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 so  müssen  sie  den  Meister  ersuchen,  einen  Stellvertreter für sie  zu miethen,  
 indem  sie  als  dessen  Sold  sechs  Bath  monatlich  zahlen.  Hieraus  geht  
 hervor,  dass  die  Phrai  luang  genannten  Bao  eine  andere  Stellung  wie  die  
 That  einnehmen,  da  die  letzteren  von  ihren  Herren  zu  beständiger Arbeit  
 gezwungen  werden  können.  Zuweilen  bitten  sie  darum,  dass  das  Geld  
 auf  Zinsen  gelegt  werden  möge,  und  das  würde  nach  dem  Gesetze  einen  
 Tikal  den Monat  ergeben.  Zuweilen  weist  aber der Gläubiger  einen Tikal  
 per  Monat  zurück  und  verlangt  zwei  oder  mehr  von  dem That.  In  sofern  
 ist  der  That  schlimmer  daran  als  der  Bao.  Die  Bao  aber  haben  den  
 Nachtheil,  dass  ihnen  befohlen  werden  kann,  wenn  es  das  allgemeine  
 Beste  erfordert,  mit  der  Armee  auszumarschiren.  Die  Chao  Khun  mun  
 nai  heben  dann  Rekruten  aus  und  formiren  die  Regimenter  aus  dem  
 Aufgebot  der  Bao.  So  möchte  es  scheinen,  dass  in  Kriegszeiten  die  
 Stellung  eines  That  der  eines  Bao  vorzuziehen  sei,  sonst  aber  ist  die«  
 des  letzteren  die  bessere.  Dies  ist  es  nun,  was  über  That  und  Bao  in  
 Myang  Thai  (Siam)  zu  bemerken  war. 
 Pr ä g e :   Wie  hoch  mag  sich  in  Siam  die  Zahl  solcher  belaufen  ,  die  
 Sklaven  (That)  eines  Privatmannes  sind?  und  wiegross  ist  im Verhältniss  
 die  Zahl  des  gemeinen  Volkes,  ohne  in  der  Sklaverei  eines  Ändern  zu  
 stehen ? 
 An two r t :   Auf  diese  Frage  bin  ich  nicht  im  Stande  eine  genaue  
 Antwort  zu  geben,  doch  scheint  es  mir  nach  sorgfältiger  Untersuchung,  
 dass  man  die  Zahl  der  Privatsklaven  als  Eins  zu  Zehn  nehmen  kann,  
 unter  den  Leuten  des  gemeinen  Volkes,  die  nur  zu  Krondiensten  verpflichtet  
 sind. 
 Dasselbe  Buch  berechnet  die  Zahl  solcher,  die  lesen  können,  auf  
 50,  gegen  10,  die  unwissend  sind,  während  bei  den  Frauen  umgekehrt  10  
 Leser  auf 50  Unwissende  kämen.  An  einer  ändern  Stelle  wird  die  Zahl  
 solcher,  die  nicht  zu  schreiben  verständen,  eben  so  hoch  oder  zu  5°/0  berechnet, 
   aber  zugleich  bemerkt,  dass  unter  den  95  Schreibfähigen  sich  
 kaum  5  finden  möchten,  die  die  Buchstaben  kalligraphisch  und  ortho--  ^  
 graphisch  richtig  hinzuzeichnen  wüssten.  Auch  unter  den  Lesern  wären  
 nur  wenige,  die  den Sinn  schwieriger Gegenstände  zu  erfassen vermöchten  
 und  wirklich  Nak-Prat  (Gelehrte)  genannt  werden  könnten.  Im.  Studium  
 des  Pali  würde  es  ungefähr,  wenn  der  Schüler  begabt  sei,  drei  Monate  
 erfordern,  um  lesen  zu  lernen,  sieben Jahre, um  im  Trai-Pidok  die  Bücher  
 der  untersten  (vierten)  Klasse  (yang  chattava)  zu  verstehen,  10  Jahre  für  
 die  dritte  (yang  tri),  15  für  die  zweite  (yang  tho)  und  16  für  die  erste  
 (yang  ek).  Die  Zahl  der  im  Rechnen  Vollkommenen  möchte  ein  Zehntel  
 der  Bevölkerung  bilden. 
 .Da  es  Leute  verschiedener  Nationen  giebt,  so  muss  man  bei  Jedem  
 auf  die  ihm  eigentbümlichen  Gebräuche  Rücksicht  nehmen.  Unter  den 
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 Siamesen  (Thai),  die  sehr  zahlreich  sind,  giebt  es  das  Volk,  die  Adligen,  
 die  durch  königlichen  Befehl  ernannt  sind,  Hauseigenthümer  und  Kaufleute. 
