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 bald  und  pflegt  dann  zu  sagen:  „Der H err  (Chao)  hat  ihn jetzt  
 wieder  verlassen.“ 
 Wenn  die  Schnitter  den  Reis  sieben  (Kadong  fa t),  so  
 machen  sie  sich  gern  ein  Vergnügen  daraus,  eine  junge  Person,  
 die  das  Reinigen  des  Reises  durch das Handsheb  (Kadong) noch  
 nicht  versteht,  daran  theilnehmen  zu  lassen.  Ehe  sie  dem  
 Knaben  oder  Mädchen  das  Handsieb  übergeben,  rufen sie heimlich  
 die  Dämonin  (Phi)  des  Siebes  herbei,  in  dasselbe  einzufahren, 
   und  diese  wirkt  dann  so  kräftig  auf  dasselbe  ein,  dass  
 der  Träger  des  Siebes  den  Körper  in  den  wunderlichsten  und  
 sonderbarsten  Positionen  umherbewegt,  obwohl er im Schwanken  
 immer  mit  den  Anderen  Tact  hält,  was  dann  Anlass  zu  grösser  
 Belustigung  und  Jubel  giebt.  Solche,  die  das Reissieben  schon  
 öfter  mitgemacht  haben,  können  von  dem  Dämon  nicht  angesteckt  
 werden,  da  sie  ihre  Bewegungen  zu  sehr  unter  ihren  
 .Willen  halten  und  darnach  reguliren,  als  dass  jener  Einfluss  
 darauf  gewinnen  könnte.  Auch  wenn  der  Reis  durch  das  
 grosse  Sieb  (Takleng)  gereinigt  wird,  kann  man  den  Phi  Tader  
 Zitterroehe,  durch  den  auch  hei  Sensitiven  nach  aussen  hin  vortretenden  
 Froschstrom;  aber  das  Klopfen  der  Sitzungen  am  Theetisch  scheint  in  näherer  
 Beziehung  zu  dem  Hakesen  zu  stehen,  das  seit  Spaun’s  Zeit  als  Communieations-  
 mittel  dient.  In  Jever  ist  es  der  in  der  Mauer  hausende  Kark,  der  im  Hause  
 knarrt  (s,  Mannhardt).  Wenn  die  Indianer  Ecuadors  im  Hause  ein  Krachen  oder  
 sonstiges Geräusch  vernehmen,  glauben  sie,  es  seien  „las  animas  de  los  aotiguos.“  
 Verschieden  von  dem  Butz  (Butz)  wird  unter  Geist  oder  Goast  im Vorarlberg  ein  
 böser  Meusch  verstanden,  der  nach  dem  Tode  umherirrt,  jammert,  poltert  und  
 klopft  (Vonbun).  Nach  Wuttke  bezeichnet  das  Zerschlagen  der  Töpfe  am  Polterabend  
 die Verscheuchung  von  bösen  Geistern.  Ueber  die Nordamerikaner  bemerkt  
 Douai:  „Die  trockne  Luft  erschwert  die  regelmässige  elektrische  Entladung  des 
 Körpers  und  erzeugt  somit  eine  Abwechselung  von  Zeiträumen  langer  gespanntester  
 Nerventhätigkeit  und  völliger  Erschlaffung,  von  feuriger  Leidenschaft  und  
 gefühllosester  Gleichgültigkeit.“  Abgeschiedene  Geister  können  zwar  niemals  unseren  
 äusseren  Sinnen  gegenwärtig  sein,  aber  wohl  auf  den  Geist  des  Menschen  
 wirken,  mit  dem  sie  zu  einer  grossen  Republik  gehören,  so  dass  die  Vorstellungen, 
   welche  sie  in  ihm  erwecken,  sich  nach  dem  Gesetze  seiner Phantasie  in  verwandte  
 Bilder  kleiden  und  die  Apparenz  der  ihnen  gemässen  Gegenstände,  als  
 ausser  ihm,  erregen  (s.  Kant). 
 kleng  herbeirufen,  wie  im  ändern  Falle  den  Phi  Dong.  Sollte  
 sich  ein  Kind  in  ein  Sieb  hineinsetzen,  so  würde  es  Schaden  
 davon  tragen  von  dem Dämon  des Siebes, *) der demselben innewohnt  
 und  bei  der  Bearbeitung  desselben  aus  dem  Holze  des  
 Baumes,  der  seine  frühere  Wohnung  war,  darin  verblieben  ist.  
 Leute,  die  nicht  zu  tanzen  verstehen,  le rn e n ' es  sogleich  ohne  
 Unterricht,  wenn  sie  an  einem  der  Teufelstänze,  wie  sie  besonders  
 am  Songkran  abgehalten  werden,  Theil  nehmen,  durch die  
 Anleitung  des  dann  in  ihnen  agirenden  Dämon. 
 Kranke  hängen  Puppenfiguren  an  den  Baumzweigen  auf,  
 um  den  Chao  (Dämonenherr)  durch  eine  theatralische  Unterhaltung  
 zu  vergnügen  und  dadurch  günstig  zu  stimmen,  eine  
 Ceremonie,  die Thavai-Rong-Lakhon-Ke-Chao-Hai-Chao-Du heisst  
 (dem  Chao  Theaterspiele  vorführen  und  ihn  zuschauen  lassen).  
 Der  Mania,  die  die  Kinder  in  den  Tartarus  zu ziehen trachtete,  
 wurden  (in  Rom)  baumwollene  Puppen  an  die  Thür  gehängt.  
 In  der  Nähe  einer  Landwohnung  sah  ich  zwischen  Büschen  am  
 Ufer  Zeugstücke  aufgehangen,  die  hie-  und  da  roth  gefärbt  
 waren,  zu  Ehren  des Phrä-Phum  (des Erdgeistes).  Ein danebenstehender  
 Baum,  der  halb  mit  Zeug  umwunden  w a r,  hatte  an  
 seinen  Zweigen  einen  kleinen  Bambuskäfig  herabhängen,  worin  
 zwei Puppen  baumelten  und mit  dem Winde  tanzten.  Sie waren  
 unter  dem Wunsche  um  Glück  und  Zufriedenheit  dem  Prüksa-  
 thevada  (der  Dryade  des  Baumes)  geweiht.  Das  von  den  
 Siamesen  gebrauchte  Wort  Pli  wird  im  Pali  wiedergegeben  
 als  die  Verehrung  der  Thevada  durch Darbringung  von Blumen  
 und  Räucherkerzen,  um  sie  wohlwollend  zu  stimmen  und durch 
 *)  Die  Chinesen  setzen-  das  Kind  an  seinem  ersten  Geburtstage  in  ein  Sieb  
 (such  as  farmers  use  in  winnowing  grain),  wenn  es  durch  Inspiration  die  Spielsachen  
 auswählen  soll,  die  seinen  künftigen  Beruf  prognosticirt.  Den  Alten  war  
 die  Koskinomantikeh  wohlbekannt,  und  Grimm  bemerkt:  „Das  Sieb  erscheint  als  
 ein  heiliges,  alterthümliches  Geräth,  dem  man  Wunder  beilegt.“  Im  Ditmarsi-  
 schen  braucht  man  zum  Sieblaufen  eine  Erbbibel  und  einen  Erbschlüssel  (s. Mül-  
 lenhoff).  Im  Kriege  mit  Markgraf  Conrad  (1209)  weissagte  dem  polnischen  Herzog  
 Wladislaus  eine  Zauberin,  die  Wasser  in  einem  Siebe  dem  Heere  vorantrug. 
 B a s t i a n ,   R eise   in   Siam.  I I I .  19