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 ziemlich  gut  erhalten  war.  Die  Oberfläche  des  Phra  Phrang  
 zeigte  sich  in  den  Nischen  mit  Sculptüren  verziert,  und  grössere  
 Bilder  waren  in  den  Ecken  ausgearbeitet.  Zwischen  einer  
 besonders  sorgsam  ausgearbeiteten  Gruppe  von  Arabesken  fand  
 sich  ein  sitzender 'Buddha.  Von  der  erhabenen  Position  des  
 obersten  Stockwerks  blickte  man  in  weiter  Ausdehnung  über  
 eine  Waldwildniss,  die  das  Terrain  der  alten  Stadt  bedeckte  
 und  überall  die  Spitzen  der  gebrochenen  Thürme  von  Pagoden  
 zwischen  der  dichten  Vegetation  herausschaüen  liess.  Einige  
 Punkte,  wie  ich  auf  dem  Rückweg  fand,  waren  zum  Anbau  
 auf’s  Neue  gelichtet,  und  tra f  man  hie  und  da  zerstreut  die  
 Hütte  eines  Bauern.  Auch  ein  Kloster  war  in  dieser  Einsamkeit  
 errichtet,  und  hörten  wir  schon  aus  der Ferne  die  Stimme  
 der  buchstabirenden  Knaben  die  Stille  der  Umgebung  durch-  
 brechen.  Da  wir  auf  der  Heimkehr  eine'andere  Direction  einschlugen, 
   stiessen  wir  auf  die  Reste  einer  alten Stadtmauer,  die  
 sich  bis  nach  dem' W eichbilde  der  neuen  Ansiedelung  verfolgen  
 liess.  Mandelsloe  zählte  in  dem  zu  seiner  Zeit  weitberühmten  
 Ayuthia  300 Tempel.  Bei  der  Rückkehr  nach  meiner Wohnung  
 strömte  das  Volk  zusammen,  um  die  Hahnengefechte  zu  sehen,  
 deren  Beginn  durch  das  Schlagen  einer  -dicken  Trommel  angezeigt  
 wurde.  Die  Siamesen  lassen  auch  Vögel  im  Käfige  
 kämpfen,  wie  die  Nok  Khao,  Nok  Kathhap  oder  andere  Arten  
 von  Tauben.  Die  Priester  predigen  natürlich  gegen  solche  
 blutigen Kämpfe  und  drohen,  dass  die Eigenthümer  kämpfender  
 Hähne  sich  in  der  ändern  Welt  mit  Eisenstangen  zerschlagen  
 würden. 
 Ich  schickte  nach  dem  Beamten,  mich  über  das  Boot  zur  
 Weiterreise  zu  erkundigen,  wurde  aber  auf  die  Ankunft  des  
 Gouverneurs  vertröstet,  der  jeden  Augenblick  zurückerwartet  
 wurde. 
 Am  folgenden  Tage  besuchte  ich  einige  der  Klöster,  weite  
 Gartenhöfe  mit  einer  Mannichfaltigkeit  verschiedener  Gebäude,  
 und  durchstreifte  auf  den Kanälen  und  Flussarmen,  in  die  sich  
 der  Menam  dort  verzweigt,  die  schwimmenden  Bazars.  Das  
 Treiben  auf  denselben  ist  ein  äusserst  lebendiges,  und  es  war 
 ■unterhaltend,  zu  sehen,  wie  die  Unzahl  der  kleinen  Boote,  die  
 ■ iT)  gr0SSer  Schnelligkeit  nach  allen  Richtungen  kreuzten  und  
 oft  mit  den  zerbrechlichsten  Artikeln  beladen  waren,  geschickt  
 ledern Zusammenstoss  auszuweichen wussten;  doch  ging  es  nicht  
 Immer  ohne  Accidenzen  ab.  Eine  Kokosnuss-Verkäuferin  wurde  
 von  einem  Vorbeifahrer  angerannt,  so  dass  jjir  leichtes Boot  zu  
 [schwanken  anfing  und  sich  mit  Wasser  füllte.  Sie  steuerte  
 [rasch  dem  Ufer  zu,  war  aber  noch  eine  ziemliche  Strecke  da-  
 [Von  entfernt,  als  ihr  Fahrzeug  zu  sinken  anfing  und  bald,  um-  
 [geschlagen,  zwischen  den  schwimmenden Nüssen  und  der Eigentüm 
 e rin   umhertrieb.  Sie  suchte,  so  gut  es  ging,  das  Boot  
 wieder  aufzurichten  und  ihre  Ladung  zu  sichern,  wird  aber  
 [schwere Havarie  erlitten  haben,  da  einige  aus  den  benachbarten I(Häusern  eiligst  herbeirudernde  Knaben  nicht  abgeneigt  schienen, 
   das  Strandrecht  geltend  zu  machen.  Ohne  Boot  ist  es  
 unmöglich,  in  der Stadt  fortzukommen,  da  auch  da,  wo es Wege  
 [auf  dem  Festlande  giebt,  dieselben  jeden  Augenblick  in  einen  
 [Kanal  auslaufen,  denen  Ueberbrückung  fehlt.  Dennoch  sind  
 keine  Miethboote  zu  haben,  da  der  Eingeborene  dieses  dem  
 [Fremden  unumgänglich  scheinende Bedürfniss  nicht  kennt,  denn  
 für  ihn  ist  der Besitz  eines Bootes  eben  so  sehr  und  noch  mehr  
 ■conditio  sine  qua  non,. wie  der  einer  Behausung.  Als  ich  das  
 ■ e rste  Mal  zu Fuss  ausging,  lief ich mich  verschiedene Male  fest,  
 ■ u n d   konnte  erst  nach  langem Parlamentiren mit  vorbeifahrenden  
 ■Privatböten  denselben  begreiflich  machen,  dass  ich  sie  herbei-  
 ■gerufen,  um  mir  eine  Passage  nach  einem  ändern  Stadttheile  
 zu  geben.  Doch  waren  die  Chinesen  leichter  im  Begriff,  ein  
 ■solches  Verlangen  zu  verstehen,  wenn  ihnen  gute  Bezahlung  
 ■geboten  wurde. 
 Ich  hatte  in meiner Besichtigung der Stadtmerkwürdigkeiten  
 ■ den  alten  Dolmetscher  zum  Begleiter  und  überliess  die  Bewa-  
 ■chung  des  Hauses  dem Matrosen,  der  schon  seit  einigen  Tagen  
 ■ ü b er  Unwohlsein  und  grosse  Schmerzen  klagte,  obwohl  ich  sei-  
 ■ n e r Krankheit  nicht  recht  auf  den  Grund  kommen  konnte.  Sein  
 ■ P u ls   und  alle  übrigen Körperzeichen  waren  so  normal,  dass  ich  
 ■ a ls   Schiffsdoctor  seine  Anmeldung  zum  Hospital  unter  die  
 ^R u b rik   „Shamming“  gesetzt  haben  würde,  und  in  diesem  Falle