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 (Vinyan  borisutr),“  erklärte  mir ein hochgestellter Würdenträger  
 der  siamesischen  Geistlichkeit.  Auf  das  Kilesaniphan  (Sau-  
 patisesa),  in  dem  die  Leidenschaften  unterdrückt  werden,  folgt  
 das  Kanthaniphan (Anupatisesa),  und  dann  erwarten  die  allein  
 nach  Vernichtung  des  Körpers  übrig,  bleibenden  Knochen  das  
 Thatuniphan.  Die  vollständige  Vernichtung  im  Niphan  ist  
 wünschenswert!!,  da  sonst  stets  Kummer  und  Leiden  entstehen  
 und  der  Geist  durch  die  Gebrechlichkeiten  des  Körpers  beeinträchtigt  
 wird.  Selbst  eine  rein  geistige Existenz,  vom Körperlichen  
 befreit,  wie  sie  in  den Brahma weiten  stattfindet,  ist  noch  
 eine unvollkommene,  da der Geist,  so lange  er überhaupt  existirt,  
 stets  wieder  in  die  Fesseln  der  Materie  hineingezogen  werden  
 wird  und,  in  neue  Körper  gebannt,  sich  in  den schmerzbringenden  
 Kreisen  der  Wiedergeburten  umherwirbeln  lassen  muss.  
 Den  Lamaisten  erscheint  Amida’s  glückliches  Reich  im  Westen  
 als  Ort  der Sehnsucht,  und  in Amida war Thaddäos als Missionär  
 thätig,  der  König  Abgar  (Vorgänger  des  Abgar  bar  Manu) bekehrte. 
   Das  Nipban*)  gestaltet  sich als wahres Sein,  imGegen- 
 *)  Nach  der  Corjtroverse  mit  den  Jogisten  (hei  Deshauterayes)  war  Buddha  
 auf  seinen  Wanderungen  zu  frommen  Einsiedlern  gekommen  und  hatte  ihnen  die  
 Frage  vorgelegt:  „Wie  doch  der  Ursache  der  Gehurt,  des  Alters  u.  s.  w..  die  sie  
 ihm  als  in  der  Unwissenheit,  diese  aber  als  in  der  Nachlässigkeit,  diese  in  Be-  
 thörung,  diese  im  Gift  der  Lust  und  jedweder  Leidenschaft  gegründet  bezeichnet  
 hatten,  am Wirksamsten  zu  begegnen  wäre?“  Sie  erwiderten,  nur  tiefe  Verachtung  
 könne  das  Leben  und  den  Tod  überwinden,  und  zwar  in  vierfacher  Stufenordnung: 
   1)  durch  plötzliches  Erwachen  und  gleichsam  schreckhaftes  Auffahren  
 aus  dem  betäubenden  Schlaf  mit  augenblicklicher  Befreiung  von  Irrthümern  und  
 falschen  Vorstellungen,  wobei  jedoch  noch  die  Vorstellung  von  diesem  Erwachen  
 störend  zurückbleibe;  2)  durch  Verbannung  auch  dieser  Vorstellung,  wobei  aber  
 immer  noch  ein  gewisses  menschliches  und unvollkommenes Wonnegefühl  über  das  
 Gelingen  dieses  Actes  sich  einmische;  3)  durch  Verwerfung  auch  dieser,  eitlen  
 Freude  und  Erhebung  des  Gemüthes  zur  wahren  und  vollkommenen  Wonne,  die  
 jedoch  noch  immer  im  Dasein  befangen  sei;  endlich  4)  durch  vollen  Sieg  über  
 Freud’ und Leid und  durch  gänzliche Beruhigung,  wo  dann  keine Einbildung weiter  
 stattfinde,  sondern  ein Versinken  in  den  Abgrund,  worin  nichts  mehr  verschieden,  
 alles  eins  sei,  nicht  mehr  Sinn,  nicht  Leid,  nicht  Einbildung,  noch  Nichteinbildung, 
   das  sei  die  Befreiung.  Da  fragte  sie  Sakjamuni:  „Ist  alsdann  noch  Existenz  
 in  Euch  oder  nicht?  —  Ist  keine,  so  redet  Ihr  eitler Weise  von  einem  Zusatz  
 zu  den  Trugbildern  der  Sansara  oder Maya,  die  täuschen,  
 wie  „mag.“  Der  Betrug  (-a n ix T r j)   ist  das  Loos  der Wesen  innerhalb  
 der Welt,  die  von  dem  Ungetheilten  und  Immateriellen  
 abgewichen  sind  und  den  Schein  haben  statt  des  Wesens  (s.  
