und bescheinigt dem draussen Stehenden mit lauter Stimme, dass die Summe
sich zu solcher Höhe belaufe. Wenn dann Alles 'fertig ist, lässt der
Collecteur die Trommel schlagen, worauf keine Einsätze weiter angenommen
weiden. Dann nimmt er die Nummer, die in einem Säckchen an
der Decke des Comptoirs aufgehangen ist, herab und zeigt die Figur,
die sie enthält. Solche, die unrecht gerathen haben, verlieren ihr Geld.
Der Gewinnende erhält seinen Einsatz dreissigfach, und die Schreiber
haben auf richtige Auszahlung zu achten. Früher war man übereingekommen,
dass der Unternehmer von den 36 Nummern eine alle drei
Tage ziehen solle. Indess war verboten, dieselbe Figur zweimal hintereinander
herauskommen zu lassen. In solchem Falle würde der Lotterie-
Unternehmer allen Spielern ihren Einsatz dreissigfach auszahlen müssen
und so bestraft werden. Einmal geschah es, dass die gleiche Figur lier-
vorkam, die das vorhergehende Mal gezogen war. Daraus entstand grösser
Tumult und Aufruhr. Die Spieler bestanden darauf, dass die eingegangene
Verpflichtung erfüllt werden sollte, und der Collecteur, seines Lebens nicht
sicher und unfähig, das Verlangen zu befriedigen, flüchtete zum Schutz
nach der Residenz seines adligen Protectors. Es wurde in der Raths-
versammlung darüber deliberirt, und mau kam zum Entschluss, dass zwei
Figuren aus der Lotterie, weggenommen werden sollten, dass aber dann
dem Unternehmer das Recht zustehen werde, jede ihm beliebige Figur
zuriickzuhalteu. Durch diesen Abzug sind gegenwärtig die Nummern der
Lotterie, auf 34 vermindert.
Zu den siamesischen Gebräuchen (Thamnien thai) gehört das Ab-
scheeren des Haarknotens (Kon chuk). Kinder, männlichen und weiblichen
Geschlechts tragen das Haar auf der Hälfte des Oberkopfes frei wachsend.
Jst .es sehr lang geworden, so stecken sie eine Nadel auf der Spitze des
aufgewundenen Knotens hindurch, so dass es verhältnissmässig hübsch
aussieht. I s l das Kind 1 1 oder 13 Jahre alt geworden, so werden Vorbereitungen
für die Ceremonie des Kopfscheerens getroflen, die man als
ein glückbringendes Ereigniss (Kan mongkhon) betrachtet. Mönche werden
eingeladen, um während des Abends Buddha’s Sprüche zu beten (suet
Pkuttha-Mon). Früh am- nächsten Morgen wird der Haarknoten abgeschnitten.
Das Kind wird dann in Weihwasser gebadet. Nach dem
Umhersprengen des mit Buddha’s Sprüchen geheiligten Wassers wird
getäfelt. Dann bringen sie Bai Sri (Blätter 'des Ruhmessegens) herbei
und legen sie in die Mitte. Diese Bai Sri sind aus Bananenblättern gefertigt,
in vielfachen Faltungen, sei es drei Lagen, oder auch fünf Lager
In sie aufgewickelt ist der Khao Khuan (der Reis der Sühne), und ein
Blumenbouquet schmückt die Spitze. Nachdem dann das junge Knäblein,
wie ein Prinz (Kuman) aufgeputzt ist, so setzt man ihn zwischen die
Ruhmesblätter (Bai Sri). Man sieht sich dann nach einem erfahrenen
Manne um, der es versteht, die Einladungsformel des Khuan zu sprechen
(lao angxon khuan). Sollte der Knabe aus der einen oder der ändern
Ursache Furcht empfinden, zusammenschrecken und zittern, so sagt man:
Khuan hai pai mai ju kab tua (der Khuan ist davongegangen und fort,