   Jeder  muss  die  ihm  zukommende  Stellung  beachten  und  weder  
 über,  noch  unter  s'einem  Stande  leben.  Wenn  ein  Mann  des  Volkes  mit  
 Anderen Besuche austauscht,  so muss  er  seine  männlichen  oder  weiblichen  
 Sklaven  und  Diener  in  richtiger  Weise  anleiten,  dass  sie  sich  der  guten  
 Sitte  gemäss  benehmen,  weder  zu  hochmüthig  noch  zu  demüthig.  Er  
 muss  ihnen  zeigen,  wie  sie  zu grüssen  haben,  ihre  Achtung  und Ehrfurcht  
 darzubringen.  Während  der Unterredung muss  deutlich gesprochen werden,  
 weder  in  unverständlichem  Wispern,  noch  mit  Geschrei.  Im  Gehen  muss  
 nicht  mit  den  Armen  geschwenkt  werden,  und  es  ist  unpassend,  sich  zu  
 nahe  neben  Andere  hinznstellen.  Und  weiter:  bei  Annäherung  eines  
 Besuches  muss  ein  Diener  entgegengeschickt  werden,  um  die  gebrachten  
 Geschenke  in  Empfang  zu  nehmen.  Dann  ladet  man  ihn'ein  und  drängt  
 ihn,  sich  niederzusetzen;  so  erheischt  es  die  gute  Sitte.  Kommt  Jemand  
 zu  einer  Zeit,  wann  Erfrischungen  angeboten  werden  können,  so  mag  
 heisses Wasser  für Thee  oder  das  sonst Angemessene  bereitet werden,  und  
 sollte  irgend  ein  Anliegen  vorgebracht  werden,  so  ist  demselben,  wenn  es  
 geschehen  kann,  nachzukommen.  Sollten  wir  selbst  etwas  zu  wünschen  
 haben,  so  mögen  wir  es  gelegentlich  erwähnen,  doch  muss  in  allen  Erzählungen  
 bei der Wahrheit geblieben und die Thatsachen müssen so berichtet  
 werden,  wie  sie wirklich  statthatten.  Sollten  wir Lügen gesprochen haben  
 und  dies  später  herausgefunden  werden,  so  würde  uns  Beschimpfung  und  
 Tadel  treffen.  Wer  aber  nach  diesen  Vorschriften  handelt,  wird  von  
 Jedermann  gepriesen  werden.  Ferner  muss  ein  Siamese  bedenken,  dass  
 von  fremden Gegenden gekommene Ausländer sich in Gebräuchen,  Sprache  
 und  Sitte  von  ihnen  unterscheiden.  Ein  rechtlich  Denkender  wird  sie  
 deshalb  nicht  erzürnen  und  beleidigen.  Sie  müssen  auch  nicht  verachtet  
 und  beschimpft  werden.  Halten  wir  die  Ansicht  fest,  dass  wir  alle  als  
 Menschen  in  gleicher  Weise  geboren  sind,  wenn  auch  nach  Nationalität  
 und  Sprache  verschieden.  Wenn  du  siehst,  dass  jene  nach  ihren  Gebräuchen  
 handeln,  so  lache  und  verspotte  sie  nicht,  wenn  auch  jene  Gebräuche  
 von  den  unter  uns  eingeführten  abweichen  mögen.  Ueberlege  es  
 bei  dir  und  denke  darüber  nach,  du  wirst  dann  einsehen,  dass  seine  
 Handlungsweise,  obwohl  sie  unter  uns  nicht  angemessen  sein  würde,  vielleicht  
 seiner  heimisbhen  Sitte  entspricht.  Und  wenn  du  sie  länger  beobachtest, 
   so  wirst  du  zur Ueberzeugung  kommen,  dass  sie  völlig  im  Rechte  
 sind  in  Befolgung  ihrer  eigenen  Gebräuche.  Ihre  Sitte  und  die  unserige  
 ist  nicht  dieselbe.  Ferner:  Wenn  du  dich  in  Gesellschaft  befindest,  so  
 erzähle  keine Jagdgeschichten,  noch berichte  Dinge,  die  zu Verleumdungen  
 und  Schmähung  Anderer  beitragen.  Sprich  nur  das  Wahre  und  Aufrichtige, 
   beleidige  Niemand  mit  deinen  Worten.  Ferner:  Wenn  du  
 Jemandem Höflichkeiten  zu  beweisen  hast,  so thue  es in der angemessenen  
 Weise,  wie  du  es  am  Besten  verstehst.  Gefällt  dir  Jemand  nicht,  so  be