In der Inschrift auf dem Pbrabat eines Klosters rühmt sich
(im Jahre 2360 der Buddhasakkharat) Nai Au seiner verdienstlichen
Werke gegen den Phra Phutthachalong, den zum Besten
der Devada, Menschen, Kruth und Naga gesandten Stein, und
hofft dadurch Phraphotijahn zu erlangen. Hinter der sitzenden
Riesenfigur im Both des Yat Suthat fand sich eine Phra Sithata
genannte Statue Phra Phutthichao’s , mit langer gerader Nase.
Man sieht oft die Bodhi-Bäume oder Pipul (Ton Pho) mit gelbem
Tuch umwickelt. Der Banyan heisst Ton Sai. Auf hohen
Pfeilern wird das Bild des Kruth oder auch des Schwanes
(Hong) errichtet.
In den Yat luang (königlichen Klöstern) bauen die Anwohner
in der Gemeinde mitunter auf Subscription eine Bethalle und
engagiren dann einen Mönch, zu bestimmten Tagen dorthin zu
kommen, um sie durch seine Yorträge zu erbauen. Findet sich
in diesem Kloster kein ihnen zusagender Prediger, so wenden
sie sich dafür nach emenl ändern. So hörte ich im Kloster
Samphltim einem Tempelredner zu, der, wie man mir sagte, zum
Kloster Pho gehöre und von dort herzukommen pflege.
In einem sehr liberalen Eklekticismus werfen die Siamesen
die incongruentesten Dinge in ihren Tempeln zusammen. Im
Both des Vat Borommanivat sah ich Gypsfiguren unter den Buddhabildern
und im Both des Vat Suthat hing: „Neue Bilderzeitung
85stes Bild: Grosse Parade unter Friedrich Wilhelm IV.
unter den Linden“, sowie „die Schlacht von Eckernförde in dem
merkwürdigen Jahre 1849.“
Die Wandgemälde in dem Vat Keoh (dem Kleinodienkloster
im Palaste des ersten Königs) sind vorwiegend demRamakhien
(Bamayana) entnommen. Sie zeigen den Brückenbau der Affen,
zu dem Fische die Steine bringen, die Feuerreinigung*) Sida’s,
die von Rama zum Scheiterhaufen geführt wird, den Brand der
*) Wenn der Dekanus ein Weib vor sich fordert und sie beschuldigt, dass
sie mit einem Manne Ehebruch treibe bei ihrem Ehemanne und sie solches leugnen
will, so soll die Pfaffheit- und der' weltliche Richter auf die Feuerprobe erkennen
(nach dem Syndrecht der Friesen). Aehnliches beobachten die Eingeborenen
an der Malabarküste.
feindlichen Hauptstadt, Processionen und Kämpfe, in deren
Schlachtgewirr sich Thevada, Yakkha, Kinnari, Kruth, Raxasi,
Karieng, Gno, Khek u. s. w. mischen, während häufig aus der
Entfernung Europäer mit einem Fernrohr Zusehen. Zu ihnen
scheinen die vor zwei Jahrhunderten in Siam ansässigen Holländer
als Prototyp gedient zu haben, und werden sie dargestellt in der
Gestalt eines kurzen, dicken Mannes mit breitem und flachem
Gesichte, ganz weisser Farbe, in lose Jacken gekleidet und auf
dem Kopfe mit einem hohen spitzen Hut, der bei jeder Bewegung
herabzukugeln droht. Zuweilen sieht man auch Soldaten in
Marschordnung gereiht, die in das Costüm des europäischen
Mittelalters gekleidet sind und an ihren Hüten lateinische Buchstaben
tra'gen, aber in Sinn entstellender Weise combinirt. Auch
sie mischen sich zwischen die brahmanischen*) und buddhistischen
Figuren.
In der Hauscapelle des zweiten Königs (dem Vat des Vang na)
findet sich das Phra Sihong genannte Buddhabild, das (700 Jahre
nach Buddha’s Neibban gegossen) von Ceylon nach Myang Lak-
hon (Ligor) gekommen war und durch Phaya Ruang nach Siam
gebracht wurde. Obwohl von Metall, schwamm es nicht nur,
fH Die Behandlung brahmanischer Mythologie in einem Kloster Buddha’s erinnert
an die Frescogemälde Correggio’s im Klostersaale der Benedictiner-Nonnen
von S. Paolo in Parma mit den Figuren der Diana oder Vesta, Grazien, Sa-
tyren u. s. w., sowie an die Malereien Bernardino Luini’s, die im Kloster Casino
della Pelugga den waffenschmiedenden Vulkan darstellen und eine dem Pan
opfernde Satyrenfamilie. Obwohl in mancher Beziehung der Buddhismus als das
Neue Testament gegenüber dem alten Gesetz der Brahmanen betrachtet werden
kann, gleicht doch in der Hauptsache seine Aufnahme fremder Elemente mehr
der.historischen Richtung der Gnosis in Verarbeitung der verschiedenen Religionen.
Die heidnische war (nach Baur) durch die Materie repräsentirt, die jüdische durch
den Demiurg und die christliche durch Christus. Der principielle Gegensatz des
Feindlichen, wodurch der Parsismus Dewas in Diws verkehrt, fehlt im Buddhismus,
der den Sarvadevesa zwar zu einen weltbauenden Architekten herabdrückt,
aber ihm doch seine Götternatur belässt. Nach Esnig (bei Neumann) wird der
durch den Gott der Güte aus dem dritten Himmel herabgesandte Sohn durch den
Herrn der Geschöpfe aus Eifersucht gekreuzigt (im Glaubenssystem des Mareion) und
im schwarzen Jajurveda bildet Pragapati (der Herr der Geschöpfe) die emporgehobene
Erde, als Werkmeister des Alles oder Visvakarman.