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 gehört,  dass  vom  Standpunkte  der  buddhistischen  
 Religion  aus  die  Brahmanen  Tadel  verdienten,  keineswegs Lob.  
 Auch  ehren  sie  die  Siamesen  nur  in  sofern,  als  ihre  Sitten  und  
 Gebräuche  sich  ursprünglich  von  denen  der  Brahmanen  abgezweigt  
 haben. 
 F r a g e :   In  welcher  Weise  fristen  die  Brahmanen  ihr 
 Leben?  Besitzen  sie  Reichthtimer,  und  giebt  es*  unter  ihnen  
 Setthi  (Rentier).  Pflegen  sie  wohl  zur  Verehrung  ihrer  Vorfahren  
 und  Ahnen  (P u - ja - ta - ja i)   nach  dem  Brahmanenlande  
 (Myang  Phrahm)  zurtickzukehren?  Was  ist  der  Grund,  dass  
 die  Siamesen,  obgleich  sie  sich  zu  der  Religion  Buddha’s  bekennen, 
   doch  zugleich  brahmanische  Ceremonien  beobachten?  
 Und  ferner:  Geschieht  es  wohl,  dass  der  König  Siams  Brahmanen  
 in  die  Rangstufen  des  höheren  oder  niederen Adels  aufnimmt? 
 A n tw o r t :   Hierauf  sei  erwiedert,  dass  die  Brahmanen  
 in  ihren Heirathen,  in  ihren  Familienverhältnissen  und  in  ihren  
 Erwerbszweigen des Kaufes und  Verkaufes den übrigen  Siamesen  
 (Th ai)  gleichen.  Mitunter  kommt  es  vor,  dass  die  Siamesen  
 bei  festlichen  Gelegenheiten, Wie  z.  B.  wenn  der  Haarknoten  
 abgeschoren  wird,  einige  der Brahmanen  einladen,  um aus ihren  
 Muscheln*)  Wasser  zu  sprenkeln  (Rot  nam),  und  sie  dann,  je   
 nach  ihren  Mitteln,  mit  Kleidern  oder  Geld  zu  beschenken.  
 Grosses  Vermögen  besitzen  die  Brahmanen  in  Siam  nicht,  und  
 Setthi  finden  sich  keine  unter  ihnen.  Niemand  der  Brahmanen  
 denkt  daran,  seiner Ahnen  wegen  nach  dem  Brahmanenlande  
 zurückzukehren,  da  ihre  Vorfahren  schon  alle  in  diesem  Königreiche  
 Siam  geboren  wurden,  lebten  und  starben.  Das  Sai-  
 Geschlecht  der  Brahmanen  (Xu  Sai Phrahm),  der  ursprüngliche  
 Stamm  der  Einwanderer,  ist  untergegangen  und  verschwunden.  
 Hinsichtlich  der  Frag e,  warum  die  Siamesen,  obwohl  sie  der  
 buddhistischen  Religion  (Phra-Phuttha-Sasana)  anhängen,  doch  
 einige Ceremonien  der brahmanischen Religion (Sasana  Phrahm)  
 beobachten,  so  erklärt  sich  das  aus  folgendem  Grunde:  Weil 
 *)  Eine  dieser  Mnschelarten  wird  Kamlioja  benannt. 
 es  die  Xipho-Phrahm  waren,  die  bei  ihrer  ersten  Ankunft  die  
 Stadt  Phitsanulok  im  Lande  Thai  (Myang  Thai)  gründeten,  so  
 folgten  die  Siamesen  (Phuek  Thai)  den  Gebräuchen  und  Sitten  
 (Khanob  thammien)  der  Brahmanen,  wie  nach  dem  Beginn  in  
 dem  Text  (Kamphi)  der  Saiayasatr  (die  Shastra  der  Sai)  auseinandergesetzt. 
   Erst  in  späterer  Zeit  wurde  die  buddhistische  
 Religion - (P h ra -P h u tth a -S a san a )  in  diese  Länder  eingeführt.  
 Ferner  pflegt  Seine  Majestät  der  König  im  Reiche  Siam  die  
 Brahmanen zu unterhalten und ihnen hohe oder niedere Stellungen  
 unter  den  Edelleuten  anzuweisen.  Je  nach  dem  Range  empfangen  
 sie  den  königlichen  Gehalt  in  Cowrie-Muscheln  zugemessen. 
   So  weit  geht  meine  Kenntniss  von  den  brahmanischen  
 Gebräuchen. 
 Die  politisch-religiösen  Functionen*)  der  Brahmanen  in  
 Siam  entsprechen  gewissermassen  denen,  die  das  Priestercollegium  
 in  Rom  auch  nach  der  Einführung  des  Christenthums  
 unter  Constantinus  und  seine.n  nächsten  Nachfolgern  noch  bewahrte. 
 *)  Aus  China  bemerkt  Doolittle  :  Although  the mandarins  might  know  what  
 according  to  the  rites  should  be  done,  and  the  precise  time  of  doing  it,  they  
 must  not  presume  to  do  any  thing  on  their  own  responsability.  They  must  abide  
 by  the  intimations  of  those  who  are  called  priests  of  the  Confucian  religion  or  
 the  religion  of  the  learned,  from  the  fact,  that  they  are  a  special  class  of  men,  
 who  are  appointed  by  government  and  paid  out  of  the  imperial  coifers  to  conduct  
 the  ceremonies  according  to  the established  rites  and  laws.  Ausserdem  giebt  
 es  eine  Klasse  von  Privat-Professoren,  die  für  Familien-Geremonien  gemiethet  
 werden.  Asoka  ernennt  auf  den  Qiiastambhu  (mit  Löwenflguren)  Mahamatra  
 für  die Beobachtung des  Dharma.  Der Perser durfte  nur  mit  einem Magier  opfern.