gaben, und die dorthin gestellten Gaben heissen Buxa-Janta.
Mit Jan ta wird auch ein Thieropfer bezeichnet, und Buxa sind
die Weihegaben. Unter den Stadtthoren wurden früher in Hinterindien
Menschen eingegraben, wie (nach Malalas) in Syrien.
Leute hohen Verdienstes werden mit einem Kleinodienzahn
geboren. Vor einigen Jahren geschah es, dass ein chinesischer
Kaufmann, der an der Küste Siams landete, einen Knaben sah,
der einen Edelstein als Zahn im Munde trug (Khiau Keoh).
Die hohen Kräfte desselben kennend, wünschte er den Zahn
zu kaufen und bot grosse Summen dafür, aber die Mutter blieb
standhaft, alle Schätze zurückzuweisen. Mein Berichterstatter
wusste noch eine zweite Geschichte: Gegen Ende der letzten
Regierung (unter dem Vorgänger des jetzigen Königs) gerieth
der Fürst von Viengchan in Streit mit seinem jüngeren Bruder,
dem Chao Noi-Mahaphrohm und wollte ihn als Gefangenen nach
Bangkok schicken, aber alle Fesseln, die man ihm anlegte, fielen
ab, denn er trug im Munde einen Zahn aus Gold. Auch das
Boot blieb unbeweglich stehen und konnte nicht fortgeschafft
werden. Da öffnete er seinen Mund, aus dem der Glanz des
goldenen Zahnes hervorleuchtete, und rief-dem Volke zu, sie
sollten in das Boot hineinschiessen; aber keins der Gewehre
ging los. Und es ereignete sich, dass ein Mann Vögel jagte
auf einer Sandbank des Flusses bei Myang In, und er schoss
eine Menge, die aus der Luft herabfielen und todt dalagen.
Und der Lao öffnete au fs Neue seinen Mund und gebot dem
Manne, er solle in sein Boot schiessen. Aber siehe, das Gewehr
wollte nicht losgehen. Und doch, als er wieder auf die Vögel
anlegte, stürzten so viele davon nieder, als ihm beliebte. Der
König fing an sich zu fürchten und wollte den Prinzen nach
seiner Ankunft in der Hauptstadt nicht vor sich lassen. Erst
nach seinem Tode, wurde er in einer Audienz beim zweiten
König empfangen. Phaya Anurat, der in Chantabhun eine
Rebellion angefacht hatte, konnte weder durch Lanzen noeh
Schwerter verletzt werden, da er eine Sadü-thong-deng (eine am
Nabel befestigte Kupferplatte) trug. Phaya Takh liess ihn deshalb
mit einem Stein um den Hals in’s Wasser werfen.
In einem verwüsteten Kloster (Vat Rang), Vat Sipho genannt,
bei Huakrophra (in der Nähe von Krung Kao), werden
zwei Brüder verehrt, der Chao Mahesuen und der Chao Tjui.
Der Favoritgott der Peguer ist Chao Thong. Im Lande Nang
findet sich ein in alten Zeiten durch die Mong Meng gebauter
Tempel. In Ermangelung ihrer eigenen Klöster beschränkefi
die Chinesen in Bangkok ihre religiöse Verehrung meistens
auf die Chao. Zu den in Siam am Meisten verehrten Eremiten
gehört der Ph'ra-Rüsi-Narot. Ein anderer, gleichfalls in hohem
Ansehen, ist Phra-Rüsi-Nalai. Da die Einsiedler ihre Widersacher
durch die Gluth ihrer Augen verbrennen, so wird ihnen
der Titel Phra-Rüsi-Ta-Fai (der erhabene Einsiedler mit Feueraugen)
beigelegt. Der Phra-Rüsi-Tua-Ngua (der erhabene Einsiedler
des Ochsenkörpers) zeigt auf den Abbildungen vorstehende
Augen, gleich denen eines Ochsens (wie die kuhäugige
Hera). In alten Zeiten hatten die Eremiten in ihren Wäldern
den Tempel des . Erdengottes (Phra Thoranisan), ein stolzes
und prächtiges Steingebäude, zu dessen Erbauung die Devas
vom Himmel herabgekommen waren. Jetzt aber thut das Hersagen
von Weihesprüchen dieselben Dienste, und sind solche
Betplätze unnöthig geworden.
Khon-lamöh sind Leute, die bei Nachts aufstehen und verschiedene
Arbeiten verrichten, ohne sich beim Wachen zu erinnern
(also Nachtwandler). Ein menschenfressender Tiger
wird Suä Saming genannt. Durch Hersprechen gewisser Zauberformeln
können sich Menschen in Tiger*) verwandeln und
gleich den Wehrwölfen Nachts umhertreiben, um Beute zu suchen.
In dem abgelegenen Kloster eines Dorfes am Menam lebte ein
Priester, der sich Nachts in einen Tiger verwandelte und die
*) El que sera brujó quemábanlo, era llamado en la lengua de los Indios
Balam, que quiere dezir tigre (in Guatemala). Die schon den alten Arkadiern
bekannten Lykanthropen heissen jetzt in Griechenland Brukolakas, in Russland
Oborot; die Scandinavier nannten sie Eigi Einhämir. In der Volsungasaga werden
Sigmund und Sinfiotle in Wölfe verwandelt, als sie die Bälge der verhexten
Königssöhne anlegen. Homines ob insaniam dicti quod loca, ad quae venissent,
infesta facerent, hiessen die Lukamones (Lnpohomines oder Lykanthropoi) bei Fes-
tus. Die wahrsagenden Weiber hiessen (in der Erik-Rödes-Saga) Walen oder
Wölwen.