er ist nicht bei sich). Dann muss der Khuan in Einladung gerufen werden,
um zurückzukommen. Nun, alle die Verwandten, die Freunde und Bekannten
geben Satisfaction (tham khuan), indem sie dem Kinde Sühnen
darbringen, je nach ihren Mitteln, einige nicht mehr als einen Tikal,
andere bis zu einem Pfund (80 Tikal). Das hängt davon ab, ob sie reich
oder arm sind. Wohlhabende treffen Vorrichtungen für theatralische
Aufführungen und lassen sie spielen, um Satisfaction zu geben (tham
Khuan) für ihr Wohlergehen und ihre Gesundheit,*) sowie auch für den
Zweck, dass man von ihnen spreche, als unter gedeihlichen Verhältnissen
lebend. In der Feier dieser Festlichkeiten ist kein Nutzen oder Verdienst
in Aussicht, sondern sie wünschen nur die Aufmerksamkeit auf sieh zu
ziehen und für ihre Prahlerei sich als Reiche gepriesen zu hören. Und
so treiben sie es in diesem Lande Siam. In all’ den theatralischen Schaustücken
der verschiedenen Aufführungsweissen erwächst dem, der sie anstellt,
keine Art des Verdienstes, und welchen Nutzen haben sie also?
Diese Eitlen wünschen nur die Augen der Leute auf sich zu ziehen, und
es thut ihnen gut, wenn man sie preist und bewundert.
Für ihre Hochhaltung- des Kopfes geben die Siamesen auch den Grund
an, dass er die Wohnung des denkenden Geistes sei und deshalb geehrt
werden müsse (Pro Chai thi khit yu thi hua, thü hua). Man darf ihm
deshalb nicht durch Schlagen oder Benässen Respectlosigkeit beweisen,
muss auch nicht unter etwas stehen oder mit gebücktem Haupte durchgehen.
Nur Frauen mögen das thun, denn sie sind von der Hochhaltung
des Kopfes dispensirt. Die Operation des Rasirens wird wechselsweise
vollzogen (Phlat Khan Kom). Die Leute des Volkes thun sich zusammen,
und auch die Edelleute barbiren in Paaren einander. Im Kloster schabt
der Priester seinen Collegen und dieser ihn. Für das Rasiren des königlichen
Hauptes ist eine Klasse hoher Beamten mit besonderen Ceremonien
geweiht. Zu Loubere’s Zeit Hessen sich die Europäer in Siam ihren Hut
auf einer hohen Stange nachtragen, die, mit einem Fussgestell versehen,
*) Nach Vorstellung der Parsen besteht der Mensch aus Leib, Seele (Dschan oder Lebenskraft)
und Geist (Ferner) mit seinen Kräften (Bewusstsein) Ruan, (Gewissen^ Akho, (Vernunft)
Boe, (Verstand) Hosch (s. Röth). Wie die siamesischen Kuan stehen die Schutzgeister der
Feruer-mit dem Wohlsein in Verbindung, als sanscritisoh durch vriddhi übersetzt (prosperity
or pleasure nach Wilson). Den Aegyptern schreibt Jamblichus die Jüehre von den jedem
Menschen eigenthtimlichen Dämonen (oixeolos Saificov) zu. Aus dem erhabenen Sitz des
Genius folgt die Heiligkeit des Kopfes. „Wenn nur Gott geschworen s e i, könne die göttliche
Gnade vielleicht den Bruch vergeben, ein Eid auf des Kaisers Haupt aber sei unverletzlich,“
bemerkt Zosimus bei des' Jovius und der übrigen E deln Verpflichtung zum Kriege gegen Alarich.
Wie die persischen Ferner über dem Menschen schweben, ziehen ihm bei den Scandinaviern
die Fylgjer, die in Träumen erscheinen, in Thiergestalt vorauf. Die Rangatiras oder (dem
Himmel entsprossenen) Häuptlinge der Karnaka sind von ihrem Atua (Gott) begleitet, Bei den
Finnen h a t jed e r Gegenstand seinen Haltia oder Schutzgeist.