Die Ufer, zwischen denen wir am nächsten Tage hinfuhren,
trugen vielfache Spuren von Anbau; die Bootsleute erzählten
von dem Könige des alten Müang Tak, dass er zu dem Stamme
der Taoutong gehört habe, ein Volk, das fünf Tagereisen in
einem Tage zurückzulegen vermochte. Verwandt damit war der
unverwundbare und gegen jede Art der Waffen sichere Stamm
der Perong in der Stadt Sukothay.
Um Mittag kamen wir nach der Stadt Monnerohm, nach
der Zerstörung der früheren Stadt Xangrohm gebaut, die an
der Stelle gegründet worden w a r, wo ein zur Belohnung in
den Adelstand erhobener Jäger einen weissen Elephanten gesehen
hatte. Als ich zu baden wünschte und mich erkundigte,
ob keine Gefahr sei, erhielt ich' zur Antwort, dass Alligatoren
dort nicht zu fürchten wären, dass aber unter dem Wasser der
Pnük genannte * Geist lebe, in der Gestalt und der Grösse eines
•Holzblockes, der seine Lust daran habe, die Badenden zu paken
und zu sich hinab in seine Wohnung zu ziehen. Unter einem
Verschlage wurden Theaterstücke aufgeführt, und zwar auf
Veranstaltung und Kosten eines chinesischen Hazardspielers aus
Molmein, der dort Bank hielt und das Volk durch die Musik
und die Tänzer anlockte. Das beliebteste dieser Hazardspiele
ist das der im birmanischen Anitaun genannten Würfel. In
einem Hause sah ich aber , auch eine Gesellschaft versammelt
um einen Chinesen, der länglich geformte Karten vor sich hinlegte
und darnach die Einsätze einstrich. In einem ändern Zimmer
spielte man auf einem Brett mit Cowrie-Muscheln. Auf der Bühne
war, singend und die Arme verdrehend, nur ein Mädchen thä-
tig, das, in königliches Costüm gekleidet, künstliche und nach
rückwärts gebogene Fingernägel von erschreckender Länge angeschnallt
hatte. Die übrige Schauspielergesellschaft sass auf
der Erde neben dem Orschester. Für die Aufführungen, die
nur des Morgens erlaubt sind und mit dem Nachmittage geschlossen
werden müssen, wird der Regierung eine bestimmte
Taxe bezahlt. So hörte ich von dem Gouverneur, dem ich
einen Besuch abstattete. Er empfing mich zwischen Sonnenschirmen
und Ehrenlanzen in einem mit Teppichen bedeckten
Zimmer, und war ausser einem seidenen Putzo mit einem gold-
Idurchwirkten Gewände grüner Farbe bekleidet, das er aus den
»Händen des Königs zur besondern Anerkennung seiner Dienste
^empfangen hatte. Er zeigte mir als- ein anderes Geschenk des
»Königs einen aus geschwärztem Golde gefertigten Theetopf,
Ssowie einen eigenhändigen Brief Seiner Majestät, in einem reich
»verzierten Couvert eingeschlossen und mit dem königlichen Wap-
B ie n gesiegelt. Der Brief war siamesisch geschrieben in Sprache
■ u n d Buchstaben, hatte aber verschiedene Worte auf Englisch
ibeigefügt, da bekanntermaassen beide Könige Siams eine hinlängliche
Kenntniss der englischen Sprache besitzen, um sich
»mündlich und schriftlich darin auszudrücken. Am Anfänge des
SBriefes fand sich N. 213 und daneben „Royal palace of Bangk
o k “ mit dem europäischen Datum zugefügt. Am Fusse der
■ersten Seite war geschrieben: „To the Honourable Pra Siddhikün
■kreom of Mennerome town“ , und am Ende des Briefes: „Your
■friend and wellwisher Mongkut“, unter Zufügung des siamesischen
■Datums. Der alte Herr Gouverneur hatte nebst seinen Freun-
■ d en und Verwandten viele Jahre, hindurch die Hieroglyphen,
■ d ie ihm von so hoher und hochgeschätzter Hand zugekommen,
» m i t mysteriösem Staunen betrachtet und sich den Kopf zerbro-
■phen, was sie wohl bedeuten möchten. Seine Freude kannte
■d ah er keine Grenzen, als ich ihm den Sinn entzifferte. Noch
■aufgeregter wurde e r, als ich ihm aus Bowring’s Buche über
■Siam das Portrait des Königs zeigte, das er augenblicklich er-
■kannte, sowie auch die Siegel des ersten und zweiten Königs,
w i r riefsein ganzes Hausgesinde herbei, und zeigte das Bildniss
■seiner Frau und seiner Tochter, die es beide verehrend zu
J iih r e r Stirn erhoben, wie er auch selbst gethan hatte. Ich
■ h a tte ein Fläschen Eau de Cologne zum Geschenk mitgebracht,
■wovon sich das kleine Mädchen in. die Hände giessen liess und
H ihr Gesicht damit wusch, und leicht ihren Augen hätte Schaden
■ th u n können, wenn wir nicht zeitig durch ihr Schreien aufmerk-
■ sam gemacht wären, um vorzubeugen. Nach Thee und Cigar-
p r e n , die der Gouverneur selbst anzündete, ehe er sie anbot,
■wurden Theebretter mit Kuchen und Früchten hereingebracht,
■sowie frisch geöffnete Kokosnüsse zum Trinken. Auch eine Li-
■qucurflasche wurde hervorgezogen. Mein Wirth erkundigte sich