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 mit  bunten  Darstellungen  aus  den  Ja tak a   bemalt.  Die  
 Insassen  waren  meistens  Laos  aus  Xiang-Mai  (Zimmay),  und  
 ihre  Bücher  auch  noch  mit  dem dort,  sowie  in  Labong  und  La-  
 gong  gebräuchlichen  Alphabet  geschrieben.  Die  Buchstaben  
 gleichen  in  ihrer  runden  Gestalt  den  birmanischen;  doch  sind  
 einige  Formen  abweichend  und  die  ganze Schreibart  wegen  der  
 vielfachen  Schnörkeleien  schwieriger  zu  lesen.  Die  Knaben  in  
 der  Klosterschule  lernten  indess  dieses  und  nicht  das  eckige  
 Alphabet  der  Siamesen.  Doch  sah  ich  ausser  den  Palmschriften  
 schon  einige  der  Zickzackbücher  aus  dickem  groben  Papier,  
 wie  sie  in  Siam  gebräuchlich  sind. 
 Während  in- den  birmanischen Klöstern  meistens eine grösse  
 Pagode  den  Mittelpunkt  bildet,  enthalten  die  siamesischen  gewöhnlich  
 verschiedene  kleinere,  denen  in  den  meisten  Fällen  
 der  Tih  oder  Schirm  fehlt;  dieser  mangelte  auch  der  Achtzahl  
 der  niedrigen  Pyramiden,  die  den  aus  Stein  gebauten  Tsein  
 umgaben,  der  sich  in  einem  Theil  des  Klosterhofes  neben  dem  
 Zayat  befand.  Zwischen  denselben  waren  die  acht  Steinpfeiler  
 Sema  gestellt, .oben  in  der  Gestalt  einer Bischofsmütze gebogen,  
 die  den  heiligen  Baum  der  Klosterfreiheit  einschliessen  und  innerhalb  
 welcher  die  Priesterweihe  vollzogen  wird. 
 Die  Priester  haben  allerlei  mystische*)  Erklärungen  ihrer 
 *)  Als  Grenzpfeiler  verknüpfen  sie  sich  mit  dem  in  Hinterindien  vielfach  
 wiederkehrenden  Gebrauch,  Kriegsgefangene  oder  Verbrecher  unter  den  Stadt-  
 thfirmen  zu  vergraben  und  so  ihre  in  Sclaverei  geführten  Seelen  zur  Vertheidi-  
 gung  des  Landes  zu  zwingen.  Darauf  deutete  wohl  die  Olausel  in  dem  (bei  
 Aristoteles)  aufbewahrten  Vertrage.,  dass  die  Tegeaten  keinen  ihrer  lakonisch  gesinnten  
 Landsleute  für  sich  selbst  nutzbar  (chrestos)  machen  sollten.  Aus  der  
 Befragung  der  citirten  Dämonen  ergab  sich  denn  Chresmos  als  Orakelspruch  und  
 Chrestes  als  Wahrsager,  bei  Suetonius  mit  den  Christen  verknüpft,  die  (nach  
 Eunapius)  die  Gebeine  und  Schädel  von  Missethätern  verehrten.  Brugière  bemerkt  
 von  den  gespenstischen  Thorwächtern  in  Siam :  „Le  roi  les  charge  de 
 bien  garder  la  porte,  qui  va  leur  être  confiée  et  de  venir  avertir,  si  les  ennemis  
 se  présentaient  pour  prendre  la  ville.“  Von  den  Frauen  der  Krestoneer  in  den  
 Gebirgen  Thraciens  wurde  die  Liebste  mit  dem  verstorbenen  Gatten  beerdigt  
 Die  alten  Italer  stahlen  sich  in  ihren  Kriegen  einander  die  Todten  wie  die  Polynesier. 
 Bedeutung,  wie  sie  den  in  magischer  Beziehung  zu  den Körper-  
 orennen  stehenden  Charakteren  eines  in  Gautama’s  Zeit  verloren  
 gegangenen  Buches  entsprächen,  mächtige  Talismane  un-  
 tor  ihnen  begraben  seien  und  Aehnliches.  Die  siamesischen  
 Tempelhallen  pflegen  mit  Buddhabildern  aller  Grössen  und Formen  
 gefüllt  zu  sein,  aber  auf  dem  Hauptsitz  bemerkt  man häufig  
 zwei Figuren,  eine etwas kleinere,  vor einer riesenhaft grossen  
 dahinter.  Die  Mönche  unterscheiden  meistens  die  erstere  als  
 Khodom  (Gautama)  von  der  ändern,  Xina  genannt,  oder  nennen  
 sie  auch  die  Brüder.  Der  bei  den  Jainas  gebräuchliche  
 (Name  Xina  (Jina)  oder  Sieger  wird  von  den  Birmanen  dem-  
 f  enigen  gegeben,  der  die  fünf  Tyrannen  überwunden  hat (Mara-  
 na-pa-ko-ausnso-su),  nämlich Khanda-Mara  (die  Körperlichkeit),  
 Abhisingkh a ra-mara  (die  Abhängigkeit  von  den  vier Ursachen),  
 Kilesa-mara  (die  Leidenschaften),  Mazzu-mara  (Tod)  und  deva-  
 •puttft-mara  (die  teuflischen  Widersacher),  also  einem  Buddha,  
 lü  ci-fiem  der  Npbengänge  des  Klosters  in  Rahein,  sowie  später  
 in  anderen  siamesischen,  fand  ich  einen  ganzen  Stapel  zum  
 Theil  schon  halb verfaulter  Holzblöcke  aufgeschichtet  und  sah  
 bei  genauerer  Untersuchung,  dass’  sie  alle  unverkennbar  in  der  
 Form  einer  Linga  geschnitzt  waren.  Solche  Symbole,  wie  ich  
 beiläufig  erfuhr,  werden  in  den Klöstern,  besonders  aber  in  dem  
 Dämonen-Tempel,  für  geschlechtliche Fruchtbarkeit dargebracht. 
 Der  Gouverneur  hatte  sich  bei  meinem Besuche  noch  nicht  
 mit  Bestimmtheit  über  die  nöthige  Erlaubniss  zu  meiner  Reise  
 ausgesprochen  und  ersuchte  mich,  auf  meine  weitere  Anfrage,  
 bis  zu  seiner  Rückkehr  zu  warten,  da  er  eine  Pilgerfahrt  nach  
 einer  nahegelegenen  Pagode  zu  unternehmen  habe.  Diese  Botschaft  
 war  von  Geschenken  an  feinem  chinesischen  Thee,  getrockneten  
 Früchten  und  Zuckersachen  begleitet,  versüsste  mir  
 aber  dadurch  die  Verzögerung  nicht,  weil  manche  Ursachen  
 Vorlagen,  die  möglichst  baldigen  Aufbruch  wünschen  liessen.  
 Für  mein  immer  noch  nicht  gehobenes  Fieber  konnte  ich  nur  
 von  einer  regelmässigen  Cur  in  Bangkok  Genesung  hoffen,  und  
 ausserdem  schienen  nieine Leute  aus Langeweile Einer nach  dem  
 Ändern  krank  zu  werden,  oder  bildeten  es  sich  wenigstens  ein,  
 da  ich  nicht Beschäftigung  genug  für  sie  hatte,  um  ihnen  solch’ 
 B a s t i a n ,   R eise  in   Siam.  l l i .   "