wurden, wie es öfter an den für Verdiensterwerbung bestimmten
Tagen zu geschehen pflegt. Ein Vertrauter des Fürsten von
Xiengmai, der mich eine Strecke begleitete, erzählte mir, dass
sich in dem Festungsgraben seiner Stadt grosse Fische fänden,
eingekörperte Phi oder Dämonenteufel, die aber nur hervorzukommen
und sich zu zeigen wagten, wenn, wie jetzt, die heilige
Person des Landesvaters abwesend sein sollte.
Die Klöster und ihre Bewohner.
Die Pagoden in der Mannichfaltigkeit ihrer wundersamen
Formen sind es vor Allem, die der Stadt ihr charakteristisches
Gepräge geben und mit ihren vergoldeten Spitzen, den polirten
oder glasirten Ziegeln der Dächer, deren bunte Mosaik an der
Fazenda die Lichtstrahlen in tausendfachem Glitzer brechen, dem
Auge ein prächtiges Schauspiel gewähren, während die Glöckchen*)
der Thürme im Winde bewegt werden und im harmonischen
Getön zusammenspielen. Den Pagoden sind stets die
Klöster verbunden und machen einen Theil des ganzen Convoluts
aus, das mit Gärten, Höfen, Teichen, Tempeln und Capellen,
einen Vihan (Vihara) constituirt. Die Zellengebäude (Kati) der
Mönche bilden oft eine kleine Stadt für sich, mit gepflasterten
Pfaden dazwischen. Auch die Höfe sind meist mit breiten Steinen
ausgelegt, füllen sich aber in der Regenzeit mit Wasser, da der
Abfluss fehlt. Die Tempel tragen doppelt oder dreifach über einander
gesetze Dächer und sind in Front mit Sceneni aus den
heiligen Lebensbeschreibungen oder abschreckenden Conterfeien
der Höllenqualen bemalt. Am Reichsten sind die Vat luang oder
königlichen Klöster ausgestattet, die auch allein bei dem jähr-
*) Die fünf Pyramiden auf dem Grabmal Porsena’s waren so gethürmt, dass
ein Kreis "von Erz darüber lag, von dessen Ketten Glocken herabhingen, die (wie
einst der dodonäische Kessel) weithin ertönten, beschreibt Varro. Et toutes fois
que le vent flert entre eiles, si sonnent, bemerkt Marco Polo von den Glocken
au deu Grabesthürmen des Königs von Mien.