mit schweren Strafen. Eine dritte verbot ein- für allemal für
ferner chinesische Pappen in den Palast zu bringen, solch' unnütze
Spielzeuge, die, wenn man sie hinlege, auf einmal durch
Federdraht in die Höhe springen und Schaden machen könnten.
Auf dem Markte fand ich einen Regierungserlass über die Ein-
theilung der Soldatenwachen. Ein ander Mal sah ich eine Nachricht
aufgesteckt, dass ein gewisser Beamter, der als Khun
geadelt worden sei, sich dieser Ehre unwürdig gezeigt habe
und deshalb derselben wieder verlustig gegangen sei. Die
Hofzeitung (Nongsü Raxakitcha) in der Nummer des Pi Raka,
duen si (Jah r des Hahnes im vierten Monat) bespricht die Festlichkeiten
bei Gelegenheit eines prinzlichen Kopfscherens und
bemerkt, dass es völlig in dem freien Willen jedes Eingeladenen
stände, viel oder wenig zu geben, wie ihm beliebe, die
Geschenke würden nur als Zeichen der Ehrerbietung von dem
Prinzen angenommen, und das Publikum müsse nicht glauben,
dass man das Geld zu Markte trüge, um Reis damit zu kaufen,
wie es sonst wohl Vorkommen möge.
Durch den Phra-Alak machte ieh die Bekanntschaft noch
verschiedener anderer Gelehrten, und setzte mich auch mit
Malern in Verbindung für Illustrationen einheimischer Merkwürdigkeiten,
sowie mit einem Hofbeamten, der sich in der
Photographie hatte unterrichten lassen. Bei einem Künstler^ der
die al fresco-Bilder in der Palast-Pagode ausgeführt hatte, sah
ich mythologische Bücher mit den Figuren der verschiedenen,
besonders brahmamschen Gottheiten, m Erklärung ihrer Embleme.
Einige der von ihm im Vat Eeoh des zweiten Königs
ausgeführten Gemälde gehörten den Avataren Vishnu's an, andere
sivaitischen Tantras. In der Dachkammer eines am Markte
(Sampheng oder Dreiweg) gelegenen Hauses fand ich einen
chinesischen Literaten, auf den ich durch Bekanntschaft mit
seinen Ländsleuten aus dem Handelsstande aufmerksam gemacht
war. Die siamesische Belletristik hat verschiedene Ueber-
setzungen aus dem Chinesischen aufgenommen und zeigt auch
in ihrem Styl von dorthin gekommene Einflüsse. Der Sakok
(über die Kriege der drei Reiche) oder Samkok ist mehrfach
m’s Siamesische übertragen, besonders durch den chinesischen
Gelehrten Hongsen. Um die Bücher der Hof-Astrologen kennen
zu lernen, besuchte ich den Hora-Thibodi, den ich im Vat Keoh
verfehlt hatte,' in seiner Wohnung, einem schwimmenden Hause
auf dem Menam, wo er mir die für Verfertigung des Kalenders
angestellten Berechnungen vorlegte. Der Name Horasatr*)
wurde mir erklärt als Khon-ru-düen-pi, oder . ein Mann, der in
den Wissenschaften von den Monaten und Jahren bewandert
ist. Das Buch Praninthin (erklärt als Pratithin) giebt die Tabellen
der Ephemeriden. Die meisten Bücher sind in den Kham
Makot (Magadha-Worten des Pali),, aber mit siamesischen Buchstaben
geschrieben. Röth erklärte Horos als einen sichtbargewordenen
Gott.
Ein schon hochbejahrter Professor, der der Lehrer des gegenwärtigen
Königs gewesen sein soll) enttäuschte leider die Hoffnungen^
die ich auf die von ihm zu erhaltende Belehrung gesetzt
hatte. Er stammte noch aus der alten Schule, wo es ein
schweres Verbrechen gewesen sein würde, den ungläubigen
Fremden die esoterischen Sprüche der Religionsschriften zu enthüllen
und so diese edlen Perlen vor die Säue zu werfen. Er
zeigte sich deshalb sehr ängstlich bei meinem Besuche und
wollte nicht recht mit der Sprache heraus, um nicht vielleicht
seinem höhen Herrn Aergerniss zu geben. Doch nannte er mir
einen jüngeren Collegen, der wahrscheinlich weniger Scrupel
haben würde)- und zeigte mir auch bereitwillig die Bücher
seiner Privatbibliothek. Noch eine sonderbare Personage lernte
ich kennen, deren Bücherkenntniss mir von befreundeten Mönchen
gerühmt war. Man hatte mir seine Adresse in einer
Nebengasse des Bazars gegeben, doch erkundigte ich mich
dort vergebens nach Achan Di, wie er heissen sollte, da keiner
der Anwohner ihn zu kennen schien. Zuletzt wurde ich, indem
ich die gegebenen Directionen mit der Localität verglich, nach
einem Quartier Übeln Rufes verwiesen und fand mich in einem
Hetärenhause, deren Vorsteherin (Meh Klip oder Mutter Klip)
den Professor (Aehan) Di sehr wohl kannte und mir die Zeit
*) Wie von Varaha Mihira war ein Horashastra abgefasst von Bhatta Bhava-
devä, der das Meer der Bauddtia verschlang, wie Agastja den Ocean.