Wenn die siamesischen Schulkinder lesen zu lernen anfangen,
so wiederholen sie die Worte,.ohne sie zu buchstabiren,
und nur die Worte von mehreren Silben unterscheidend. Von
den Missionären hat Herr Chandler die birmanische Methode
eingeführt, in welcher die Worte mit allen ihren zugehörigen
Elementen buchstabirt werden und die Vocale die ihnen im
Alphabet zugehörigen Namen empfangen. Herr Mattoon hat
den englischen Weg vorgezogen und lässt die Consonanten mit
den Yocaltönen buchstabiren. • Die einfachste Fibel der Siamesen,
die nur in eintönigen (kham trong) Combinationen die
Buchstabirungen des Alphabetes (koka) giebt, ohne Beziehung
zu den Accenten, heisst Pathommakoka. Der Chindamani dagegen
erklärt in seiner Grammatik die Verhältnisse der geraden,
hohen und tiefen Betonungen. In der monosyllabischen Accentsprache
wird die Stimme vogelähnlich inodulirt, während später
die Gesichtsmuskeln durch Präcisirung der Consonanten die Bedeutungen
verändern. Wenn die Schüler anfangen, die Pali-
Bücher zu lesen, so weihen sie die ersten Palmblätter einer der
Götterfiguren des Klosters. Der Novize verpflichtet s ich ,-d ie
10 Sila *) der Gebote zu halten. Sila paramita bildet als Vollkommenheit
der Moral eine der sechs Cardinaltugenden.
Sich für den Eintritt in das Kloster vorbereitend, bringt
der Knabe Verehrung (Namassakan) dar mit der Formel: Phuttho
jo mangkhala thi nang mangkhalang itthi vitsutho mangkha-
lanthang namavihang (Möge Buddha Jeden mit seinem Lichte
erleuchten, das Wohl der Wesen fördernd). Wenn der Knabe,
nachdem er am Tage seines -Klostereintritts noch einmal alle
weltlichen Freuden genossen h a t, in vollem Schmucke dasitzt,
breitung des Christenthums Antonius in Canöpus klagte, dass die Tempel zu
Gräbern würden, die blühende Erde sich in einen Kirchhof verwandeln werde.
*) Der (am Meru) Uttava Kuru begrenzende Fluss Sila (über den man nur
durch das Kikaka-Rohr gelangen konnte) versteinerte Alles, wogegen nach Kte-
sias im Flusse Silas auch das Leichteste untersank. Der Quelle Siloah bei Jerusalem
wurde heilkräftige Wirkung zugeschrieben. Auf Asoka’s Silastambhen wird
die Einführung der zwei Heilungen, für Menschen und für Thiere, vermittelt. In
Schilo erkennt Onkelus den Messiah, und JehovahV Name hatte im Orte Schilo
gewohnt. Der Eselsreiter Schilo wird mit dem Grab des Silenus verbunden.
so treten seine Verwandten zu ihm heran und erinnern ihn, dass
es jetzt, wo er die Kinderschuhe auszieht, nicht länger passend
für ihn sein würde, sich in solchen bunten Tand zu k leiden; da
alles Bestehende vergänglich sei, so müsse er von jetzt an sein
Sinnen nur darauf richten, in der Religion Phra-Plmtthi-Chao’s
solche Verdienste zu erwerben, die allen Wechsel überdauern.
Die durch Beobachtung der Sila (Vorschriften) erlangten Verdienste
sind von keiner besondern Bedeutung; sollten sie indess
beim Tode auch mächtig genug sein, Wiedergeburt in einer
Devaloka zu gewähren, so erschöpfen sie sich doch bald, und
Hölle folgt. Einige der Luk-Vat (Klosterschüler) lassen sich
als Somanero weihen (b u e t), aber in solchem Falle verlassen
sie immer erst wieder das Kloster auf kurze Zeit, ehe sie sich
als Phra weihen lassen (BuetNakh). In der Vorbereitung lesen
sie noch nicht den Trai-Pidok, sondern üben sich nur in Gebeten,
Formeln (Mon) und Sprüchen (Katha) während des Hot-
Nakh. Bei der Ordination wird der Candidat nicht nur gefragt,
ob er frei von körperlichen Gebrechen, sondern auch, ob er ein
Mensch und kein Drache sei; dadurch wird vorgebeugt, dass
der Teufel i icht „Professor theologiae“ werden möchte, wie es
nach den Untersuchungen einer 1715 p. d. in Rostock erschienenen
Streitschrift (de theologia daemonum) sehr wohl möglich
sein würde. Andere erklären den Namen Chao Nak daraus,
dass die Candidaten des Noviziates sich vor Anlegung des Priestergewandes
entkleiden, während gewöhnlich die Legende erzählt,
dass Buddha einst an einem eingenickten Schüler einen
Drachen entdeckt habe (da derselbe nur im wachen Zustande
die Kraft der Verwandlung zu bewahren vermag), und in Folge
dessen verboten habe, Thiere (Derexan) in die Priesterschaft
zuzulassen. Doch wurde dem vertriebenen Pnaya Nakli -(dem
Könige der Schlangendrachen) *) auf seine Bitte die Gnade gewährt,
dass der Novize bis zum Augenblicke der Weihe seinen
Namen führen solle.
*) In der Schule Abajji’s verkehrte ein Sched, den Rabbi Acha ben Jacob
als einen Drachen mit sieben Köpfen erkannte. Bei jeder Verbeugung des Gesetzeslehrers
fiel immer ein Kopf ab (Kohut).