sah man die Karten- und Würfelspieler von Morgen bis Abend
zusammensitzen. Auch der Besuch der Opiumhäuser wird zu
solcher Zeit nicht so streng überwacht, während er sonst nur
den Chinesen gestattet, den Siamesen aber streng verboten ist.
Am 19. März erschienen die Mönche in dem Schiller der neuen
Gewänder, die ihnen verehrt waren, und am 20. gab der König
ein grosses Gastmahl, zu dem die ihm bekannten Fremden eingeladen
waren. Ich begleitete Capitän Knox, der, wie alle Mitglieder
des Consulats, in grösser Uniform war. Die Gäste wurden
in der Vorhalle vom Prinzen Krom-Luang und dem Minister
des Auswärtigen (dem Phra-Klang) empfangen, bis der König
unter roth verzierten Schirmen eintrat. Er ging unter den Versammelten
umher, bald den Einen, bald den Ändern anredend,
und führte sie dann nach einem ausgeschmückten Hofe, wo eine
in europäischer Weise servirte Tafel bereitstand. Während des
Essens kam er einige Male zurück, besonders als nach englischer
Weise' die officiellen Toaste ausgebracht wurden, wobei
er mit grossem Gaudio in das dreimalige Hurrah mit einstimmte,
auch wenn das Lebehoch ihm selbst galt. Ein günstiger Stern
hatte mir Professor Hildebrand zu meinem Tischnachbar gegeben,
der seit einiger Zeit in Bangkok verweilte, und- dort
auch manchen Stoff für seine reizenden Aquarellbilder fand.
Noch ein anderer Maler hielt sich damals in Siam auf, ein
Engländer, Herr Louis, der während seines Aufenthaltes die
Portraits der beiden Könige malte.
Als abgetafelt w a r, wurde Abends unter bunter Illumination
ein Ballet aufgeführt, in welchem die Tänzerinnen als Engel
(Thevada) gekleidet- waren. Nachdem die Töchter der
vornehmeren Edelleute in zwei Reihen eine Art von Menuet
aufgeführt hatten, begann unter rauschender Musik das Schauspiel,
eine Episode des Ramayana begreifend, in der Hanuman
im Kampfe mit Ogren auftrat. Die jüngeren Kinder des Königs,
die ihren Vater in einer niedlichen Gruppe begleiteten,
waren überall dabei und liefen unter den Zuschauern umher.
Eine Ehrenwache brachte uns nach dem Boote zurück, in dem
wir unter Fackelbeleuchtung heimfuhren. Ein anderes Diner
gab der König den Fremden an seinem Geburtstage (am 19. October)
und liess uns dabei seine kostbaren Juwelen bewundern,
die er in Kästchen umherzeigte.
Auf den 14. April fiel das solare Neujahr des Songkran,
mit dem Eintritt der Sonne in den Widder, und wird'dieses jetzt
als der politische Jahresanfang betrachtet, an dem der König
den officiellen Almanach ausgeben lässt. Im Palaste sah ich
an diesem Tage die Abbildung des Phra-Söngkran (Nang-The-
phayuda-Songkran, wie die Unterschrift besagte) aushängen,
eine Götterfigur, die, auf dem Mannvogel Garuda reitend und
von Engeln umgeben, aus der Höhe des Himmels herabkam,
mit einer Blume in der einen und einem Diskus in der ändern
Hand. Je nach dem Thiere, das der Thevada am Songkran
reitet, stellt sich das Horoskop des neuen Jahres. In den
Strassen wurden theatralische Darstellungen aufgeführt, und das
Volk überliess sich mit Leidenschaft den während der Festzeit
freigegebenen Hazardspielen, die sonst nur in den concessio-
nirten Spielhäusern zulässig sind. In den Klosterhöfen bauten
Fromme Sandpagoden auf, während Andere mit Flaggen und
Goldpapier verzierte Miniaturflösse, die kleine Pagoden trugen,
auf dem Flusse forttreiben Hessen (Xalong Phra-Thay). Die
Häuser der Chinesen glänzen am Neujahr in den hellsten und
grellsten Färben, da sie von oben bis unten mit breiten Streifen
Buntpapier überklebt sind, die Glückwünsche und Segenssprüche
enthalten. Besonders kehrt in rother Farbe auf schwarzem
Papier oder Schwarz auf Roth der Charakter für Wohlergehen
wieder, als dessen Hieroglyphe die gleichnamige Fledermaus gilt.
Da das Ceremonial der Phitthi oder Monatsfeste in den
Büchern der Hof-Brahmanen beschrieben ist, so liegt die Anordnung
vorzugsweise in ihren Händen. Ende April wurde das
Fest der Phitthi Phra Charad-Angkhan (die Wanderungen des
Planetenherrn Mars) oder Rek-Na*) (die Eröffnung des Acker-
*) Dieser Feier geht (im Januar) das Schwingfest vorher, hei dem die gereinigten
Brahmanen frei in der Luft schweben, mit den Geistern zu spielen (Aliae
panduntur inanes suspensas ad ventos). Der zuschauende Phaya Phollatheph muss
während dieser Zeit auf einem Beine stehen, da ihm sein materieller Körper nicht
erlaubt, sich weiter von seinem Schwerpunkt loszutrennen. Die grossen Götter