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 aller Arten  von Waffen  geschmückt.  In  einem  Gestelle  
 standen  Speere,  Banner,  Büsche  und  sonstige  Embleme,  wie  sie  
 den  hohen  Beamten  als  Zeichen  ihrer Würde  beim Ausgang  voraufgetragen  
 werden.  An  der  Bückwand  hingen,  sorgsam  grup-  
 pirt,  Schilde  und  reich  verzierte  Schwerter,  sowie eine  Auswahl  
 der  verschiedenen  Hieb-  oder  Schutzwaffen,  wie  sie  von  den  
 umwohnenden  Bergstämmen  gebraucht  werden.  An  der  einen  
 Seite  der  Halle  stand  ein  gedeckter  Tisch,  der  eine  lange Reihe  
 von  Speiseschüsseln  trug,  lackirte  oder  metallene  Schalen,  jede  
 mit  dem  Aufsatz  einer  Blatter-Pyramide  als  Deckel.  An  dieselben  
 war  ein  Armstuhl  chinesischer  Arbeit  gerückt,  und  in  
 der Mitte  des  Zimmers  stand  ein  ähnliches Möbel,  das  für  mich  
 bestimmt  war.  In  einiger  Entfernung,  daneben  und  dahinter,  
 lagen  buntgewirkte  Teppiche  mit  hohen,  dicken  Kissen,  die  
 beim  Niederlegen  zum  Anlehnen  dienen.  Am  Kopfende  eines  
 jeden  fanden  sich  Gold-  und  Silbergefässe,  Spucknäpfe,  Trinkbecher  
 oder  Beteldosen. 
 Als  der  Gouverneur  oder  Chao-Myang,  den  meine Birmanen  
 den  Mingyi  (Grossfürsten)  nannten,  eintrat,  reichte  er  mir seine  
 Hand  zum  englischen  Gruss,  der  indess  bei  -seinen  zolllangen  
 Fingernägeln  etwas  schwierig  auszuführen  war.  Die  vornehmen  
 Siamesen  adoptiren  gern  diese  chinesische  Sitte,  um  dadurch  
 zu zeigen,  dass sie  einer Bürgerklasse  angehören,  die von Händearbeit  
 befreit  ist.  Die  ganze  Versammlung  lag  beim  Eintritt  
 des  Fürsten  natürlich  auf  Ellbogen  und  Knieen,  doch  wurde  
 dem  Richter  und  höheren  Beamten  die Gnade eines  herablassenden  
 Winkes,  der  ihnen  erlaubte,  sich  nach  den Teppichen  hinzuwälzen, 
   um  auf  dieser  weicheren  Unterlage  Platz  zu  nehmen.  
 Das  übrige  Gefolge  musste  es  sich  auf  dem  Fussboden  bequem  
 machen.  Der Mingyi trug  unter  seinem  Putzo  oder Lendentuche  
 ein  silberdurchsticktes  Untergewand,  einen  kostbaren Ueberwurf  
 in  der  Form  eines  Schlafrockes  am  Oberkörper und  chinesische  
 Pantoffeln.  Er  liess  sich  auf  den  einen  Armstuhl  nieder,  mit  
 Schwertträgern,  Schreibern,  Cigarren-  und  Betelknaben  zu  seinen  
 Füssen,  und  begann  dann  ein  längeres  Gespräch  über  die  
 verschiedenen Nationen,  die  die  Erde bewohnen, mich über meine 
 Reisebeobachtungen  in  anderen  Ländern,  meinen  Aufenthalt  in  
 der  Hauptstadt  Birmas  und  Aehnliches  mehr  befragend.  Er  
 spielte  mehrfach  auf  die  Beziehungen  zwischen  Franzosen  und  
 Engländern  an,  sprach  von  den  Kriegen  des  grossen  Napoleon  
 und  kannte  ebenso  den  jetzigen  Kaiser.  Auch  die  Kunde  des  
 furchtbaren  Bürgerkrieges  in  den Vereinigten  Staaten  war schon  
 bis  dahin  gedrungen.  Dann  wandte  sich  die  Unterhaltung  auf  
 meine  Reisezwecke,  und  gab besonders der Unterschied zwischen  
 den  Lehrern  der  Weissheit  oder  der  Philosophie  und  den  aus  
 den  Missionären  gekannten  Lehrern  der  Religion  Gelegenheit  
 zu  weiterer Discussion.  Nachdem  etwa  eine  Stunde  so verbracht  
 war,  bat  mich  der Gouverneur,  sein  Gast  zu  sein,  und  liess  die  
 auf  den  Tisch  gestellten  Schüsseln  aufdecken.  Die  kleineren  
 derselben  enthielten  alle  Arten  Ragouts  und  Fricassées,  gebratene  
 ‘oder  gekochte  Enten  und  Hühner,  Schweinefleisch,  Fische  
 und  Saucen.  Ein  gigantisches  Gefäss  mit  Reis  wurde  hereingebracht  
 und  neben  uns  auf  die  Erde  gestellt.  Ein  dahinter  
 knieender  Diener  füllte  die  Essschalen  mit  Reis,  der  dann  mit  
 den  auf  dem  Tische  gebotenen  Zuthaten  gegessen  wurde;  für  
 mich  hatte  man  Messer  und  Gabel  hingelegt,  die  gewechselt  
 wurden,  als  der  zweite Gang  der Süssigkeiten erschien :  Kuchen,  
 Confituren, verzuckerte Bananen, ein Kokosnuss-Pudding u. dgl. m.  
 Wasser  wurde  in  Gläsern  gereicht,  und zum Abspülen der Hände  
 stand  ein  Waschbecken  bereit.  Nachdem  abgetafelt war,  kehrte  
 ich  zu  meinem  frühreren  Sitz  zurück,  und  ging  das  Gespräch  
 noch  einige  Zeit  fort,  während  schmale Tassen  mit Thee herumgereicht  
 und  Cigarren  geraucht  wurden.  Beim  Fortgehen  hatten  
 wir Mühe, uns  durch die Zuschauermenge durchzudrängen,  die  
 sich  inzwischen  vor  dem  Hofthore  angesammelt  hatte,  und  k a men  
 wir  erst  sp ä t,  unter  Vorantragen  von  Fackeln,  nach  un-  
 serm  Logis  zurück. 
 Am  nächsten  Tage  stattete  ich  dem  Abte  des  nahe  gelegenen  
 Klosters  (Kyaung  im  Birmanischen  oder  Vat  im  Siamesischen) 
  meinen Besuch ab,  des Klosters  der Kokonuss-Palmen,  
 das  in  einem  weiten,  dichtbeschatteten  Garten  lag.  Die Mönche  
 bewohnten  enge  Zellen  in  einem  niedrigen  Steinhause.  Die  
 übrigen  Gebäude  dagegen,  die  Tempel,  die  Götzenhallen,  die