diese Weise Nachricht von dem Eintritt Seiner Majestät zu
geben. Die ganze Halle war mit den zur Erde geworfen'en
Körpern des Gefolges bedeckt, als der König, ein kleiner
schmächtiger Mann mit lebendigen Augen, auf mich zukam,
mir nach englischer Weise die Hand schüttelte und sich,mit
mir auf eine niedrige Ballustrade niedersetzte, j neben einen
Priester, den er mitgebracht hatte und mir als einen gelehrten
Bischof vorstellte, der immer bereit sein würde, in fraglichen
Fällen die nöthige Auskunft zu geben. Er liess sich in einem
bei seiner polternden Aussprache nur halb verständlichen Englisch
über die Formen aus, die der Buddhismus in den verschiedenen
Ländern angenommen habe, und erhob den nepalesis'chen
Glauben an Adi-Buddha als der christlichen Anschauung am
Nächsten kommend. Auf einige Fragen meinerseits ging er des
Weiteren auf die Dhamma ein, die das Universum durch die
Naturgesetze regiere und die stützende Grundlage der Existenz
bilde. Mit der Versicherung seiner Unterstützung, wenn
ich nach dem Studium des Siamesischen auch das der Sprache
von Magadhi (Pali) beginnen sollte, entliess er mich unter
einem Händedruck. Der jetzige König war schon beim Tode
seines Vaters (1825) der eigentliche Thronerbe, als der einzige
legitime Sohn, zog sich aber vor seinem älteren Halbbruder,
der den Thron usurpirt. h atte, in ein Kloster zurück und stieg
bald zu den höchsten Ehren in der Geistlichkeit auf. Er benutzte
diese Zeit nicht nur zum Studiren des Pali und der heiligen
Schriften, sondern liess sich auch von den französischen
Missionären im Lateinischen, sowie von den amerikanischen im
Englischen* unterrichten. Ausserdem spricht er Birmanisch, Pe-
guanisch, Cochinchinesisch, Malayisch und Hindostanisch. Als
er im Jahre 1851 beim Tode seines Vorgängers den Thron bestieg,
erhob er seinen Bruder zum zweiten König (Vang-na oder
des vorderen Palastes). Auch dieser ist ein sehr gebildeter
Fürst, der das Englische noch weit correcter spricht und schreibt
(obwohl ohne Eleganz, als besonders von Seeleuten erlernt),
der sich aber sonst in seinen Studien besonders den Naturwissenschaften
und der Mathematik zugewandt hat, worin er auch
seinen Sohn (als Prinz George bei den Fremden bekannt) zu
unterrichten sucht. Er zeigte mir bei einem späteren Besuche
in seinem Palaste ein chemisches und physikalisches Cabinet,
sowie sehr in’s Detail gehende Karten des Landes, die er nach
eigenen astronomischen Beobachtungen angefertigt hatte. Im
vorigen Jahre tra f die Nachricht seines Todes in Europa ein.
Ein dritter Bruder des Königs ist der Prinz Krom Luang,
ein wohlbehäbiger, fetter Herr, der zum Präsidenten des ärztlichen
Collegiums ernannt ist und sich auch das Doctordiplom
einer amerikanischen Universität zu verschaffen gewusst hat.
In einem ärztlichen Gespräch mit ihm wollte ich ihm einst
einige Punkte des Schädels zur Erklärung andeuten und beugte
dafür meinen Arm über seinen Kopf, *) wurde aber rasch durch
das drohende Knurren, das wie ein dumpfes Geröll aus dem
Munde aller seiner auf der Erde kriechenden Vasallen zu mir
heraufschwoll, an den begangenen Etikettenverstoss erinnert,
da es in Siam keine grössere Beleidigung giebt, als einen Höhergestellten
am Kopfe zu berühren. Das Rasiren hat deshalb
für die vornehmen Herren seine eigenen Schwierigkeiten, und
die heiligsten der Priester schaben sich gegenseitig, um die
Beleidigung durch die Revanche wieder gutzumachen. In Vorderindien
werden besonders Brahmanen zu Köchen gewählt, da
aus ihrer Hand Jeder Speise-annehmen kann. Ich besuchte den
Prinzen mehrfach, um aus seiner Privatbibliothek Bücher zu
leihen, und hatte dabei mitunter Gelegenheit, Aufführungen seiner
Capelle und chinesischen Schauspielen beizuwohnen. Eines
Tages tra f ich ihn an der Landungstreppe im Begriff, sein
Staatsboot zu besteigen, da er eiligst nach dem Königshof berufen
war, wo den weissen Elephanten ein Unwohlsein befallen
hatte.
Wenn ich des Morgens früh zu seinem Schlosse kam, fand
ich häufig die Staatszimmer mit langen Reihen von Mönchen
gefüllt, die er aus Verdienstbedürfniss zum Frühstück eingeladen
hatte. Die zahlreichen Frauen des Harems unterhielten sie dann
*) I t is contrary to the mysteries of the Tapu (in New-Zealand) to touch
any thing, th at has heen over the head of a chief, that portion of his body being
deemed sacred (s. Brown).