Plato’s einen Abdruck des vollkommenen Urbildes sah und die
gnostische Weltanklage zurückweist. Den Weg der orientalischen
Ideen, die in Alexandrien durch Philo’s jüdische Schule in das
Christenthum übergingen, weist Porphyrius nach, indem er bemerkt:
„Es waren damals unter den Christen neben vielen
Anderen auch Häretiker, die von der alten Philosophie ihren Auslauf
genommen, Adelphias und Aquilinus aus Lybien, welche
im Besitze der meisten Schriften des Alexandros aus Lybien,
des Philokomos und des Lydiers Demostratos, Offenbarungen
des Zoroaster und des Zostrianos, auch des Nikotheos, des
Allogenes und des Mesos (MeSes) und andere dergleichen in’s
Publikum brachten und als Selbstbetrogene viele Betrogene
machten, als ob denn wirklich Plato in die Tiefe des intelli-
gibeln Wesens nicht eingedrungen wäre.“ Wie die christlichen
Gnostiker aus Indien, waren die Manichäer besonders aus Persien
Angesteckte und mussten beim Rücktritte diejenigen abschwören,
die den Zarades (Zoroaster) und Budas und Christus und Mani-
chäos und die Sonne ein und dasselbe Wesen nennen. Der
Ursprung des Dualismus lag in den bereits zu Alexander’s Zeit
büssenden Gymnosophisten, bei denen der in tropischer Natur nicht
genugsam im Kampfe mit der Aussenwelt beschäftigte Geist
sich nach mystischer Versenkung durch den Körper in seinem
Aufschwung gefesselt fühlte und so die Gottheit des Geistigen
im Gegensatz zur dämonischen Materie proclamirte. Dies conse-
quent zur völligen Negation der Welt und dem Abscheu des
Lebens führende Princip wurde in dem schon gesetzlich geordneten
Staatshaushalte Irans zur Theilung der Welt in eine
weisse und eine schwarze Hälfte, mit der Aufforderung zum
Kampfe gegen die feindlichen Elemente. Indem diese Ansichten
in monotheistische Systeme hineingetragen wurden, in denen
der allmächtige Schöpfer nur aus autokratischen Launen die
Neckereien teuflischer Kobolde zuzulassen schien, so schürzte
sich der Knoten eines Zwiespaltes, der unauflöslich schien, nicht
weil der Widerspruch wirklich darin vorhanden, sondern weil
Widersprechendes neben einander gestellt war. Dem gegenüber
vertraten die griechischen Philosophen die gesunde Naturansicht
eines in der gemässigten Zone zur Mündigkeit herangereiften
Volkes und erkannten im Nachhalle der Classicität
die dem Menschen im harmonischen Walten des Alls entsprechende
und durch Entfaltung seiner Kräfte ausfüllbare
Stellung. Erst unser kosmopolitischer Ueberblick des Orbis
terrarum wird uns indess ermöglichen, diejenige Anschauung zu
gewinnen, die dem Erdensohne in gleicher Weise entspricht,
ob er in kalter, gemässigter oder heisser Zone geboren ist.
Die philosophischen Begriffe werden von den Indochinesen
vorwiegend in psychologischen Listen aufgeführt. Die Abhid-
harma’s (in denen der Gegenstand von allen möglichen Punkten
aus betrachtet wird, nicht in Bezug auf abstráete Ideen, sondern
in einer eigenthümlichen Zählung) gelten für die Grundwerke
der Vaibhaschikas im Hinayäna der Sravaka’s (s. Was-
siljew).
Das Dharma (Phra-Thamma), als die dritte Person der
Gottheit in der Weltordnung; erscheint als Dharma-Baja im
Höllenrichter wieder. „Im Gefühl, dass die Gerechtigkeit aller
Orten nothwendig sei, verehrten die Menschen als Beisitzerin
des Zeus, des höchsten Gottes der überirdischen Welt, die
Themis, die Weltordnung, und als Beisitzerin des Pluto, des
Todtengottes in der Unterwelt, die Dike, die vergeltende Gerechtigkeit,
und als Beherrscherin der Staaten und des irdischen
Lebens das Gesetz,“ lehrte Pythögoras in seiner Antrittsrede
zu Kroton (s. Böth).
Phra-Thamr ist das Naturgesetz, und Tarn Thammada meint
dem Natürlichen gemäss. Nach Alex. Polyh. lehrte Pythagoras,
dass das All in Harmonie geordnet sei, indem in der Harmonie .
die Tugend, die Gesundheit, das Gute und der Gott bestehe.
Die Erkenntniss des Dharma führt zum Ding an sich im Nirwana.
In der Identität des Seins und Wissens liegt das Wesen
der Gnosis (nach Baur), von der Voraussetzung, dass das Sein
nur für das Wissen oder nur gedachtes und gewusstes Sein sein
könne, ausgehend. Es ist das Thammada (Naturgesetz), dass
Vollkommenheit im Wissen zur Annihilation führt, und ebenso
einfache Nothwendigkeit, wie der Mensch, der an ein Ziel zu
kommen wünscht, durch Thammada (d. h. durch die Natur der
Sache) dorthin geht. „Nach ewigen, ehernen, grossen Gesetzen