Wenn nach der Citation eines bösen Geistes der Magier ihm
im richtigen Momente den Kopf abschlägt, so verwandelt sich
die Seele eines Mannes in einen Phi-Kahang, die einer Frau
in einen Phi-Kasti. Der Kopf geht in der Gestalt eines feurigen
Balles als Gespenst um (Phai-Lok). Der kopflose Rumpf bleibt
im Hause zurück, wird aber vor Anbruch des Morgens wieder
mit seinem Haupte vereinigt.
Wenn Frauen verbotene Sachen essen, so werden sie leicht
von den Phi-Kasti gepackt, die sich in ihrer Kehle festsetzen
und sie Nachts in umhersprühende Feuerfunken Verwandeln
(Fai-Kasüa), den Irrwischen ähnlich, während sie am Tage
ihren gewöhnlichen Geschäften des Ackerbaues nachgehen. Einige
der Hexen hauen sich selbst den Kopf ab und schiessen dann
als feurige Kasti aus dem Rumpfe hervor, sind aber bei Tage
wieder in alter Ordnung. Wenn die serbischen Zauberinnen
Nachts ausfliegen, glänzen sie wie Feuer (Wuk).
' Sakot-sadom ist eine magische Medicin, von der ein Dieb
etwas Weniges an seinen Fingern trägt und damit einer ändern
Person in’s Gesicht fährt, um sie einzuschläfern. Auch Hunde
werden durch Paliformeln betäubt, die die Räuber von Zauberern
erhalten haben. Um Liebestränke werden diese gleichfalls angegangen.
Die Sadoh-So-Truen-Ni-Pai ist eine besonders' von
den Birmanen O i e in England von den Davenport) gekannte
Zauberkunst, um sich aus Fesseln loszumachen. Die Birmanen
sind auch wohl mit den Wegen bekannt, in Häuser einzubrechen
und ein Boot fortzurudern, ohne dass man etwas davon hört,
oder die Insassen in Schlaf zu versetzen, als ob ihnen, wie in
der Volsunga-Saga, ein Svefnthorn in’s Haupt gedrückt sei.
Hat ein Bootsdiebstahl stattgefunden, so wird zunächst in
dem Dorfe der birmanischen Colonie etwas unterhalb Bangkok
darnach gesucht. Zur Narkotisirung der Hausbewohner
(Sakot-Lab oder in Schlaf lullen), um ungestört rauben zu können,
dienen auch magische Sprüche (Sek-Mon-Vixa), oder es
wird versucht, narkotische Kräuter (Ya-Sakot) im Voraus unter
die Esswaaren zu mischen.
Wer einen Schatz zu heben beabsichtigt, stellt Opfergaben
von Blumen, Räucherwerk, Kerzen und Reis auf den Platz, wo
er graben will, und schläft dort, um nach der günstigen oder
ungünstigen Erscheinung des Dämon, die ihm im Traume werden
wird, seine Entscheidung zu treffen.
Wie die Meh mot genannten Hexen (verächtlich auch Ithao
geschimpft) können die mit dem Sai-Khun vertrauten Zauberer
ihren Feinden Schaden zufügen, indem sie die nach Art der
Alraunen aufgezogenen Hauskobolde, die Phi Pob heissen, in
den Leib jener absenden. Die Rahang sind eine Art von
Dämonen, die die Eingeweide der Kranken zerfressen. Der lon-
gobardische König läugnete *) dieses im Jahre 644 p. d ., aber
im Jahre 1749 p. d. wurde (in Wü'rzburg) Marie Renata hingerichtet,
weil sie (nach der 1766 p. d. gedruckten Rede des
Pater Georg Gaar) fünf, jungen Nonnen nebst einer Laienschwester
verschiedene höllische Geister in den Leib gezaubert
hatte. Solches durch Zauberei Hineinschicken heisst Xai Phi
im Siamesischen. „Ueber das ist khein Zweyfel das Pestilentz
und Fiber und ander schwer Krankheyten nichts anders sein
denn des Teufel werkhe,“ schreibt 1532 Dr. Martinus Luther,
und obwohl die Superklugen in Siam darüber lachen, stimmt
die Majorität in der Volksansicht doch ganz mit dieser Theorie
überein, indem es die Malaria-Krankheiten, von denen Reisende
in den Wäldern befallen werden, dem Phi Du zuschreibt, einer
Klasse wilder Teufel. Diese fallen meist von den Bäumen auf
die Vorübergehenden herab, da sie zornigen Gemüthes sind
und sich für Respectwidrigkeit rächen oder strafen wollen.
Aber es giebt noch eine andere Gattung, die sich des Namens
Phi Disat oder Dreckteufel erfreut und mit schlauen Tücken
im Dickicht Netze aufstellt, wie Satan den armen Sündern.
Solche, die in diese unsichtbaren Schlingen **) (bat buang im
Siamesischen) hineingerathen, werden dann in schwere Krankheit
fallen. Die Medicinen der Aerzte sind dagegen meistens
*) Nullus praesumat aldiam alienam aut ancillam quasi strigam quae dicitur
Masoa occidere quia christianis mentibus nullatenus est credendum, nec possibile
est ut hominem mulier -vivum intrincecus possit comedere.
**) Wie die Retiarier unter den Gladiatoren kämpften (nach Priscus) die Hunnen
mit umschlingenden Strängen (ähnlich dem spanischen Lasso).