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 nach Bangkok zurückkehrten, passirten wir durch den Kan al von  
 Praklat,  der  die  Hauptmündung  des Menam  in gerader  Richtung  
 abschneidet.  In  der  Zeit  des  niedrigen  Wasserstandes  (von  Februar  
 bis  Mai)  wird  dieser  Arm  durch  Schleusen  abgedämmt,  
 weil  sonst  das  Salzwasser  mit  der  Fluth  nach  Bangkok  heraufkommen  
 und  das  Trinkwasser  der  Stadt  verderben  würde.  In  
 Paknam  ist  das Wasser  beständig,  auch  während  der  Ebbe  bra-  
 kisch,  und  muss  das  frische  Wasser  von  oberhalb  P rak la t  dorthin  
 gebracht  werden. 
 In  der  Zeit  der  Ueberschwemmung  mischen  sich  die  Wasser  
 des  Petriu-  oder  Pachim-Flusses,  des Thachim  und  des  Mek-  
 klong  bei Petschaburi  mit  denen  des  Menam,  so  dass  sie  dann  
 eine  gemeinsame  Mündung  haben.  Ueber  die  von, Korat  abfallende  
 Ebene  vermittelt  sich  während  des  Regens  auch  eine  
 Verbindung  zwischen  dem  Kabin-Flusse  und  dem  Flusse  Sisu-  
 phons.  Der Kanal  Canap  erhält  das  ganze  Jah r  die  Communi-  
 cation  zwischen  Bangkok  und  Nakhon-najok  offen.  Die  sprichwörtliche  
 Fruchtbarkeit  Siams  hängt  von, seinem Nilstrom,  dem  
 Menam,  der  Mutter  der  Wasser  (wie  der Benue  in  der  Batta-  
 Sprache  nach  Barth)  ab,  und  sollte  das  Steigen  desselben unter  
 der  gewöhnlichen  Höhe  bleiben,  so  vertrocknen  die Reispflanzen  
 aller  der  Felder,  auf  denen  sich  kein  Schlamm  absetzt.  Beim  
 Abfluss  des  Wassers  bleibt  eine Menge  verspäteter  Fische  auf  
 den  Aeckem  zurück,  wo  sie  von  den Einwohnern  gefangen werden. 
   Im  Mai  beginnt  der Menam  sich  roth  zu  färben,  wächst  
 rasch  und  tritt  Ende  August  nach  allen  Seiten  über.**) 
 *)  Auch  die  Annamiten  lieben  alle  Arten  von  W etten ,  und  nach  Trang-hoï-  
 duc.  fordern  sie  sich  heraus  im  Essen  von  Salzfleisch  oder  im  Trinken  von  Thee.  
 Pinto  erwähnt  unter  den  Bergvölkern Wettkämpfe  im  Fressen,  wie  zwischen  Herkules  
 und  Lepreus  oder  Loke  und  Logi. 
 **)  Doch  bemerkt  Pallegoix:  Une  chose  qui  paraîtra  bien  extraordinaire  c’est  
 que  la  pa rtie   basse  de  la  plaine  à  douze  lieues  de  la  mer,  n ’est  jamais  inondée,  
 tandisque  la  partie  supérieure  reste  submergée  pendant  plusieurs  mois.  J ’ai  
 tâché  de  me  rendre  compte  de  ce. phénomène  et  je  ne  vais  pas  d ’autre  manière  
 de  l’expliquer,  qu’en  l’attribuant  à  l’effet,  des  marées.  Car  quand  la marée monte,  
 elle  repousse  les  eaux  par  une  force  irrésistib le ,  et  dès  que  la  marée  descend, 
 Die  Siamesen  theilen  die  Jahreszeiten  in  die Khin-nat-Radu  
 (Saison  der Hitze),  Vasant-Radu  (Saison  der Regen)  und Hemat-  
 Radu  (Saison  der  Kälte),  sonst  auch  Na  Ron,  Na  Fon  und  Na  
 Nao  genannt.  Durch  den  veränderten  Charakter  der Vegetation  
 ist  der  Anblick  der  Natur  in  der  trocknen,  ein  durchaus  verschiedener  
 von  der  in  der  Regenzeit,  und  mit  dem  Eintritt  der  
 letzten  (Ende  Mai)  entwickeln  sich  durch  die  elektrischen  Pro-  
 cesse  der  Atmosphäre  grossartig  schöne  Schauspiele  am  Horizont. 
   Im  April  weht  mitunter  der  sogenannte  Lom-heng  (rothe  
 Wind),  der,  in  kurzen  Stössen  ausbrechend,  die  ganze  Luft  für  
 Tage  mit  rauchigem Dampfe füllt.  Während  des Monsuns meinen  
 die  Siamesen  zu  beachten,  dass  die  Wolken  mit  der  Fluth  heraufkommen, 
   und  nach  dem  Eintritt  dieser  auf Regen  zu rechnen  
 ist.  Auch  haben  sie  gleich  den  Birmanen  einen  Aberglauben,  
 der mutatus mutandis auch bei  dem Landvolk einiger europäischen  
 Länder bestand,  dass nämlich  mit  den  Niveauveränderungen  der  
 Ebbe  und  Fluth  die  Flüssigkeiten  ihrer eingesetzten Fischsaucen  
 in  den  Gefässen  sich  hebe  und  senke.  Die  Fluthzeiten  in  Bangkok  
 sind  in  ihren  täglichen  Veränderungen  unregelmässig,  aber  
 gewöhnlich  kommen  zwei  ablaufende  Ebben  auf  eine  Fluth.  
 Beim Wenden  der  Fluth  sagen  die Siamesen:  Nam  kao  sin  bao,  
 nam  hmai  chab  hlai:  das  alte Wasser  ist  eben  vorbei  und  das  
 neue  hommt  an.  Man  sagt,  dass  der  Nok  budh  (Centropus  Phi-  
 lippensis)  diesen  Zeitpunkt  durch  s.ein  Geschrei  anzeige,  und  
 Andere  schreiben  dieselbe  Unterscheidungsgabe  dem Nok  Chan-  
 tong  genannten  Vogel  zu. 
 Wenn man bei Bangkok  in  die  Erde gräbt,  so  trifft  man bald  
 auf Salzwasser  und Muscheln;  die  erhöhte  Umgebung  von Loph-  
 buri,  der  alten  Hauptstadt,  ist  das  erste  Land,  wenn  man  von  
 der  Küste  kommt,  wo  sich  Brunnen  graben  lassen.  Die  aus  
 See  kommenden  Schiffe  passiren  (wenn  die  vierzehn  Fuss  bei 
 ces  eaux  se  précipitent  dans  le  lit  du  fleuve  ou  des  canaux,  que  la  marée  leur  
 laisse  lib re ,  de  manière  que  l’écoulement  ayant  lieu  par  le  lit  du  fleuve  ou  des  
 canaux  à  mesure  que  les  eaux  supérieures  descendent,  elles  prennent  cette  même  
 direction  d’écoulement  sans  avoir  le  temps  de  se  répandre  dans  la  partie  basse  
 de  la  plaine.