Tribunal der Richter, sondern gehe auch gleich zu dem königlichen
Oberappellations-Gericht.“ „Wir werden noch sehen,
dass du Geld genug erhältst, um kein Ende zu finden,“ sarkastisch
gesprochen (put thak thong). Einem Menschen ohne
Lebensart wird vorgeworfen, dass er keinen Stammbaum {kra-
kun) habe.
Den thörichten Unverstand, von alten Gebräuchen nicht
abweichen zu wollen, illustriren die Siamesen durch das Beispiel
zweier Reisenden, von denen sich der eine den ganzen
Weg mit der ursprünglich aufgepackten Last schleppte, während
der andere an den Orten des Durchpassirens seine Waaren
immer wieder für die dort gangbaren Artikel vertauschte und
so im vortheilhaften Kauf und Verkauf mit jedem Sehritte des
Weitergehens sein Vermögen vermehrte. Dann erzählen sie
von dem Storch, der auf einem Beine*) steht und das andere
nicht niederzusetzen wagt, weil er durch seine Schwere die
Erde zu erschüttern fürchtet, oder dem kleinen Eisvogel, der
auf dem Rücken liegend seine Beine in die Höhe streckt, um
dem Himmel zur Stütze zu dienen, wenn er drohen sollte, zusammenzufallen.
Khon ni pen fai sum k h o n : Dieser Mann ist wie das Feuer
Sum khon (in welchem grosse Holzblöcke aufgelegt werden,
um langsam zu verbrennen) oder Klotzfeuer, d. h. er brütet
über seinen Zorn, im Gegensatz zum Fai Fang oder Strohfeuer,
womit ein leicht Aufbrausender, aber auch leicht wieder Beruhigter
bezeichet wird.
Als Spottlied wird gesungen:
Khamen then theh
Kin takeh tom jam
Lao pung dam
Kin jam takeh.
Der Kambodier, wahr und acht.
Isst das Crocodil im Ragout,
Der Laos mit schwarzem Bauch
Isst ein Ragout vom Crocodil.
*) In China trinkt der einbeinige Vogel Yusz Shin oder Shengyang die See
auf, um Regen zu erzeugen.
Ammen-Reime (phleng Klom) giebt es, wie die folgenden:
„Tukkadeh (die Gecko-Eidechse), was schwatzest du, du
Schwätzer. Das kleine Eidechschen läuft dort an der Wand,
dort hängt es an der Decke, mit dem Kopfe abwärts. Da liegt
er nun, und will nicht schlafen, das Eidechschen kommt und
isst seine Leber, isst sie auf mit Stumpf und Stiel. Sicherlich,
so ist’s !“
Pu ja i akamato mai ru namo: Er ist schon ein grösser
Kerl und kennt noch nicht namo (das Abc, indem die von dem
Pali derivirenden Alphabete im Namen Buddha’s, als seiner Verehrung,
beginnen), zu den Both Xabang (rhythmischen Versen)
gehörig.
Sprichwörter (Kham P rie b ): „Dem Schicksal, kann man
nicht entfliehen,“ Müa kala cha ma thüng cha mi thot le rü
(wenn die Zeit erfüllt ist, kannst du entkommen, heh ?). „Eine
Katze im Sacke kaufen,“ Sü khuai klang nong (einen Büffel
im Teiche kaufen). „Die Sonne wartet nicht auf uns“ (Phra-
Suriya mai khai). Rüa lom nai nong thong cha pai khang nai :
„Wenn das Boot auf dem See sinkt, geht auch das Gold unter“
(von Jemandem gesagt, der sein Geld aufspeichert, statt Opfergaben
zu bringen). „Nicht jede Arznei passt Jedem“ (Lang khon
xon langya). Son-Fai: „Vom Feuer getrieben“ (gilt von einem
solchen, dem das Feuer auf den Hacken zu brennen scheint).
Häufig wird das Gleichniss von Scylla und Charybdis gebraucht
(Auf das Land steigend, wird der Tiger in dem Boote das Crocodil
getroffen), das schon von Pallegoix mitgetheilt ist, wie
auch: „Lege nicht das Boot quer vor den Strom!“ „Vergiss
nicht die Axt, wenn du zum Walde gehest!“ „Mag auch der
Hund beissen, beisse doch nicht den Hund.“ Dass auch der
gute Homer zuweilen schläft, wird damit entschuldigt, „dass
selbst ein Elephänt mit seinen vier Füssen fehltreten kann.“
„Wer viele Bücher gelesen hat und ihren Inhalt kennt, fljr
den ist Stehlen eine um so grössere Sünde.“ „Von Gelüsten
giebt es drei Arten, eine grobe, wie zerbrochene Stücke, eine
mittlere, wie zerstossene, eine feine, wie zerriebener Staub.“
„Lass Niemand darum wissen: auch die Vögel haben Fürsten
und Herren.“ „Lass Niemand darum wissen: auch der Hund
B a s t i a n , R eise in Siam. III* 15