 Proclus).  „Wer  weiss,  ob  das Leben  nicht  gar  Sterben  ist  und  
 Sterben  Leben“  singt  Euripides.  Nach  Diodor  betrachteten  die  
 Aegypter  die  Wohnungen  der  Lebenden  wie  ein  Bivouak,  ,die  
 Gräber  dagegen  als  ewige  Häuser. 
 Wenn Einer sich  weit von den  beschmutzenden  Sünden  durch  
 Trennung  entfernt  h a t,  ein  solcher  Mann  wird  von  den  Pandits  
 mit  dem  Namen  Arya  bezeichnet  (Pakakammato  Araha-  
 thito  Ariyo ti vussati).  Wer  von  den Ari oder  Feinden,  nämlich  
 den  Leidenschaften,  sich  losgemacht  hat,  Wird  Ariyah  genannt.  
 Das  Thaht  ist  hara.  Den  Siamesen'  ¿er  Ariyah  als  Feindbesieger. 
   Burnouf  erklärt  die  Arier  als  Arya  (Meister  oder 
 Herren).  Die  Ariah  sind  die  Ehrwürdigen,  und  ari  bedeutet 
 Stande  der  Befreiung,  da  jeder  Zustand  ein  Sein  voraussetzt;  besteht  aber  noch  
 Existenz  in  Euch,  so  frage  ich:  ist  Vernunft  (Buddhi)  darin  oder  nicht?  —  Ist  
 sie  nicht  darin,  so  ist  die .Existenz  gleich  jener  der  Steine,  Bäume  u.  s.  w .;  hat  
 sie  aber  Vernunft,  so  giebt  es  auch  Veranlassungen,  die  sie  auf  den  Wegen  der  
 Wahrnehmung  und  des Bewusstseins  treffen.  Giebt  es aber  solche Veranlassungen,  
 durch  Wahrnehmung  u.  s.  w.,  für  die Vernunft,  so  kann  sie  auch  der Ansteckung  
 durch  dieselben  nicht  entgehen;  ergreift  aber  diese  die  Existenz,  so  wird  hierdurch  
 die  Ruhe  der  Vernunft  gefährdet?  Das  ist  also  noch  nicht  vollkommene  
 Befreiung  zu  nennen.  Aber  wenn Ihr Euch  der Existenz  selbst  gänzlich  entledigt  
 haben, werdet,  die  jetzt  noch  in  Euch  ist,  und  wenn  jede  Einbildung  von  diesem  
 Sein  völlig  ausgelöächt  ist,  dann  habt  Ihr  vollkommene  Befreiung  erreicht.“  Die  
 Dakota  nannten  ihre Götter Tahuwakan  oder das,  was unbegreiflich  ist (nach Pond).  
 Nach Damascius  nannten  die  Aegypter  die  Urgottheit  unerkennbares  Dunkel,  und  
 Röth  erklärt  Amun  als  non  apertas  oder  (nach Manetho)  kekrummenos.  Auch  in  
 Aphytis,  Theben,  Sparta,  Gytheon wurde  Ammon  verehrt.  Die mit dem Ruach  (kol  
 piach)  verbundene  Leere  (Baau  oder  Bohn)  wird  von  Philo  als  Nyx  erklärt.  Se-  
 neca  nennt  die  höheren  Götter  Etruriens  „involutos“.  Apavarga  or  emancipation  
 is  final"  deliverance  from  pain,  birth,  activity,  fault,  false  notions,  as  state  of  un-  
 mingled  felicity  (according  to the Nyaya).  Nach Maimonides sind in  Bezug  auf  das  
 göttliche  Leben  nur  negative Attribute  zulässig.  „Ein  und  dasselbe  ist  Lust  und  
 Unlust,  Wissen  und  Unwissen,  Grosses  und  Kleines,  aufwärts,  abwärts  wandelnd  
 und  sich  vertauschend  in  der  Weltzeit  Spiel“  {sv  rfj  rov  aiiövos  ncuSifj)  lässt  
 Lucian  den  Heraklitos  sagen  (s.  Bernays).