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 stets  unter  sich  heirathen). 
 Unter  den  Palastdienern  ist  eine Klasse,  die  das  Engelheer  
 (Pliuek  thevada)  genannt  wird,  da  sie  spitzig  gethlirmte Mützen  
 tragen,  gleich  den  himmlischen  Göttern  oder  Thevada.  Ihre  
 hauptsächlichste  Pflicht  ist  es,  hei  Festlichkeiten  die  Ordnung  
 aufrecht  zu  erhalten  und  die  mit  Geldstücken  gefüllten  Früchte  
 (Manao  Kalaphrük),  besonders  Limonen,  die.  als  von  oben  
 herabgesandte  Gaben  angesehen  werden,  unter  das  Volk  auszuwerfen. 
   Der  König  und  einige  der  Prinzen  pflegen Hofnarren  
 und Geschichtenerzähler  (lao  niyai  thet)  um  sich  zu  haben,  die  
 sie  besonders  beim  Essen  mit  ihren  Spässen  erlustigen  müssen.  
 Die  Mahatlek  oder  Pagen  sind  in  vier  Klassen  mit  ihren  Offi-  
 cieren  vertheilt  und  versehen  abwechselnd  den  Dienst  beim  
 Könige.  Die  Abtheilung  der  rechten  Hand  ist  du  jour während  
 der  ersten  Hälfte  des  Monats  bei  zunehmendem Monde,  die  der  
 linken  Hand  während  der Abnahme  des  Mondes.  In  dem  über  
 die  Pflichten  der  Mahatlek  handelnden  Buche  wird  gesagt,  
 dass  in  der  Abtheilung  der  rechten'Hand  der  Nai  Janit  und  
 der Nai-Seavut,  diese  beiden  Officiere,  das  königliche  Seliwert  
 (Phra  Seng  dab  Phai)  und  das  Königsschild  (Phra  Seng  khen)  
 zu  hüten  hätten.  In  der  königlichen Küche  fungiren  als Beamte  
 der  Luang Raxanakan  Chao  Krom  und  der  Luang  Piman  Chao  
 Krom,  die  beide  60  Tikal  an  Gehalt  beziehen,  der Khun  Sakon-  
 raxathan Palat-Krom  und der Khun Siraxathan Palat-Krom, jeder  
 mit  48  Tikal  Gehalt,  der  Khun  Thipocha  Changwang  mit  
 28  Tikal,  der  Mün  kaun  thoung  Chao  Krom  mit  24  Tikal  und  
 der  Mün  kaun  Khao  Chao  Krom  mit  20  Tikal  Gehalt.  Diese  
 beiden Mün  oder Hauptleute  über Zehntausend  betitelte  Beamte,  
 die  einen  jährlichen  Gehalt  von  20 Tikal  (ungefähr  12  sh.)  gemessen, 
   entsprechen  ungefähr  dem,  was  man  in  roher  Volkssprache  
 Küchenjungen*)  nennen würde.  Dem  königlichen Bett- 
 *)  In  den  Ställen  des  von  mir  in  Jauja  bewohnten Hauses  diente  ein  kleiner  
 Schmutzfinke,  der  gerade  gross  genug  war,  die  Esel  striegeln  zu  können,  und  
 der  in  die  Kirchenbücher  als  Santo  Espiritu  eingeschrieben  war.  Mir  wollte  das  
 Wort  immer  im  Halse  stecken  bleiben,  so  oft  ich  ihn  zn  rufen  hatte;  aber  die 
 zimmer  sind  vier  Beamte  zugetheilt,  mit  einem Gehalt  zwischen  
 4 0   240  Tikal.  Beim  Unterricht  der  für  Tänzerinnen  ausgebildeten  
 Mädchen  im Palaste  werden  die  Glieder  durch Streichen  
 und  Reiben  geschmeidig  gemacht  für  die  nöthigen  Gelenkverdrehungen. 
   Bei  festlichen  Gelegenheiten  treten  indess  mitunter  
 die  Töchter  der  vornehmen  Edelleute  in  denjenigen  Stücken  
 auf,  die  der  König  mit  seiner  Gegenwart  beehrt. 
 Unter  den  französischen  Missionären  lernte  ich  einen  sehr  
 wohlunterrichteten  Geistlichen  kennen,  Herrn  Clemenzeau,  der  
 leider  an  einer  unheilbaren  Form  des  Aussatzes  litt,  der  ihn  
 auch  bald  nach  meiner  Abreise/  wie  ich  später  hörte,  zum  
 Grabe  geführt  hat.  Die  Stelle  des  Bischofs  war  nach  dem Ableben  
 Pallegöix’s,  dessen  Bücher  eine  genaue  Kenntniss  des  
 Landes  und  der  Sprache  beweisen,  noch  nicht  neu  besetzt. 
 Die  schon  seit  dem  siebzehnten  Jahrhundert  in  Siam  eta-  
 blirten Katholiken  haben  in  Bangkok  fünf Gemeinden  errichtet,  
 besonders  unter  den  Portugiesen,  den  Mischlingen  der  Halb-  
 kasten  und  indischen  Eingewanderten;  die  protestantischen  Missionäre  
 beschränken  sich  fast  ganz  auf  den  Schulunterricht und  
 haben  wenige  Bekehrungen  gemacht.  Einer  der  thätigsten  
 unter  denselben  ist  Herr  Smith,  der  die  Wittwe  des  um  die  
 Kenntniss  des  Siamesischen  hochverdienten  Herrn  Jones  gehei-  
 rathet  hat,  und  dann  Dr.  Bradley,  der  in  seiner  Druckerei  den  
 Bangkok-Kalender  herausgab.  Ausgedehntere Reisen  im  Innern  
 hatte  Herr House  unternommen,  dem  ich,  sowie  seinem Collegen  
 Herrn  Mattoon,  für  die  Gefälligkeit  verpflichtet  bleibe,  mit  
 der  mir  die  Benutzung  der  Missionsbibliothek  zur  Verfügung  
 gestellt  wurde. 
 Die  Missionäre,  besonders  die  katholischen,  werden  Bath-  
 luang  genannt,  in  welchem  Worte  der  priesterlichen  Würde  
 eine  besondere Auszeichnung  beigelegt  wird.  Sonst  bezeichnen  
 die  Siamesen  die  Missionäre  als  die  Prediger  des  Phra-Chao  
 Phu-Sang,  Gott  des  Schöpfers  oder  des  göttlichen  Herren  Architekten. 
   Die  amerikanischen Missionäre,  als  verheirathet,  werden 
 Cholos  handthierten  eben  so  ungenirt  damit,  wie  wenn  sie  eine Senorita  mit  ihrem  
 Taufnamen  Concepcion  anredeten. 
 Ba s t i a n,   Reise  in  Siam.  III.  &