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 einigen Kleinigkeiten  zu  versehen,  am Hause  eines  chinesischen  
 Krämers  an,  was  mir Gelegenheit  gab,  einen Vang  (Palast)  des  
 Königs  zu  besuchen,  der  noch  im  Bau  begriffen,  aber  nach  
 einem  sehr  ausgedehnten  Plan  angelegt  ist.  Die  Ufer  waren  
 flach  und  niedrig,  und  da  der  Fluss  nach  allen  Richtungen  aus  
 einander  zweigte,  hatten  meine  Leute  oftmals  iibSr  den  nächsten  
 und  besten Weg  Erkundigungen  einzuziehen.  Als  sich  die  
 Fluth  im  Steigen  des Wassers  bemerkbar  machte,  hielten  wir  
 mit Einbruch  der  Nacht  im  Dorfe  Samkhok,  dessen  erleuchtete  
 Häuser  sich  in weiter  Länge  am Ufer  hinstreckten.  Der Beamte  
 wohnte  indess  am  ändern  Ende  des  Ortes,  und  kamen  wir  erst  
 nach  vielen Kreuz-  und Querfahrten  gegen  Mitternacht  bei  seiner  
 Wohnung  an.  Die  Häuser,  wie  wir  am  ändern Morgen  sahen, 
   waren  alle  in  und  über  das Wasser  gebaut,  so  dass  man  
 nur  auf  Stegen  die  Communication'  unterhielt.  Der  Amtmann  
 war  in  Bangkok  abwesend;  sein  Stellvertreter  verschaffte  mir  
 indess  im  Laufe  des  Vormittags  ein  anderes  Boot  und  liess  die  
 Bagage  durch  ein  p aar  an  den  Beinen  zusammengekettete  
 Sträflinge  umpacken. 
 Eine  fast  ununterbrochene Reihe  im Wasser  stehender Häuser  
 verdeckte  die  Ufer,  an  denen  hohe  Palmen,  in Alleen  oder  
 Gruppen,  mit  ihren  breiten  Fächern  die  Luft  durehwogten.  In  
 Myang Notumberi,  wo  wir  Nachmittags  anlegten,  war  gleichfalls  
 nur  der Vice-Amtmann  zu Hause,  doch  zeigte  sich  derselbe  
 eifrig,  rasch  die  gewünschten  Boote  zu  schaffen  und  noch  vor  
 Abend  einzupacken,  so  dass  wir  am  frühesten Morgen mit  der  
 Ebbe  aufbrechen  könnten.  Er  versprach  selbst  in  einem Zayat  
 am  Ufer  zu  schlafen,  um  in  der  Nähe  zu  sein,  und  sandte  zwei  
 Wächter,  um  während  der Nacht  vor  meiner  Kajütenthür  zu  
 schildern.  In  einem  am  Eingang  eines  Kanals  gelegenen  Dämonentempel  
 fand  ich  zwei  von  Zeug  bedeckte  Planken  dreieckiger  
 Form  und  einige  aus  Bambu  verfertigte  Figuren. 
 Als  ich,  mit  der  Dämmerung  erwachend,  das  Zeichen  zum  
 Aufbruch  gab,  fehlte  der  Steuermann,  und mussten  wir  erst  bei  
 seinem Hause  in  einem ?abgelegenen  Theil  des Dorfes Vorfahren,  
 um  ihn  aus  dem  Bette  zu  holen.  Der  Fluss  dehnte  sich  in  die 
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 Breite  aus,  und  bald  zeigten  sich  die  hohen  Pagoden,  die  bunt-  
 geschmtickten  Palastthürme Bangkoks,  wo  meine Bootsleute  an  
 der  Wohnung  des  Phra-Klang,  des  Ministers  der  auswärtigen  
 Angelegenheiten,  anlegten,  um  ihre  wichtige  Fracht  sogleich  in  
 die  richtigen  Hände  zu  überliefern. 
 Da  dieser  hohe Herr  nicht  zu Hause  war,  verlangte  ich  von  
 meinem  Capitän,  mich  nach  dem  Consulate  zu  bringen;  aber  
 derselbe  fürchtete  seinen-Kopf  zu  verlieren,  wenn  er  weiterzufahren  
 wagen  sollte,  ohne  vorher  pflichtschuldigsten Bericht  abgestattet  
 zu  haben.  Ich  stieg  deshalb,  trotz  seiner Protestation,  
 aus  und  nahm  den  alten  Dolmetscher mit,  um  zu  sehen,  ob  wir  
 uns  in  der  fremden  Stadt  zurechtfinden  würden,  über  die  mein  
 Begleiter  aus  seiner  frühen  Jugend  noch  einige  Erinnerungen  
 bewahrt  zu  haben  glaubte.  Wir hatten uns indess bald in  einem  
 Gewirr  enger  Gässchen  verrannt,  wo  wir  von  den  Vorbeipassi-  
 renden  nur  so  viel  ausmachen  konnten,  dass  das  englische Con-  
 sulat,  nach  dem  ich,  als  dem bekanntesten,  zunächst fragen liess,  
 weit  entfernt  und  auf  der  ändern  Seite  des  Flusses  sei.  Mieth-  
 böte  oder Fähren  schien  es  nicht  zu  geben,  doch  gelang  es  uns,  
 zwei Chinesen,  die  auf  einem  kleinen Fahrzeuge  umherrudertem  
 heranzurufen  und  zur  Aufnahme  zu  bewegen.  Als  sie  bei  Erkundigungen  
 auf dem Wege hörten,  wie weit unser Ziel  sei,  wollten  
 sie  uns  sogleich  an  das  Land  setzen,  doch  trug  ich  Sorge,  
 die  geglückte  Besitzergreifung  nicht  wieder  fahren  zu  lassen.  
 Im  Consulargebäude  fand  ich  Sir  Robert  Schomburgk,  dein  ich  
 die  englischen Pässe  aus Molmein präsentirte,  und  der  mir  einen  
 Diener mitgab,  um mich  nach  dem  hanseatischen Consulate (den  
 Herren  Pickenbach  und  Thiess) , zu  bringen.  Von  dort  fuhr  ich  
 nach  dem  Hause  Markwald  u.  Co.,  an  welches  meine  Credi-  
 tive  ausgestellt  waren,  und  dessen  anwesender  Chef,  Herr Less-  
 ler,  mir  freundlich  eine Wohnung  in  seinem Hause  anbot.  Diese  
 Firma  ist  seitdem mit  dem  preussischen  Consulate  betraut,  das  
 bei  meiner  Anwesenheit  interimistisch  durch  den  englischen  
 Consul  mit  versehen  wurde. 
 Als  ich  zum  Herbeibringen  des  Gepäckes  zurückfahren  
 wollte,  geriethen  die  über  das  viele  Hin-  und  Herfahren  schon  
 ganz  rathlosen  Chinesen  in  solche  Angst,  dass  sie  plötzlich,  um