zog, den Klöstern seine in den Kathin schuldigen Geschenke
zu machen. Die nach europäischem Exercitium aufgestellten
Soldaten hielten den Platz frei, als sich das Palastthor öffnete
und unter dem Schalle der Musik die Bannerträger hervortraten,
erst mit goldenen, dann mit silbernen Terrassenschirmen.
Darauf erschien, auf einem mit Goldzeugen umhängten Palankin
getragen, der König, auf dessen Schooss eines seiner Kinder
spielte. Hinter ihm wurde mit Fächern Kühlung gewedelt, und
schloss sich der Zug mit einer Beihe Bewaffneter, Schwert und
Schild tragend. Die übrigen Prinzen der königlichen Familie
Hessen sich theils in Sänften tragen, theils bestiegen sie kleine
Wägelchen, die von einem Zwergpferde gezogen und von drei
nebenan gehenden Galabedienten vorsichtig angefasst und im
Gleichgewicht gehalten wurden. Wir folgten nach dem Vat
Pho, welches Kloster der König zunächst mit seiner Freigebigkeit
bedacht hatte, und sahen ihn von der Priesterversammlung
im Tempel zurückkommen, ohne Krone und Thronmantel, die
er beide erst wieder in einem Zimmer an der -Thür anlegte,
als er sich weitertragen liess. Am 6 . November besuchte der
König die zu beschenkenden Klöster zu Wasser *) und auch
am 7., 8 . und 9. November dauerte die Flussprocession fort.
Alle die Prinzen und hohen Würdenträger des Landes folgten
in ihren Staatsbooten dem des Königs. Die Häuser längs der
von- dem Zuge besuchten Kanäle waren mit Blumen, Yasen,
hervorwallenden Vorhängen geschmückt, und das Volk erwartete,
auf die Kniee hingeworfen, das Vorüberziehen seines Herrschers
in lautloser Stille. Der Steuermann steht bei diesen
schlangenartig ausgezogenen Schnabelschiffen auf einer hohen
Plattform des Hinterdeckes und regiert sie von dort im Keleusma
mit seiner langen Ruderstange. Die Hauptgaleere des Königs
wagen nicht fertig sein sollten, so müsste derselbe bis zn ihrer Ankunft auf einem
Fusse stehen, meint Low. Die vo; dem einbeinigen Phollatheph Tanzenden rufen
Nok Phra Raja Hong oder den königlichen Hamza an, dass er herabsteige, seinen
Dnrst zn löschen.
*) Diese königlichen Processionen zu Wasser und zu Lande werden schon
am dieselbe Jahreszeit durch Van Schouten erwähnt.
zeigte am Buge Phra-Naray (Vischnu), der, auf Garuda’s Rücken
stehend, zwei Hände auf dessen Schultern legt, während er in
den anderen Dreizack und Diskus hält. Der Sitz des Königs
war mit goldgewirkten Vorhängen umgeben. Ihm folgte der
gleichfalls reichgeschmückte Lustnachen des Kronprinzen. Einige
der übrigen Gondeln trugen Gold- und Silbergefässe^ auf einen
in der Mitte ausgebreiteten Teppich hingestellt. Zwei der Piloten
unterhielten durch das Aufstampfen mit ihren Stäben den nöthi-
gen Rhythmus, damit die langen Reihen der Ruderer im Tacte
zusammenarbeiteten. Wie der König so in glänzender Procession
nach den königlichen Klöstern *) -umherzieht, besucht das Volk
die Vat-Rat und die Edelleute berücksichtigen zunächst ihre
eigenen Stiftungen. Wenn die Mönche die Geschenke derThot
Kathin vertheilen, so entscheiden sie unter sich selbst, wer
am Würdigsten ist, dieselben zu empfangen, und sprechen die
Kleider demjenigen zu, der sich ihrer am Bedürftigsten zeigt,
oder andere Gaben dem, der den fünften Grad der Früchte des
heiligen Lebens (im Anisong) erlangt hat und sich am Seltensten
Uebertretungen der acht Regeln im priesterlichen Ceremoniell
(Matika) hat zu Schulden kommen lassen. Jeder Empfänger
muss sich durch eine Paliformel legitimiren.
Am 25.. November wurden neue Feuerwerke abgebrannt,
als an den Loi-Kathong des zweiten Königs, und sah man illu-
minirte Hähne, Ochsen u. s. w. auf dem Flusse umhergezogen
werden, die, aus transparentem Papier gefertigt, von innen erhellt
wurden. Am Lande sassen die Verehrer in den Bethallen
der Klöster beisammen, den Predigten zuhörend. In den Höfen
hatten sie geschmückte Weihnachtsbäume**) (Akazien und andere)
aufgeputzt, mit Lichtern und Geschenken an den Zweigen be-
*) Die Annona oder Vectigal templorum fallen in Siam n ich t, wie in Rom
(big sie Theodosius nach Gratian’s Confiscation der Ländereien anfhob) dem Staatsschätze
zur Last, oder doch nur, in soweit der König sein Privatvermögen damit
identificirt.
**) Die Chinesen hängen am Gräberfeste Weidenzweige von der Thür herab,
um die verwandten Geister herpeizuziehen und die schädlichen zuriickzntreiben.
Homer kennt Weidengebüsche in der Unterwelt.