst Athikhamat,
und der eingeschaltete Tag heisst Athikavat. Asatha (ein
Stern in der Nähe von Sagittarius) ist die Constellation des
achten Monats, Cheta (Ueberlegung oder Sinn) die Constellation
des fünften Monats (aus dem Chinesischen), Katti die
Constellation des Novembers. Matarasi ist die Constellation
der Geburt. Dithi sind Mondtage, mit dem dritten der Zunahme
beginnend. ,
Die Hon (Hora) sind die königlichen Astrologen und prophezeien
nach ihren Beobachtungen der Sterne. Die Mo Du oder
Wahrsager gehen in den Häusern umher und verkünden die
Zukunft für eine kleine Vergütung. Einige sind Siamesen,
andere Chinesen, und die letzteren tragen zwei Stäbe in den
Händen, die sie zusammenschlagen, um die Aufmerksamkeit auf
sich zu ziehen. Auch finden sich einige Khek von Langka, die
umherziehen und mit parfiimirtem Weihwasser*) aus einer
Muschel besprengen zum Segen und Wohlergehen. Jeder bezahlt
dafür einen Fuang oder giebt etwas Reis, wenn er kein
Geld hat. Wenn die Bauern die Ackerbauarbeiten beginnen,
so schiessen sie oft zusammen, um einen dieser Khek zur Be-
sprengung der Felder herbeirufen zu können. Mitunter lassen
sich auch Leute ihren Kopf besprengen, um auf denselben Segen
herabzurufen. Um ein Besitzrecht zu übertragen ist es alte
Sitte, Wasser zu **) sprengen, aus Muscheln auf Buddhistischen
Gemälden. In den Geschlechtsbüchern werden die Hora zuweilen
als eine peguanische Nation genannt, und Loubere, der
sie mit den Brahmanen zusammenstellt, bemerkt, dass in Indien
'*) Der chinesische Missionär Verolles erzählt, dass bejahrte Frauen „furnished
with innocent pills and a bottle of holy water, introduce themselves to parents
whose children are sick and tell them (if they discover danger of death) that before
applying the remedies, they must wash the forehead with the purifying
water of their bottle, thus baptizing yearly 7000—8000 infants (1835).
**) Durch Wassersprengen nahm Bodrigues de Coramja Besitz von Guiana
(1593).