Aüsserdem sind eine Menge Kuchen Schüsseln vorbereitet, nach der verabredeten
Zahl. Man begiebt' sich nun in langer Procession nach dem
Hanse der Braut. Dort werden' die Geschenke mit der Mitgiftsumme
herausgebracht und den Greisen übergeben. So kommt man von beiden
Seiten zusammen, die Eltern des Bräutigams und die Eltern der Braut.
Die Gesellschaft setzt sich dann nieder , legt die Geschenke zusammen,
und die Ehrenkleider werden den Eltern der Braut überreicht, die dem
Jüngling Tücher für Gewänder und Vorhänge schenken. Dann werden
die Vorbereitungen der Hochzeit getroffen, und bis dahin bringt das Mädchen
täglich ihrem Bräutigam Süssigkeiten, wie es Brauch ist. Ist der
Tag gekommen, so ruft der Bräutigam 7 bis 8 Freunde, und auch das
Mädchen versammelt 7 bis 8 Gefährtinnen um-sich. Sie vereinigen sich
dann im Brautgemach (eine mit Blumen geschmückte Laube, die auf dem
Hofe des Hauses der Braut errichtet wird) und laden Mönche ein,
um Gebete herzusagen. Man stellt Trinkgefässe neben dieselben und
hockt nieder, um den Predigten zuzuhören. Dann wird den Greisen der
schuldige Kespect bewiesen. Nachdem Braut und Bräutigam mit heiligem
Wasser besprengt sind, sprechen die Priester: „Mögt ihr Beide-in Glück
zusammen leben, seit ihr jetzt verbunden seid.“ Nachdem sie dann die
dargebrachte Speise genossen, ziehen sie sich zurück, Der Jüngling aber
schläft in dem Brautgemach (dem „neuen Thurm“). Am nächsten Morgen
beeifert man sich, die Priester zu fetiren, jrnd nach Beendigung der Hochzeit
kehrt jeder der Eingeladeuen nach seinem Hause zurück. Was den
Bräutigam betrifft, so muss er drei Nächte im Brautgemache schlafen.
Dann wendet er sich an ein paar angesehene Männer, die ihm das Mädchen
in seine neue Wohnung zuführen, und damit sind sie ehelich als
Mann und Weib verbunden, wie es der gewöhnliche Weg ist.
Folgendes ist gleichfalls eine Eigentümlichkeit (thammada) der siamesischen
Gebräuche (thamniem thai). Ein Fürst (Chao) grossen Vermögens
besitzt viele Goneubinen oder verbotene Weiber (nang ham oder
einen Harem). Wenn er eine Concubine heirathet, so finden keine Vermählungsfeierlichkeiten
statt, da er dieselbe aus einem ihm ebenbürtigen
Geschleehte (Krakun chao samö kan) nicht erhalten kann, und wird deshalb
auch weder ein Brautgemach (Ho) aufgerichtet, noch ein Haus gebaut,
wie es unter dem genieinen Volke (Phrai Phon)' in allen Städten
Sitte ist. Bisweilen wird das Mädchen nach eigener Ansicht gewählt. Zu
anderen Zeiten kommt ein Botschafter und stattet unterthänigen Bericht
ab: „Die Tochter aus solchem und solchem Geschlecht (Krakun) ist sehr
schön, die Eltern sind von guter Familie (Xüa Xat), sie sind wohlhabend,
und ihr Stammbaum ist ein sehr alter (Krakun ma teh kon).“ Der Fürst
schickt dann nach ihr, lässt um sie werben und nimmt sie dann als Concubine
zu sich. Dies ist eine Weise, wie die Sache eingeleitet wird. Mitunter
überlegen die Eltern des Mädchens, dass es für sie von hohem
Werthe sein würde, der Gunst und des "Schutzes eines solchen Fürsten
versichert zu bleiben. Sie senden dann ihre Tochter oder Enkelin zu
dem Fürsten und bitten um gnädige Annahme. Weshalb aber hält nicht
der Chao darum an und stellt keine Festlichkeiten der Hochzeit an (Kan
vivaha mongkhon)?' Weil kein anderer Stamm (Krakun) dem der Chao
gleiehkommt, so würde es unpassend sein, die Vermählungsceremonien
zu begehen. Auf der ändern Seite dagegen würde der Fürst durch Werbung
im fürstlichen Geschlecht (Krakun Chao) eine ebenbürtige Gattin
erhalten. Indess wenn der Fürst ein fürstliches Weib aus Fürstenstamm
heimführt, so wird in dem vollständig gleichberechtigten Paar eine Trennung
in Worten und Gedanken eintreten. Es ist zu fürchten, dass die
Fürstin sich auf gleichen Kang mit Seiner Hoheit setzte, dass sie seinen
Befehlen nicht gehorchen und ihn wohl gar hindern werde, neue Concu-
binen hinzuzunehmen, wenn er es wünschen sollte. Da nun aber nach
den althergebrachten Gebräuchen des Landes (thamnien thai teh kon),
selbst ein Mann unter fürstlichem Stande mehr als eine Frau zu nehmen
berechtigt ist, wie sollte da ein hoher Fürst mächtigen Vermögens sich,
mit einer begnügen müssen? Und ferner, diese zu Concubinen genommenen
Personen sind keine müssigen Tagediebe. Da ist Arbeit genug
für sie zu thun, indem sie als die Beamten in dem Palaste des Fürsten
schalten, und der Fürst wird deshalb wenig geneigt sein eine Frau zu
nehmen, die gleiche Stellung mit ihm begehre. Sollte sich die Zahl fürstlicher
Familien bedeutend vermehren, so mögen solche Standesheirathen
häufiger Vorkommen, bis jetzt jedoch sind sie nur seltene Ausnahmen.
•Wenn ferner ein mächtiger-Fürst den Thron besteigen und König werden
sollte, so werden sich von der Corporation der Adelschaft (Akamaha-Se-
nabodi), die Chao Phaya und Phaya, die Phra, die Luang, die Khun müm,
alle die königlichen Diener (Kha Kaxakan), dem Brauche nach beeilen,
ihre Töchter und Enkelinnen, wenn lieblich von Gestalt, herbeizubringen
und der Majestät anzubieten. So findet man im Schlosse eine grosse
Zahl von Phra-Sanon (Palastdamen) und Kamnan (Ehrenfräulein), man
kann sie hei Hunderten und bei Tausenden zählen.
Wenn Söhne von Adel (Krakun) das Alter von 7 oder 8 Jahren er-'
reicht haben, so werden sie von ihren Eltern einem Mönche gebracht, um
in dem Kloster zu bleiben. Der zum Lehrer erwählte Bhikkhu beginnt
mit dem Unterricht im Alphabet und den Buchstabirtafeln, bis zu der
letzten hin. Dann folgen Stunden im Lesen, erst der siamesischen Bücher
(Nongsü thai), dann der kambodischen (Nongsü khom). Wenn im Lesen
vollkommen, macht sich der Schüler an Erlernung der Schrift, der siamesischen
und kambodischen, und manche bringen es im Schreiben zu hübscher
Fertigkeit. Andere lernen Arithmetik und die Behandlung des
Rechenbrettes (Luk Khit), Andere Buchführung und gerichtliche Aufzeichnungen
(chot khit) verschiedener Art. Wenn alles dieses abgemacht ist,
suchen Einige sich in die Aufgaben des königlichen Dienstes hineinzuarbeiten,
um Seiner Majestät die empfangenen Wohlthaten zu vergelten,