eigneten Feldes niedergezeichnet in einer den siamesischen Verhältnissen
entsprechenden Scenerie. Auf einer Seite findet sich
das genaue Modell eines in Paliworten und magischen Charakteren
beschriebenen Fächers, mit welchem sich die Officiere
(oder die Mütter des Heeres, wie sie genannt w erden) während
einer Schlacht wedeln, um durch solch’ siegreiche Einflüsse die
Niederlage des Feindes zu bewirken. Der Me-Thap oder Feldherr
muss sich auf einem Kriegszuge jeden Tag in eine andere
Farbe kleiden, am Sonntag weiss, am Montag gelb, am Dienstag
grün, am Mittwoch roth, am Donnerstag blau, am Freitag
schwarz, am Sonnabend violet (wie die Sabäer bei ihrem P la netendienst).
Die siamesischen Truppen wurden schon nach der Gesandtschaft
Louis XIV. durch den Chevalier de Forbin in Exercitien
geübt und sind seitdem oft durch europäische Officiere geschult
worden, tragen auch zum Th eil, wenigstens die Leibgarden des
Königs, eine der englischen nachgeahmte Uniform. Zur Zeit
meines Aufenthaltes in Bangkok war ein französischer Koch
zur Stelle eines Obercommandanten emporgestiegen. In der
ihnen eigenthümlichen Schlachtordnung stellen sich die Siamesen
in drei Linien auf, aus drei Vierecken bestehend, die wieder
in drei kleinere getheilt werden. Die männlichen Elephanten
sollen zur besseren Leitung von weiblichen begleitet sein. Die
Städte sind in viereckiger Form angelegt, wie die Koma qua-
drata auf dem palatinischen Hügel.
Bei mehrjährigen Kriegsexpeditionen werden die Soldaten
zum Anbau ihrer eigenen Provisionen verwandt So wird bei
dem Feldzuge des Königs von Pegu aus dem Jahre 931 der
Chunlosakkharat in den Geschichtsbüchern berichtet, dass er
Befehle g ab , in Kamphengpet Reisfelder anzupflanzen, da er
dort bis zur Ernte der Ankunft seines Bundesgenossen, des
Fürsten von Xiengmai, zu warten dachte. Auf dem Feldzuge
des abyssinischen Königs Amda Sion ( f 1342) gegen Adel liess
er nach seinem Siege Ackerbau treiben, um während der reg-
nichten Jahreszeit dort zu bleiben.
Verschiedene Zweige der Kriegskunst sind in den Vedangas
(Phethangkha) betitelten Schriften enthalten, welche sogenannte
Erklärungen der Vedas in Hinterindien grösstentheils weltliche
Wissenschaften*) behandeln.
Aus Abneigung gegen Blutvergiessen werden Handgemenge
vermieden und schiesst eine retirirende Truppe dicht vor sich nieder,
so dass die Feinde nur getödtet werden, wenn sie aus eigener
Schuld in die Kugeln hineinrennen. Als Mohamed Bakthiar
Ghilgi, der Heerführer Kutbeddin’s unter Kaiser Mohamed (1194
p. d.), den König Jajachandra von Kanjakubga und Benares
besiegt hatte, entleibte sich der bengalische König Laxmanija
(der seine Residenz von Laxmanavati nach Navadvipa verlegt
h a tte ), weil er im Falle eines Widerstandes die Vernichtung
der Brahmanen und heiligen Thiere befürchtete. Nach Anderen
entfloh er auf einem Schiffe. In Folge der astrologischen Vor-
hersagungen, dass eine fremde Religion eingeführt werden würde,
waren schon vorher viele seiner Unterthanen ausgewandert (s.
Lassen). In Bhagawad-Gitan **) werden die Dogmen der Nichtigkeit
benutzt, um den zaudernden Arjun zu ermuthigen. Megha-
vahana von Kaschmir unternahm (nach Kalhana Pandita) seine
Eroberungen (die sich bis K alinga erstreckten), um allen Fürsten
die Ahinsa oder Nichtverletzung aufzuzwingen. Nach der In*)
Im Kajaratnakari werden aufgezählt als die von dem ceylonischen König
Kalikala oder Pakrambahu (der 1266 p. d. den Thron bestieg) verfassten Schriften:
1) Encyklopädie, 2) Vjakarana oder Grammatik, 3) Khandas (Metrik), 4) Virukta
(Worterklärung), 5) Jataka (Geburten), 6) Sucixa (gute Belehrung), 7) die Methode
des Virvana, 8) Krijavidja (Folgen guter und schlechter Handlungen,
9) Dhanurveda (Bogenschiessen), 10) Hastisilpa (Elephantenfang), 11) Erforschung
der wahren Erkenntniss, 12) Erforschung des Zweifelhaften, 13) Sagen-
kenntniss, 14) Itihasa (Kenntniss der Geschichte), 15) Niti (Kenntniss des klugen
Benehmens), 16) Tarka (Logik), 17) Vaidja (Medicin). Fast dieselben Schriften
werden in der siamesischen Uebersetzung der peguanischen Geschichte dem König
Phra Maha Pidok Thon zugeschrieben. Zur Erlernung der Sinlaprasat (Zauberwissenschaft)
zogen die Fürstensöhne nach Taxila, wie Baibin von einer gelehrten
Schule zu Budin (im Saazer Kreise) spricht, wo Magie vorgetragen
wurde.
**) Bhagawan ist im Krijajogasaras Beiname Vischnu’s ' (wie sonst Siva’s). In
der Pehlvi-Üebersetzung wird das griechische theos durch das aus dem altpersischen
baga (Gott) entstellte bag wiedergegeben (s. Lassen). Bhagawati (die Erhabene)
findet sich als Beiname Bhawani’s (s. Wollheim).