Ein- oder Austritt gestattet. Die einzelnen Gebäude sind im
verschiedensten Geschmacke ausgefülirt; die zur Privatwohnung
des Königs dienenden sind einfach und schmucklos, wogegen
in den öffentlichen Audienzhallen ein Ueberfluss von Gold und
kostbaren Teppichen verschwendet ist. Die den Frauen des
Harems angewiesenen Gemächer tragen ein kasernenartiges Aussehen
, gleich den Kasernen der weiblichen Regimenter, während
die Wachtstuben der Soldaten nur in leichten Verschlügen
bestehen. Die Bühnen für Concerte oder theatralische Vorstellungen
werden nur nach Bedürfniss aufgeschlagen. In den
Häusern eines der inneren Höfe sind die verschiedenen Amtsstuben
vertheilt, das Archiv, die Schreiber, die Drucker und
Aehnliches. Neben der Capelle eines von bewaffneten Begleitern
umgebenen Ganesa stehen die hohen und luftigen Ställe
des weissen Elephanten, die auch weissen Affen, weissen Wieseln,
Rehen und anderen heiligen Thieren zum Aufenthalt dienen.
Die Pagode des königlichen Klosters Vat Keoh, die in einem
wahren Raritäten-Cabinet alle möglichen Sonderbarkeiten und
Kostbarkeiten vereinigt, enthält das berühmte Jaspisbild Buddha’s
und daneben die in zwei mit geflügelten Gewändern bekleideten
Figuren beigesetzten Aschen der Vorfahren des Königs, seines
Grossvaters (Phra-Phutthajotfachulalok) und seines-Vaters (Phra-
Phutthalötlanaphalai), Neben dem grünen Buddhabild befindet
sich noch ein weisses Phraxinasi, das die Sage durch Indra in
Phitsanulok gearbeitet sein lässt. Die Wände der umlaufenden
Galerien sind mit Darstellungen brahmanischer oder buddhistischer
Mythologie bemalt (theils dem Bamayana, theils der Ja-
tak a entnommen), und ein grosses Steingebäude ist im Phra-
Monthien mit der Bibliothek der heiligen Religionschriften gefüllt.
Die Thüren des Tempels sind von grotesken Kolossal-
figuren*) bewacht, und der architektonische Styl, wie bei den
meisten Pagoden Siams, zeigt chinesische Ueberladung incon-
gruenter Zierrathen in barocker Manier. Neben zwei Stein**)
Die Dämonen fortzuscheuchen, wie bei König Ren^’s Procession am Frohn-
leichnamsfest zu Dix (1462) die ungeschlachte Gestalt des grossen Christoph die
mythologischen Figuren des Olymp verjagte.
kegeln, von denen der eine eine Inschrift in alt-siamesischen
Buchstaben, der andere in Pali trägt, befindet sich ein holländischer
Leichenstein (Peter Syver, f 1696), dessen Charaktere
den Siamesen eben so wunderbar erscheinen, als den meisten
Europäern die des Pali. Nach London begannen die Beziehun-
gen Hollands im Jahre 1601, als Admiral van Neck einen Handelsvertrag
mit den Königen von Patani abschloss, indem bald
darauf Cornelie Speck an den König Siams (Phra-Chao-Song-
Tam) geschickt wurde (1604), um dessen Hülfe für Verbindungen
mit China nachzusuchen. Eine mir nach meinem Fortgange
von Bangkok durch dortige Freunde zugeschiekte Copie einer
auf Anlass des Königs photographirten Inschrift erwies sich in
tamulischen Charakteren.
Unter den vielen hochtönenden Pali-Titeln der Könige sind
die gewöhnlichsten Phra Maha Krasat (der erhabene Herr und
Kaiser) und Maha Chakrophatiraxa (der mächtige Kaiser des
drehenden Rades), unter den siamesischen Chao-Pen-din (der
Herr des Erdkreises), Phra Chom-klao-du-Hua (der heilige Scheitel,
der gebietet) oder Chao xivit (der Herr des Lebens). Seine
Unterthanen nähern sich ihm nur auf den Knieen, wie überhaupt
jeder Andere einem Höheren. Die Würdenträger zerfallen in fünf
Abtheilungen, der Somdet-Chao-Phaya, der Chao Ph ay a, der
Phaya des Phra und der Luang. Die Geistlichen werden als
Chao Kun (der Herr Wohlthäter) angeredet. Das zu Frohndien-
sten verpflichtete Volk ist in regelmässige Klassen zergliedert,
die durch den vorstehenden Nai vertreten werden. Die Clienten *
(Lek) theilen sich in Vasallen und Sklaven. Die Rangabstufungen
machen sich schon an der gewöhnlichen Rede bepierkbar,
da die Pronomina nach dem Stande des Sprechenden oder Angeredeten
verschieden sind. Das gewöhnliche Wort der ersten
Person ist Kha oder Kha-chao, auch Khaphachao oder Khaphra-
chao (ich des Herrn Diener), das stolze Ru oderRao, das demüthige
Phom (ich das Härchen oder meine Wenigkeit), oder ich das Stäubchen
auf der Fusssohle des heiligen Herrn der Barmherzigkeit, oder
Klao kha phom (ich des Hauptes Härchen), Xan (ich, die kleine
Bestie vom erhabenen Scheitel). Xan ist das Diminutiv von die-
raxan, was ein unvernünftiges Thier ausdrückt. Bei dem Besuche