gefallen. Als der König des Ackerbaues von dem Pfluge nach dem
Empfangshause zurückgekehrt war, führte man das Ochsengespann
nach einer Scheuer, wo die Brahminen zwei Krippen niedersetzten,
deren eine aus Blättern geflochtene Tassen mit Arrac enthielt, die
andere kleine Blätterkörbe mit verschiedenen Getreidesorten, wie
Reis, Maiz, Sesam u. s. w. Da die Ochsen zunächst vom Reis und
Maiz frassen, so diente das den Bauern zur Nachricht, dass diese
beiden Arten in dem kommenden Jahre vorzüglich gedeihen und
deshalb am Vortheilhaftesten cultivirt werden würden. Andere
meinten im Gegentheil, die Getreidesorten, von denen die Ochsen
viel frässen, würden im nächsten Jahre theuer sein, und so musste
sich die Vorbedeutung schon in der einen oder ändern Weise
erfüllen. Die Brahminen näherten sich dann dem Feldkönig
und hielten ihm drei Packete vor mit einfachen Lendentüchern,
wie sie der gewöhnliche Ackersmann trägt. Er hatte eins davon
auszuwählen, und als man ihn über sein kostbares Gewand
damit bekleidete, zeigte es sich als vierfältig. Das galt als
gute Vorbedeutung, denn im vorigen Jah re , wo ein Kleid mit
fünf Falten gewählt worden, war zu viel Regen gefallen, und
hoffte man nun, dass es diesmal besser sein würde. 8 0 hoch
das Untergewand herabhängt, so hoch wird es später aufzuschürzen
sein, um die Regenpfützen zu durchwaten. Der König
des Ackerbaues betrat dann sein mit einem hohen Kajütendache
versehenes Boot und kehrte zur Stadt zurück, wo er nach der
Ansicht des Volkes für den Tag als wirklicher *) König herrscht,
da er alle zum Verkauf ausgelegten Gegenstände ergreifen
lassen und als sein Eigenthum beanspruchen kann. Auch
könnten die zusammengeketteten Sträflinge, von denen sich
mehrere in der Procession fanden, an dem Tage stehlen, was
ihnen beliebe, ohne dass sie dafür Strafe zu fürchten hätten,
meinte mein siamesischer Begleiter. Auf den Strassen waren
während der Zeit nur wenige Verkäufer zu sehen. Vor Eröffnung
des Reknafestes werden die Tamra-Bücher nachgeschlagen,
um zu wissen, in welcher Richtung der Kopf von Phaya Nakh
*) Von der chinesischen Frühlingsprocession bemerkt Doolittle: On that day
the prefect takes precedence of all the higher officers in the city (Fuhchau).
liegt, und der Pflug ist dann nach der entgegengesetzten Seite
herumgeftihrt, um ihn nicht zu verletzen. Er wendet sich in
jedem Monat, so dass sein Kopf an die Stelle des Schwanzes
kommt, und darum dauert die Feierlichkeit drei Tage.
Eine politisch wichtige Ceremonie (Pitthi thü nam) ist das
Trinken des Eidwassers (Nam Phra-Phath), das sich zweimal
im Jah re , im lOten und 5ten Monate, bei den Auszahlungen
des Soldes und der Gehalte wiederholt. Die halbjährige Feier
wurde am 3. October abgehalten. Die Tempelhalle des Vat
keoh war mit Mönchen gefüllt, die hinter den ihnen geschenkten
Gaben sassen, und vor dem grünen Buddhabilde standen Vasen
mit Wasser. Die Brahmanen sassen in einem Nebenraume. Die
Ankunft des Königs, von. seinen Leibgarden umgeben, wurde
durch rauschende Militärmusik angekündigt, und die ihn erwartenden
Fürsten traten dann mit ihm in den Tempel ein.
Er trug eine weisse, von Gold glitzernde Schärpe über der Brust
und setzte sich den Mönchen gegenüber auf ein Kissen, die
dorthin gestellten Kerzen anzündend. Nach dem Absingen
einiger. Choräle wurde das Frühstück für die Mönche hereingebracht,
und die Edelleute beeiferten sich, die rothen Spitzdeckel
zu entfernen, mit denen die Reis, Fische, Kuchen u. s. w.
enthaltenden Schüsseln bedeckt waren. Nachdem sie abge-
gessen hatten, zogen sich die Mönche nach dem Hintergründe
des Saales zurück, wo sie aufs Neue Gesänge anstimmten,
während der Oberpriester der Brahmanen auf seinen Knieen
vor dem Buddhabilde lag. Ein zweiter Tusch der Militärmusik
bezeichnete die Annäherung des zweiten Königs, der, seine Soldaten
draussen zurücklassend, rasch durch die Zuschauermenge
in den Tempel eilte und sich an der Seite seines Bruders nieder-
liess. An einer Balustrade hingen die reich mit Gold geschmückten
Reichswaffen des Königs, seine Schwerter, Speere,
Dolche, Gewehre, Pistolen, die nun eins nach dem ändern von
den Leibwächtern herabgenommen und dem brahmanischen Oberpriester
gereicht wurden, um sie (die Werkzeuge der etwaigen
Verräthern drohenden Rache) in die Vasen einzutauchen, die
mit Wasser gefüllt neben einander standen. Dann erhob der
Brahmane eine kleine Schale, über die er Beschwörungsformeln