verlassen). In Hautkrankheiten bereiten die Siamesen- eine
heisse Infusion aus den Zweigen und Blättern des Entenfuss-
baumes oder Tonmai-Tinphet (eine Apocynea-Art), aus dessen
Früchten Oel gewonnen wird, das keinen Fettflecken auf Kleidern
zurücklassen soll. Ehe die Missionäre die Vaccination ein-
zuführen suchten, die jetzt von Dr. Campbell, dem Arzte der
englischen Gesandtschaft, geübt wird, folgten die Siamesen der
chinesischen Manier, mit Pockenvirus zu inoculiren, indem sie
zerriebene Schorfe in die Nase hinaufbliesen. Fast jeder Siamese
hat die Pocken gehabt, doch bleiben nicht immer Narben
zurück. Als Pocken-Epidemien in Anghin grassirten, sah God-
dard für einen nahe gelegenen Berg, *) den man für heilig hielt,
Opfergaben von Reis, Wasser und Früchten auf einen Felsblock
gestellt. Im Jahre 1858 hielt der König ein Rhinoceros in seinem
Palaste, das ihm lebend geschickt war. Als indess gerade damals
Epidemien in der Stadt ausbrachen, wurde er durch seine
Rathgeber veranlasst, es fortzuschicken, da möglicherweise seine
Anwesenheit die Ursache**) sein möchte. Ist Jemand durch
eine Schlange gebissen, oder soll das Gift der Krankheit aus-
getrieben werden, so reibt oder fächelt ihn der Arzt vom Kopf
bis zu den Füssen mit den Blättern medicinischer Pflanzen (um
die griechische Totalsalbung zu ersetzen). Gifte heissen Ya-
Tai (Todes-Medicinen). Die Mo-Ngu, die Schlangen tanzen lassen
und am Munde berühren, sind meistens Khamen. Um den
Biss eines tollen Hundes zu heilen, wird die Ya-ke-ma-ba-kat
*) Die Chinesen verehren die Gottheit Tai-Sang (great or universal mountain),
nnd nach Doolittle’s Beschreibung leisten die vornehmen Damen der Mandschu
seiner Gattin dieselben Dienste, wie die römischen in Bereitung eines Lectister-
ninm.' They put one of her images to bed with one of his images and properly
arrange the bed-cloths for several successive nights. Bei den Indern hiess
das Gebirge Apokope (nach Ptolomäos) Ttoivai &ecov oder (bei Plinius) Capitalia
(Todesstrafen).
**) When the inhabitants of Ningpo (1847) were troubled by Demons in the
chimneys, who scratched people, they attributed it , to the foreign missionaries,
who were nightly easting paper men in the streets and saying incantations at
their worship hours (s. Macgowan). Als unter den Jakuten die Pocken ausbrachen,
bald nachdem sie zuerst ein Kameel gesehen, beschuldigten sie dieses.
genannte Medicin, die aus einer wilden Kürbisart bereitet ist,
auf die Wunde gelegt. In den Sagen werden Schlangenbisse
durch Lecken der Schlangen geheilt, und bei Curtius zeigt dem
durch vergiftete Waffen verwundeten Ptolomäos eine Schlange
das Heilkraut. In der Phon-Ya genannten Heilmethode wird
der Körper des Kranken mit medicinischen Wassern übernetzt.
Wenn ein Patient zur Cur mit Weihwasser besprengt wird, so
heisst es Kadoh kroh oder in königlicher Redeweise (Kham
luang) Sado-Plira-Kroh.
Nachdem der Zauberer in Siam die Krankheit durch Besprechung
auf eine Lehmfigur übertragen hat, vergräbt er dieselbe
in die Erde. „Ein Zweig der alten Magie h a t sich unter
dem Volke offenkundig in täglicher Ausübung erhalten, welches
er wegen seiner wohlthätigen Absicht durfte, nämlich die sympathetischen
Curen, an deren Realität, durch den Willen des
Heilenden, wohl kaum zu zweifeln ist“ (Schopenhauer).
Siya Kaban (Kabala oder die Kopfspitze) ist eine Cere-
monie, in der die Freunde eines Kranken kleine Büffel- oder
Menschenfiguren verfertigen und dieselben, von Geld, Reis und
Kerzen umgeben, in einem kopfförmigen Korbe *) (Kabala) auf
dem Flusse treiben lassen, nachdem sie dieselben erst eine
Zeit lang neben dem Kranken haben liegen lassen nnd Gebete
darüber gesprochen (vun), um den Teufel zu den Geschenken
herauszulocken und dann mit denselben wegzuwerfen. In steiermärkischen
Sagen wird der durch Esswaaren und Schmuck
hervorgelockte Wassermann gefangen (s. Seidl).
In schwerer K rankheit wird ein menschenähnliches**) Bild
verfertigt und in einem aus Blättern verfertigten Kahne auf
dem Flusse flott gesetzt. Wenn ein Blatternkranker zu genesen
anfängt, so legen seine Verwandten ein paar der abge-
*) „Ich hah das Bekabbolo (die TTeberlieferung) von mein Vater Rabbi Simeon,
dass man dem Satan eppes geben muss wenn auf Einem ein Gesero (eine
Bestimmung) is gleich man an dem Jom Kippur (Yersoimungsfcag) hat müssen ein
Ssoir Lasolol (Bock des Teufels) schicken,& sagt Rabbi Eliesar im Sepher Maase
Haschern (s. Av^-Lallemant).
| Tcov ieqsLcov oepaot ro xdXXiotop ölvS'ocotzos eotip , wie Procopius von
den Einwohnern Thule’s bemerkt.