rechnen die Siamesen die Chancen der Hazardspiele, Würfel
und Lotterien. Das Geräusch der fallenden Würfel (po) heisst
Po-Kak, und so werden die auf dem Brette gezogenen Striche
Kak genannt. Tarn sind die Vierecke auf dem Schachbrett.
In dem Len-Lakhon treten sowohl Männer wie Frauen auf,
zu tanzen und singen. In den Maskenspielen der Len-Khon
agiren nur Männer. Die Len Hun werden mit Puppen gespielt.
Len-Nang heissen Nachts bei Beleuchtung aufgeftihrte Stücke.
In allen diesen Gattungen kann das Ramakhien (Ramayana)
auf den Theatern gegeben werden. Dann giebt es noch Khon
Talok oder Spässe der Komiker, Len Tjo Nang oder Zauberlaternen
und Hun Mon Ram oder Marionetten der Peguer unter
Feuerwerken.
Es giebt zwei in Versen abgefasste Märchen unter dem
Titel: Aphaiyamani, die durch den Dichter KhruTapu bühnengerecht
gemacht sind. Eine beliebte Comödie ist die Jahran
genannte in Siam. Im Drama Thao Sannurath wird die Geschichte
von Tigern und Ochsen gespielt, die, in Prinzen verwandelt,
nach der von dem Insi-Vogel verwüsteten Stadt kommen,
wo sich der Roman Chansuda einflicht. Dieses Süa-kho
oder Süa-kho kham kan betitelte Buch ist zum Theil in dem
Metrum Kaphasan, zum Theil in dem Metrum Fothotsan geschrieben.
Beim Gesang wechseln die Phleng Song in ihrem Finale
mit der Musik (Piphat). Rong John Jao ist der rhythmische
Gesang der Ruderer, Phleng Jao eine unregelmässige Vers-
art. Jani sowohl wie Samö sind technische Ausdrücke für die
Modulationen der Musik in epischen Dramen. Auch Rai wird
in demselben Sinne gebraucht. Mahori ist eine sanfte Art
Musik, die mit Glasglöckchen, Guitarren und ähnlichen Instrumenten
besonders von Frauen gespielt wird. Die laute Musik
Piphat mit Trommeln, Schellen, Violinen und Messingtrompeten
wird von einem männlichen Orchester aufgeführt. Der Khru
Dontri unterrichtet in der Musik oder Dit-si-tit-pao, d. h. dem
Spielen der vier Hauptinstrumente, der Guitarre, der Geige,
der Glocken (oder Gong) und der Flöte. Der Tanz (Ramj
der peguanischen *) Schauspieler ist in rascherem Tempo, als
der siamesische. Die Comödien der Tavoyer gleichen mehr
denen der Mon, als denen der T h ay , doch wird im Mon-Ram
zu geräuschvollerer Musik getanzt, .als im Tavai-Ram.
In dem Lakhon Khek (der Malayen) wird eine lange Trommel
im Orchester gebraucht. Die Malayen lassen beim Spiel
der Zauberlaternen grosse Riesenfiguren (Nang Khek) agiren
die bei den Siamesen nicht beliebt sind. Nang Chin sind aus
Papier geschnittene Bilder, die mit Bindfäden bewegt werden.
Die Nang Thai sind auf Felle eingekritzelt um im durchscheinenden
Licht hervorzutreten. Bei Festlichkeiten werden zur
Sühne ausgestopfte Popanze**) umhergetragen.
Die in den Theatern Siams aufgeführten Lustspiele sind
zuweilen dem Chinesischen entlehnt, oder auch den Ngiu in
denen Könige und Krieger auftreten, doch ziehen die Siamesen
durchschnittlich die Heldendramen ihrer Epen vor, in der Ausführung
eines Opera-Ballets, als Lakhon. Die Schauspielerbanden
werden dorthin gerufen, wo ihre Mitwirkung gewünscht
ist, und man mag in den Strassenkanälen Bangkoks der ganzen
Truppe mit Scenerien und Musikinstrumenten in einem Boote
begegnen, wenn die Gesellschaft umherzieht. Die Puppen der
Marionetten-Theater bewegt der Director durch Stricke (Jant-Jol).
Bei der Sepha genannten Singweise wird die Stimme durch ein
in der Hand bewegtes Klapperholz begleitet,
In den chinesischen Schauspielen, Ngiu genannt, werden
noch die langen Unter- und Oberkleider getragen, wie sie in
China Mode waren, ehe die That (die mongolische Dynastie der
Mandschuh) die gegenwärtige Tracht, kurze Hosen und Jacken
einführte. Dann wurde auch das vorher lange und nach Weise
*) „Ils faisaient des contorsions des possédez ayant sur le visage des masques
hideux,» sagt Tachard von dem Tanz der Peguer bei dem Leichenbegängnis^ siamesischer
Talapoinen
**) Das Frauenbild der Mania (der unter Tarquinius Superbus Knaben geopfert
waren), später ein Kinderpopanz, wurde in früheren Zeiten an die Thüren
gehängt, um Befleckungen abzuwehren. So erhielten sich auch die griechischen
Unterweltsgötter (wie Mormo) später nur als Gespenster im Ammenmärchen
(s. Müller). '