ser Sprache und bewohnte ein von ihm selbst erbautes Haus in
einem Fruchtbaumgarten, wo er mehrere siamesische Mädchen
und Knaben zur Erziehung bei sich hatte. Ein junger Mann,
den er als eingeborenen Lehrer heranzuziehen dachte, wurde
mir zum Munschi bestellt, und konnte ich über seine ganze Zeit
disponiren und von Morgen bis Abend mit ihm studiren, sei es
auf meinem Zimmer im Lesen von Büchern, sei es auf Spaziergängen
durch Gespräche und Fragen. In der Zeit von wenigen
Wochen konnte ich die Uebersetzung der mir verschafften Bücher
beginnen, und war nach etwas weiterer Uebung auch bald
im Stande, einfache Unterhaltungen zu führen und zu verstehen,
so dass ich, mit diesem Dolmetscher, Boa genannt, an meiner
Seite, die Klöster besuchen und dort den gewünschten Aufklärungen
nachforschen konnte. Mein Begleiter verstand weder
Englisch noch Birmanisch, und war nur in sofern ein Dolmetscher,
weil er durch das stete Beisammensein mit mir mein schlechtes
Siamesisch rascher verstand als ein fremder Zuhörer, und
es diesem verdeutlichen konnte. Ich erreichte dadurch meinen
Hauptzweck, auf den es zunächst ankam, dass ich nämlich genugsam
die Sprache verstand, um meinen Zwischenredner in
Fragen und Antworten controliren zu können, denn so lange
das nicht möglich, sind Gespräche, die sich auf dem religiösen
oder philosophischem Gebiete bewegen, sehr wenig zuverlässig,
wenn man sich des Mundes eines ungebildeten Eingeborenen
als Vermittelung bedienen muss. Es dauerte übrigens auch nicht
lange, bis ich genügende Fortschritte gemacht hatte, um in rein
wissenschaftlichen Erörterungen direct mit denAehten oder Mönchen
zu reden, und so ganz sicher zu sein, den Sinn ihrer Bede
richtig aufgefasst zu haben. Zur Anleitung im Pali engagirte
ich dann noch einen Privatgelehrten, der mich stundenweis besuchte.
Für den grössten Theil meines Aufenthaltes in Bangkok
behielt ich dieses Logis im Hause des Herrn Chandler, bei
dem ich auch die meisten der übrigen Missionäre aus der protestantischen
Confession kennen lernte. Erst gegen das Ende
desselben, als meine Bekanntschaften ausgedehnter und die bei
den Siamesen abzustattenden Besuche häufiger wurden, gab ich
den wiederholten Einladungen Sir Kobert Schomburgk’s nach
I und zog in das englische Consulatgebäude, wo ich dem Mittel-
I punkte der Stadt näher war. Von meiner Landwohnung aus
I musste ich für jede Stadtvisite einen ganzen Tag opfern, und
■ suchte es dann immer so einzurichten, dass sich mehrere ver-
I einigen liessen. Auf dem Rückwege blieb ich bei Herrn Mark-
I wald, der inzwischen von seiner Geschäftsreise nach -China zu-
■ rUckgekommen war und mir viele Freundlichkeiten erwies.
I Durch seine geschäftlichen Beziehungen mit vornehmen Siamesen
■ konnte er sowohl, wie Herr Redlich, ein jüngerer Associé in
I seinem Handlungshause, manche hülfreiche Hand bieten, um ge-
I wünschte Zwecke zu erreichen. Im Consulargebäude fand ich
■ eine werthvolle Bekanntschaft in Herrn Knox, dem Interpreten
I (und jetzigen Consul), den sein langer Aufenthalt in Siam zu
I einem umfassenden Einblick in alle Verhältnisse des Landes be-
■ fähigt hatte. Da Sir Robert mir sein Reitpferd zur Disposition
I gestellt hatte, benutzte ich es gerne zu Erholungstouren, und
I hatte bei denselben oft Herrn Alabaster zum Gesellschafter, der
I mich über manche interessante Punkte rasch orientirte, oder
| Dr. Campbell. Von den Resten des Fiebers wurde ich durch
[ eine Schwitzcur mit nassen Einwicklungen curirt.
Nebst mehreren anderen Freunden Herrn Markwald's be-
I nutzte ich die Gelegenheit seiner Heimkehr nach Europa, um
! ihn auf dem Singapore-Dampfer bis nach Paknam, an der Mün-
i dung des Menam zu begleiten. Vom Hause des Gouverneurs,
I wo ich im Hofe einen Santaphum mit Pferdefiguren als Opfer-,
I gaben sah, gingen wir über den Bazar nach einer kleinen Ci-
I tadelle, die dort angelegt, aber ohne Besatzung war. In dem
I nahegelegenen Kloster stand ein heiliger Pipelbaum - mit gel-
| bem Zeug umwunden. Ein anderer Baum hohen Alters, der am
I Ufer des Flusses wurzelte, war mit Mauerwerk unterbaut, um
I den einbrechenden Stamm zu stützen. Wo der Menam in das
I Meer ausströmt, ist mitten im Wasser neben einer kleiner Insel
I auf künstlichem Fundament eine Pagode (Samuth-Chedi) gebaut,
[ die in bestimmten Jahreszeiten von zahlreichen Pilgern besucht
t und durch Umfahren mit Böten verehrt wird. Bei den gleich-
I zeitigen Rennen zeigen die Siamesen eine englische Leidenschaft im