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   Lehren  sind  Himmel  und  Hölle  imaginär,  da  in  
 Wirklichkeit  der  Tugendhafte  sowohl  als  der  Lasterhafte  in  
 seinem  eigenen  Herzen  Belohnung  oder  Bestrafung  findet. 
 Gewisse  Holzarten  werden  einem  Hause  Unglück  bringen  
 und  dürfen  nicht  beim  Bau  für  Pfeiler verwendet  werden.  Auch  
 ist  es  ungünstig,  wenn  sich  beim. Legen  des  Fundaments  die  
 Reste  früherer Gebäude  in  der Erde  finden.  Die  bei Gründungen  
 von  Ansiedlungen  nothigen  Ceremonien  werden  in=  dem  Buche  
 Xanthaphet  behandelt. 
 Die  Häuser  der  gewöhnlichen  Klasse  bestehen  in  einem  
 Flechtwerk,  das  auf  Pfeiler  gesetzt  und  mit  Binsenmatten  bedeckt  
 ist,  um  die  Wände  und  den  Boden  zu  bilden.  Da  der  
 Siamese  meistens  sein  eigenes  Haus  baut,  so versteht auch Jeder  
 mit. Hobel,  Säge  und  Axt  umzugehen.  Die  über  einander  gesetzten  
 Dächer,  die.  den  Wohnungen  der  Vornehmen  ihr  besonderes  
 Aussehen  geben,  rühren  von  den  verschiedenen  Erhöhungen  
 her,  auf  denen  die-Zimmer  des  Innern  gebaut  sind,  
 damit  der  Höherstehende  auch  höher  lebe  und  schlafe,  als  seine  
 Untergebenen,  ohne  doch  Uber jedem  das  Haus  Betretenden  zu  
 sein,  da  er  solchen  gegenüber  wieder  eine  untergeordnete  Stellung  
 einzunehmen  haben  möchte.  Im  Durchschnitt  sehen  sich  
 alle  Häusser  gleich,  und  müssen  es  schon,  da Niemand  von  der  
 Sitte  der  Väter  abweichen  darf.  Ein  Edelmann  fragte  'eines  
 Tages  meinen  Hauswirtli,  warum  er  die  Treppen  des  von  ihm  
 gebauten  Hauses  auf  eine  so  sonderbare  Weise  ängesetzt  habe;  
 für  die  sich  doch  kein  Präcedenzfall  finde,  und  stimmte  keineswegs  
 bei,  dass  das  Geschmackssache  sei. 
 Die  Möbeln  der  mit  Matten  bedeckten  Zimmer  sind  aus  
 Rohr  und  Rattan  verfertigt,  und  während  in  den  Häusern  der 
 *)  Den  einfachen  Naturkindern  Polynesiens  war  diese  als  die  verdammungs-  
 würdige  Consequenz  der  künstlich  verstrickten  Nichtigkeitslehre  getadelte  Ansicht  
 nicht  fremd:  Asked  what  motives  they  had  for  a  correct  behaviour  besides  the 
 fear  of  mis  fortunes  in  this  life  the  Tonganese*replied:  the agreeable  feeling which  
 a  man  experiences  when, he  does  any  good  action  or  conducts  himself  nobly  and  
 generously  as  a  man  ought  to  do. 
 Reichen  Gefässe  kostbarer  Metalle  oder  fremde  Luxusartikel  
 auf  den  Teppichen  umherstehen,  begnügen  sich  die  Armen  mit  
 einigen Körben, kupfernen  oder  eisernen Töpfen  und Thonkrügen.  
 Wenn  ein Feuer  unter den  leichtgebauten Häusern Verwüstungen  
 anzurichten  droht,  lässt  man  die  Umgebung  von  Elephanten  
 niedertreten,  um  ihm  die  Nahrung  zu  entziehen. 
 Die  spiraligen  Verzierungen,  die  an  den  Dächern  der  siamesischen  
 Klöster  aufstreben,  werden Blumenbüsche des Himmels  
 genannt  (Xo-Fa)  und  als  von  dort  herabgefallen  betrachtet.  
 Bis  zu  ihnen  erstreckt  sich  der  ausgezackte  Balken,  der  den  
 Namen  Bai-Raka  (Hahnenblätter)  oder  Naraka  (Nalika  oder  
 Uhr)  trägt.  Mehr  nach  innen  gewandt  sind  die  Endspitzen  des  
 Giebels  an  den  Häusern  der  Vornehmen,  die  nach  der  ihnen  
 gegebenen  Bezeichnung  (Pan-Lom)  das  Dach  gegen  die  Winde  
 schützen sollen  und in Privatwohnungen  an die Stelle der heiligen  
 Symbole  treten,  die  wie  aufwärts  gekrümmte  Büffelhörner  den  
 Weg  zum Himmel  zu weisen  bestimmt  sind.  Die-runden Knöpfe  
 auf den oberen  Sparren heissen Hang-Hong (Schwanenschwänze).  
 Säul  n-Capitale  werden  Bua  (Lotus-Blumen)  genannt. 
 Unter  der  verzierenden  Stuccatur  der  Tempel  bringen  die  
 Siamesen  gerne  ein Mosaikwerk  aus  zerbrochenen  Spiegelscheiben*) 
   oder  bunten  Glasscherben  an,  was  pradab  Kachok  heisst  
 (auch  aus  vielfarbigen  Steinen  wird  Schmuck  zusammengeklebt  
 und  dem  Kalk  der  Aussenmauer  eingefügt).  Die  bunten Gläser  
 sind  metallisch  gefärbt,  und  die  feineren  Vergoldungen  werden  
 mit  dem  Rak  genannten  Firniss  ausgeführt.  Das  Buch  Che-  
 tiyathanavat  handelt  über  die  passenden  Plätze  für  die  Errichtung  
 von  Pagoden.  Zum  Preise  der  Pagoden  (Phra-Chedi)  verfasste  
 Khun  Phrom Montri  den Thavathot  (sib-song)  oder  die die  
 Könige  Siams  feiernden  Gesänge,  zwanzig  an  Zahl.  Die  Be- 
 *)  Wie  ln  japanischen  Tempeln  findet  sich  in  China  oft  ein  Spiegel  an  den  
 Bettgardinen  aufgehängt.  It  is  supposed,  th at  evil  spirits  on  approaching  to  do  
 harm,  will  be  apt  to  see  themselves  reflected  in  the  mirror  and  becoming  frightened  
 will  betake  themselves  away  without  delay  (Doolittle).  Der  Basilisk  stirbt  
 beim Vorhalten  eines  Spiegels,  uiid  auch  im  Schilde  des  Perseus  tödtet  das  Spiegelbild.